Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, welchen der vielen Fäden in meinem Kopf ich als erstes aufnehmen und weiter verfolgen möchte. Fangen wir beim Offensichtlichen an: Es hat eine Weile gedauert, bevor ich hier einen neuen Beitrag veröffentlicht habe – und das hat mehrere Gründe.

Babyvorbereitungen: ein zweiter Vollzeitjob

Zum einen waren die letzten Wochen…intensiv. Wenn ich zurückblicke, weiß ich jetzt schon gar nicht mehr, wie wir und ich das alles geschafft haben: Wir haben geheiratet, die halbe Wohnung im Nestbautrieb auf den Kopf gestellt, viele Formulare ausgefüllt und abgeschickt, Versicherungen aktualisiert, Sachen fürs Baby besorgt, (viel Geld ausgegeben), zu Elternschaft und Baby recherchiert, es gab zahlreiche Termine bei der Gynäkologin, der Hebamme und dem Geburtsvorbereitungskurs – alles neben unseren hauptberuflichen Tätigkeiten.

Das hat sich angefühlt wie ein zusätzlicher Vollzeit-Job und wenn ich ehrlich bin, fühlt sich das immer noch so an. Wie machen andere das, frage ich mich und ich ahne, dass ich mir diese Frage in den nächsten Jahren sehr, sehr oft stellen werde und das hier ein Vorgeschmack auf das Elternsein ist: immer maximal begrenzte Zeitkapazitäten zu haben. Jetzt stehen die Anträge für Mutterschaftsgeld, Eltern- und Kindergeld an und hoffentlich wird es dann gegen Ende der Schwangerschaft ein bisschen ruhiger. Abgesehen von den noch anstehenden Terminen und der Vorstellung im Krankenhaus.

Jedenfalls habe ich mich – nach langem Hin- und Herüberlegen – dafür entschlossen, ab Anfang Dezember (damit bin ich dann auch ziemlich spät dran) mir selbst Mutterschutz zu verordnen: Nicht gar nicht, aber zumindest auf Sparflamme zu arbeiten. Ich freue mich schon sehr drauf – denn so langsam (ich bin gerade in der 34. Schwangerschaftswoche) möchte ich mich zurückziehen in meine Höhle, in mich hineinspüren, Denken und mich auf meine neue Rolle und das Baby richtig bewusst vorbereiten. Ich habe gemerkt: Ich brauche Arbeit, ich liebe Arbeit – aber sie lenkt mich natürlich auch sehr von dem ab, was da gerade Krasses mit und in mir und zwischen uns passiert. Das möchte ich nicht so nebenbei vorbeiziehen lassen, immerhin handelt es sich um eine einmalige Erfahrung (selbst, wenn ich irgendwann noch einmal schwanger werden sollte).

Externe Textproduktion und: Was sage ich hier noch?

Ein paar Worte zu dieser meiner Arbeit, die sich in den letzten Wochen und Monaten ein wenig verändert hat und auch im nächsten Jahr weiter verändern wird: Ich habe – auch nach der Veröffentlichung unseres Buches – jetzt immer öfter die Gelegenheit, meine Worte, Gedanken und Recherchen auch woanders als hier veröffentlichen zu dürfen und ganz bescheiden gesprochen ist das genau das, wovon ich immer geträumt habe. Vom Schreiben zu leben.

Ich durfte zum Beispiel für die aktuelle Ausgabe der Brigitte BeGreen über Leder und Lederalternativen schreiben (Wie nachhaltig ist eigentlich veganes Leder?), habe für Perspective Daily über Kolonialismus im Naturschutz (und wie es besser geht) recherchiert und pflege natürlich meine regelmäßigen Veröffentlichungen drüben bei den Fashion Changers. I am beyond grateful, ich kann es nicht anders sagen und blicke zuversichtlich auf die Entwicklungen des nächsten Jahres, auch wenn ich dazu noch nicht viel verraten darf und möchte.

Das führt natürlich dazu, dass auf dieser Plattform hier weniger tiefe Recherchen und zeitintensive Texte veröffentlicht werden können – die Energie fließt schlicht woanders hin. Und ja, ich bin ehrlich: Es ist schön (und klüger), sich für solche Texte auch angemessen bezahlen zu lassen. Immerhin braucht es nicht selten mehrere Wochen, bis so ein Stück fertig ist.

Was das langfristig für diesen Blog bedeutet, weiß ich noch nicht. Ich möchte aber auf keinen Fall ausschließen, dass hier auch weiterhin rechercheintensive Stücke platziert werden, die mir besonders dringend / wichtig erscheinen oder die ich woanders nicht unterbekomme. Es gibt und wird auch immer mal wieder Themen geben, die ich exklusiv hier besprechen möchte und das ist auch gut so. Es geht also auf jeden Fall weiter, soviel ist sicher.

Was mich zur anderen Seite der Medaille bringt: Mittlerweile bin ich ja ein bisschen älter geworden (hust) und posaune nicht mehr jeden Gedankenfetzen ins Internet. Mit der Schwangerschaft hat sich die Frage danach, was ich hier und woanders teilen möchte und was privat bleiben darf und soll, noch einmal in einer neuen Dimension gestellt. Was möchte ich, dass mein Kind später über mich im Internet herausfinden können wird? Wie viele Rückschlüsse möchte ich zulassen – auf mich, uns als Familie?

Dazu kommt, dass ich weiß, dass hier nicht nur Menschen mitlesen, die mir und uns wohlgesonnen sind – die brauchen keine zusätzliche Munition für ihre dunklen Gedanken. Es ist also derzeit ein neuer Balanceakt – wie viel sagen und wann und wo schweigen? Ich taste mich voran.

Serviceorientiert oder so wie früher?

Zu guter Letzt, und hier blutet mein Herz ein bisschen, haben sich Blogs verändert. Beziehungsweise: die Menschen, die früher Blogs konsumiert haben. Denn die werden immer weniger und wandern ab zu Plattformen wie Instagram oder Tiktok. No shame an dieser Stelle, ich bin da ja auch unterwegs, aber für alte Bloghasen ist das trotzdem irgendwie ein Stich: Liest das hier überhaupt noch jemensch, solange ich keine Service-Artikel produziere, wie sie auch auf Utopia zu finden sind? 13 Tipps für…So findest du die perfekte…Hier kannst du xyz kaufen…

Ich habe festgestellt, dass es natürlich schön und toll ist (auch SEO-technisch), solche Artikel zu schreiben und ich mich freue, wenn sie Menschen weiterhelfen, denn dafür sind sie ja gedacht. Aber das ist nicht das, was ich ausschließlich machen möchte, um Sichtbarkeit zu erlangen. Deswegen ist auch das hier ein Text in alter Blog-Manier: Gedanken runtergeschrieben, ohne den magischen Mehrwert für die Besucher*innen. Ein bisschen Tagebuch, so wie früher. Wobei ich auch hier wieder aufpassen muss, dass sich das nicht mit den neuen Privatheitsansprüchen beißt. Ihr seht, es ist kompliziert.

Noch ein Wort zur Werbung: Eingen ist vielleicht aufgefallen, dass in letzter Zeit ab und zu Werbe-Artikel zwischengeschaltet waren – und dass sich das ein wenig gehäuft hat. Das hängt mir einer ungünstigen Planung von meiner Seite zusammen (und geringeren Kapazitäten als gedacht, um redaktionellen Content zu produzieren) und wird sich bald wieder entzerren. Demnächst kommt noch ein Artikel mit Wildling online, die ihr hier ja schon kennt – und dann ist erstmal wieder nichts mehr geplant. Nicht, dass ihr denkt, hier möchte jemensch die Kuh melken.

Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas über Schwanger- und Mutterschaft geschrieben haben, aber das mache ich lieber in einem separaten Artikel (coming soon!), sonst wird das hier wieder viel zu lang.

P.S.: Great Green Thinking wurde kürzlich vom bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kultur als eines der 10 besten Indie-Bücher 2021 ausgezeichnet! Ja, ich bin sehr stolz.

JENNI

Wanderin im Geiste, mit der Nase im nächsten Buch, nie so ganz zuhause und doch immer da.

KOMMENTARE

Hi Jenny! Auch ich möchte hier kurz meinen Senf abgeben und sagen, dass ich gerne deinen Blog lese und im Besonderen die Artikel lese, wo es “einfach” ums Leben geht. Ich kann das sehr nachvollziehen mit der Frage was gepostet werden will und was nicht und wünsche dir sehr, dass du immer wieder deine goldene Mitte finden wirst.
Dir und euch alles Gute für die Zukunft und habe eine schöne Zeit!
Beste Grüße, Mai Quynh

Liebe Mai,
ich danke dir für die lieben Worte und die Rückmeldung – das ist in der Tat schön zu wissen für mich, bedeutet es doch auch, dass auch “von der anderen Seite” nicht nur Service-Content gewünscht ist. Das nimmt auf jeden Fall ein wenig den Druck raus. 🙂

Ja, derzeit ist alles ein wenig aus der Balance geraten und ich suche (wieder) neu, aber das ist ja auch ganz normal in dem Stadium, denke ich. Ich freu mich auf jeden Fall schon sehr auf ein paar Wochen Ruhe vor der Geburt, das wird sicherlich helfen.

Dir auch die besten Wünsche und hoffentlich erst einmal eine gemütliche und entspannte Adventszeit!

Liebe Grüße
Jenni

Hallo,
auch ich lese Deinen Blog unheimlich gerne und finde Deine Artikel meist sehr informativ und vielschichtig. Da ich eher selten kommentiere (musste gerade erstmal die Funktion suchen) wünsche ich Dir/Euch schonmal Alles Gute für die restliche Schwangerschaft und eine erholsame Adventszeit.
Viele Grüße, die Alex

Hey Alex,
danke dir für die lieben Worte und die Meldung “aus dem Off”, über die ich mich sehr freue. 🙂

Es wird auf jeden Fall aufregend in diesem Advent!

Dir auch eine feine und hoffentlich erholsame Zeit – auf dass der Winter gut zu uns sein möge.

Liebe Grüße
Jenni

Liebe Jenni,
Wir lesen diese Beiträge besonders gerne, weil wir deine Gedanken mögen, denen wir folgen dürfen.
Freilich sind recherchierte Beiträge oft sehr wertvoll, aber da kommt es darauf an, ob uns das Produkt anspricht. Bei einem so persönlichen Artikel wissen wir, dass es uns anspricht und interessiert, weil wir gerne andere Menschen kennenlernen.
Allerdings finden wir es besonders wichtig, die Privatsphäre mit Baby bzw. Kind strenger zu ziehen und wollen das unbedingt unterstützen.
Alles Liebe und Gute für die kommenden Wochen und Monate, für diese aufregende neue Rolle und Lebenszeit.
Herzliche Grüße
“Benita”

Hey Benita,
danke für das ausführliche Feedback – ich freue mich, dass auch solche Artikel “ankommen” und auch auf der anderen Seite als wichtig empfunden werden. (Nicht nur, dass ich das Bedürfnis habe, diese Sachen loszuwerden.)

Vielen Dank auch für die guten Wünsche – ich bin sehr gespannt (und aufgeregt), was diese Zeit bringen wird!

Liebe Grüße
Jenni

Liebe Jenni,
ich lese deinen Blog sehr gerne. Danke für die tollen und detaillierten Artikel.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute für die nächsten Tage, Wochen und Monate.

Hi Kirstin,
danke dir für das schöne Feedback – das freut mich wirklich sehr!

Danke dir auch für die guten Wünsche, die ich nur zurückgeben kann. 🙂

Liebe Grüße, auf aufregende Zeiten!
Jenni

ich lese hier. so ziemlich alles. und ganz besonders, weil die plattformen mit den bunten bildern und videos so sehr reizüberfluten.

Hey Anna,
das freut mich sehr – und kann ich gut nachvollziehen, ich struggle auch immer mal wieder (und durch den Video-Content zunehmend) mit Social Media. Bei mir wird es eine Hassliebe bleiben, glaube ich. Umso wichtiger ist mir diese eigene Plattform hier.
Schön, dass du gerne hier bist!

Liebe Grüße
Jenni

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