VEGAN. Ein Wort – Zündfunke für stundenlange, emotional aufgeladene und daher leider auch häufig herzlich unsachliche Diskussionen. Seit ich mich vor ein paar Wochen endgültig und offizell für die vegane Lebensweise entschieden habe (ja, ich bin noch ein relativer Frischling), komme ich um diese Diskussionen nicht mehr herum.
Nicht, dass ich Diskussionen im Generellen nicht mag – ganz im Gegenteil. Als studierende (Möchtegern-)Philosophin bin ich keinem vernünftigen Disput abgeneigt. Wohlgemerkt: Vernünftig! Das, womit man sich als bekennende Veganerin auseinandersetzen darf, ist leider (nach bisherigen persönlichen Erfahrungen) alles andere als vernünftig.
Zunächt war ich über die Polarität der Reaktionen überrascht. Während die Einen (meine Eltern) den Lebenswandel quasi mit Schulterzucken quittierten, kam heftiger Gegenwind aus einer ganz anderen Richtung: aus der meines Partners.
Da stellte sich für mich die Frage: Wie gehe ich jetzt damit um?
Derzeit fahre ich die Schnecken-Strategie.
Was das konkret bedeutet? Ein langsames Herantasten und kontinuierliches Dranbleiben an der Sache in der gewisshaften Überzeugung, das Ziel schlussendlich noch zu erreichen. Mein Ziel: Die Akzeptanz meiner neuen Lebenweise durch meinen Partner. Meine Vorgehensweise: Nachdem ich begriffen hatte, dass konfrontative Diskussionen fruchlos sind (in dem Zusammenhang habe ich auch gleich gelernt, dass Essen ein hochsozialer Faktor ist), habe ich mich darauf verlegt, meinen Veganismus konsequent (und dickköpfig) durchzusetzen. Dabei schiebe ich allerdings nebenbei immer wieder relevante Forschungsergebnisse zum Thema Gesundheit oder Tierhaltung ein und mache ihn ansonsten mit der veganen Lebensweise vertraut. Ich habe nämlich gemerkt, dass die heftigen Abwehrreaktionen, die er gerade in den ersten Tagen zeigte, sich in der Regel auf Angst gründen („Du nimmst zuviel ab“, „Das kann doch nicht gesund sein“, „Wir können dann doch gar nichts mehr zusammen essen“ etc.). Wichtig dabei: Ich habe keinerlei missionarische Absichten – nicht nur, dass er das sofort merken würde. Auch halte ich es für genauso verwerflich, jemandem eine Ernährungs- bzw. Lebensweise aufzuzwingen wie eine spezielle Lebensform einfach nicht zu akzeptieren. Da geht das eine ja aus dem anderen hervor.
Es sind übrigens partielle Erfolge mittels der Schnecken-Strategie zu vermelden: Die Wut in der Diskussion ist einem latenten Misstrauen gewichen und insgesamt fallen weitaus weniger anstrengende Bemerkungen als noch vor 3 Wochen. Und das Essen wird konsequent als großartig bezeichnet. Wenn das keine Fortschritte sind!
Welche Erfahrungen durftet/musstet/konntet ihr mit euren Mitmenschen sammeln, als klar wurde, ihr seid (jetzt) vegan? Habt ihr Ähnliches erlebt?
2 comments
Hallo, ich kann ein Lied davon singen. Mein Mann und mein Sohn sind absolute Fleischliebhaber und jeglichen Neuerungen abgeneigt. Daher bin ich mit meiner Ernährungsform allein, aber das wirft mich trotzdem nicht zurück. Ich koche halt zwei Essen. Und versuche darauf zu achten, dass die beiden Bio-Fleisch, Bio-Eier und Bio-Milch bekommen. Und mein Sohn {fast 13 } kann den teilweise dummen Sprüchen in der Schule mit handfesten Argumenten begegnen. Mach weiter so, es ist die richtige Entscheidung. .
Lg Madeleine
Hallo Madeleine,
ich finde es klasse, dass du zu deiner Entscheidung stehst und ihr in der Familie eure Kompromisse gefunden habt. Vielleicht kommt ja irgendwann auch eine Entwicklung der beiden Fleischliebhaber in Richtung Veganismus in Gang, wenn du ihnen vermitteln kannst, wie ausgesprochen lecker die vegane Küche ist. 🙂
Ich selbst muss wahrscheinlich demnächst einen Update-Artikel verfassen: Nachdem ich jetzt etwas über einen Monat konsequent vegan lebe, hat mein Partner sich – langsam, aber sicher! – schon etwas dran gewöhnt und das Thema wird nicht mehr zum Diskussions- oder Krisenthema stilisiert. Mittlerweile kauft er sogar für mich vegan ein und isst anstandslos dasselbe Essen. Und – o Wunder! – Reismilch schmeckt ja sogar richtig gut! 😉
Liebe Grüße
Jenni
(Grünzeug)