Jetzt habe ich meinen ersten veganen Monat fast abgeschlossen und glaube, ich kann eine erste Bilanz ziehen.
Vieles! Und doch nicht so viel wie erwartet. Da ich vor dem Umstieg schon lange vegetarisch gelebt hatte (und dazu gehörte für mich damals schon so was wie der Verzicht auf Leder, Zoo- und Zirkusbesuche etc.), war der Umstieg natürlich kein so großer wie von der omnivoren auf die vegane Lebensweise. Trotzdem sind einige Veränderungen vonstatten gegangen, die ich fast ausnahmslos positiv bewerten möchte:
- Ich esse wesentlich mehr Obst und Gemüse.
Obwohl man meinen sollte, auch in der vegetarischen Ernährung spielen diese beiden Kategorien die Hauptrolle im Ernährungsplan, sah die Realität bei mir bisher etwas anders aus: Milchprodukte standen ganz oben. Natürlich mit Obstbeilage. Und das Abendessen war auch gemüsebasiert. Aber da ging noch viel mehr, das sehe ich jetzt.
- Ich konsumiere bewusster.
Und das in allen Lebensbereichen. Ich überlege mir nun sehr genau, was ich brauche und ob das Produkt, das gerade auf meiner Wunschliste steht, notwendig oder nur aus dem Will-Haben-Denken dorthin gelangt ist. Das Resultat: Ich kaufe weniger, dafür aber hochwertiger. Natürlich ist es manchmal etwas nervig, bei dem x-ten Nagellack die Zutatenliste zu studieren und auf tierische Inhaltsstoffe zu prüfen (nur um ihn dann umgehend wieder zurück ins Regel zu stellen). Und das Recherchieren im Internet hat mich auch so einige Stunden gekostet, bevor ich einen befriedigenden Überblick über vegane Produkte und Marken gewonnen habe. Aber dafür weiß ich genau, was ich da kaufe. Ich weiß, dass ich keinen Chemiecocktail in meinem Einkaufskorb habe und – was noch viel wichtiger ist – dass kein Lebewesen dafür leiden musste. Damit wären wir beim nächsten Punkt:
- Ich habe ein gutes Gewissen.
Mir selbst, der Umwelt, meinen Mitmenschen und den Tieren gegenüber. Ich weiß, dass ich durch mein Konsumverhalten aktiv Firmen unterstütze, deren erklärtes Ziel nicht die Ausbeutung, Tötung und Misshandlung von Tieren ist, dass ich meinen ökologischen Fußabdruck beträchtlich reduziere, meine Mitmenschen zum Nachdenken anrege, Lebensmittel spare und ganz nebenbei etwas für meine Gesundheit tue. Und das gibt mir eine enorme psychische Ausgeglichenheit, die ich mit dem stets schlechten Gewissen im Hinterkopf bei dem Verzehrt von tierischen Produkten zuvor so nicht gehabt habe.
- Ich habe reine Haut bekommen.
Hört sich trivial an, war aber für mich Zeit meines Lebens ein Thema. Nicht, dass ich unter Akne gelitten hätte – aber kleine Mitesser und allgemein zu Unreinheiten neigende Haut war leider immer etwas, mit dem ich mich auseinander zu setzen hatte. Seit einigen Wochen nicht mehr.
- Ich halte den ganzen Tag über ein konstantes Energielevel ohne Leistungstiefs.
Die berüchtigte Nachmittagsmüdigkeit hat mich bereits nach der ersten Woche nicht mehr heimgesucht und ich habe insgesamt das Gefühl, jederzeit genügend Energie zur Verfügung zu haben – auch und vor allem beim Sport. Ich trainiere 3-4 Mal pro Woche zwischen einer und anderthalb Stunden bei jedem Wetter und zu jeder Uhrzeit und fühle mich so gut wie noch nie.
- Ich habe Smoothies für mich entdeckt.
Und ich liebe sie! Nicht zu unterschätzende Nährstoffbomben, Sattmacher und Leckerchen! Der Regeneration-Smoothie ist mittlerweile nach jedem Training Pflicht und auch sonst nehmen die bunten Säfte jetzt einen stabilen Platz in meinem Ernährungsplan ein. Was man da alles kombinieren kann! Und man hat gleich eine ordentliche Portion des täglichen Mikro-Nährstoffbedarfs gedeckt.
- Ich kenne mich besser mit Nährstoffen aus.
Ich bin sicherlich noch weit davon entfernt, Expertin für Lebensmittel und ihre Bestandteile zu sein, aber seit dem Umstieg auf die vegane Lebensweise setze ich mich aktiv mit ihnen auseinander und habe auch schon Einiges dazugelernt. Das macht mich sicher in der Planung meiner Ernährung und in der Argumentation mit Nicht-Veganern, die davon überzeugt sind, man könne mit der pflanzlichen Ernährung doch unmöglich seinem Nährstoffbedarf gerecht werden.
- Ich habe keine Magenprobleme mehr.
- Ich probiere viele neue Rezepte und Lebensmittel aus.
Nicht, dass ich nicht vorher schon sehr experimentierfreudig in der Küche gewesen wäre. Doch mit der Beschäftigung mit der veganen Ernährung öffnet sich zwangsläufig ein weeeeeeites Feld an bisher unbekannten Lebensmitteln, das unbedingt erforscht werden will. Ich befinde mich mitten auf der Expedition – und es macht ungeheuer viel Spaß!
- Ich führe interessante Diskussionen.
Über Konsumverhalten, Medienbeeinflussung, Tierrechte und Ernährungsgewohnheiten. Ich führe diese Diskussionen mit allen möglichen Menschen (pro und contra Veganismus) auf allen möglichen Kanälen (analog, digital) und mit unterschiedlichen, aber immer wieder erkenntnisreichen Ausgängen. So lerne ich nicht nur viel über mich selbst, sondern auch über meine Mitmenschen und im Kleinen auch darüber, wie die Gesellschaft bezüglich des Themas “Ernährung” strukturiert ist.
- Ich laufe mit offeneren Augen durch die Welt.
Ich ignoriere Tatsachen nicht mehr einfach. Statt sie in die hinterste Ecke meines Bewusstseins zu verbannen, stelle ich mich den Fakten und entscheide mich aktiv gegen eine mir ethisch und moralisch nicht zusagende Lebensweise. Ich habe gemerkt, wie viele Vorurteile ich selbst lange Zeit mit mir herumgeschleppt habe und wie sehr von der Massenwaren-Industrie beeinflusst ich bisher gelebt habe. Das möchte ich nicht länger hinnehmen.
Ich weiß nicht, ob mir nach Ablauf des Monats noch mehr Dinge einfallen, die dieser Liste hinzugefügt werden könnten – wahrscheinlich. Aber es ist schon spannend, wie viele Erkenntnisse und Veränderungsprozesse innerhalb eines Monats angestoßen werden können…
Ich kann und will mir ein Zurück jedenfalls nicht mehr vorstellen und bin sehr, sehr froh, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe.
Erinnert ihr euch noch, wie das bei euch war? Was hat sich bei euch verändert, als ihr auf die vegane Lebensweise umgestiegen seid?
Liebe Jenni,
ersteinmal vielen Dank für deinen Kommentar auf meiner Facebook Seite! Sonst hätte ich dich wahrscheinlich nie gefunden und das wäre so schade gewesen.
Ich stöbere gerade hoch gespannt durch deine veganen Beiträge und freue mich jede Sekunde mehr auf meine vegane Fastenzeit in diesem Jahr.
Schon sehr lange beschäftige ich mich mit diesem Thema, aber bis heute habe ich meine Ernährung nicht umgestellt. Ich möchte endlich herausfinden wie es mir mit einer veganen Ernährung geht. Ein bisschen Sorge macht mir noch die Reaktion von meinem Mann sollte ich mich danach für den Veganismus entscheiden. Das scheinst du ja auch zu kennen 🙂
Nächste Woche geht es endlich los!
Ganz liebe Grüße
Corinna
Hallo Corinna!
Gerne habe ich dir einen Kommentar dagelassen – bei einer so schönen Seite kann man ja fast nicht anders. 🙂
Ich finde es klasse, dass du dich mit der pflanzlichen Ernährung auseinandersetzen möchtest und dir auch schon ein konkretes Ziel dafür gesetzt hast. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!
Mir hat der Umstieg damals (obwohl es ja nun noch nicht so lange her ist) eine unglaubliche Last von der Seele genommen. Seitdem ich vegan lebe, geht es mir körperlich und seelisch wesentlich besser – ich bin im Reinen mit mir. Auch wenn sich das ein bisschen nach Versandhauskatalog anhört. Ich hoffe, du wirst ähnliche Erfahrungen machen. 🙂
Oh ja – das kenne ich allerdings. Aber mittlerweile isst Mr. Grünzeug ebenfalls nahezu komplett vegan und wundert sich jeden Tag über kräftigeren Haarwuchs (natürlich nur auf dem Kopf), reine Haut und ein leichteres Lebensgefühl. Ja, woher das wohl kommt…? 😉
Ich werde dein Experiment auf jeden Fall gespannt verfolgen und wünsche dir viel Spaß dabei!
P.S.: Falls du Fragen oder Anregungen hast, kannst du mich immer gerne anschreiben. Ich nehme zwar nicht den Gral der Weisheit bezüglich des Veganismus für mich in Anspruch, aber vielleicht kann ich trotzdem weiterhelfen. 🙂
Liebe Grüße
Jenni
herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Freude und Erkenntnis im veganen Leben 🙂 und danke für die anschauliche Dokumentation, ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht
Danke sehr! Es freut mich, dass du einige deiner eigene Erfahrungen in meinem Beitrag wiedergefunden hast. 🙂