Anfang Januar wurde unsere Tochter geboren und wir schweben immer noch im Babyglück und haben noch nicht ganz begriffen, dass dieses kleine Wesen jetzt für immer zu uns gehört. Zwischen Kuscheln, vielen Stilleinheiten (der Stillstart hat problemlos geklappt) und dem ersten Beschnuppern gibt es natürlich auch die langen, weil schlaflosen Nächte und die Verzweiflung, wenn mensch nicht sofort erkennt, was dem Baby fehlt oder es wegen Bauchschmerzen stundenlang bitterlich weint.
Wir tasten uns voran und glauben: An sich läuft das ziemlich gut. Auch unsere Hebamme bescheinigt uns, dass wir das toll machen würden, es fühlt sich an wie eine Ehrenmedaille (auch, wenn es sicherlich ihr Job ist, so etwas zu sagen).
Während der letzten Wochen habe ich sehr oft auf die Geburt zurückgeblickt – vor allem auf den Moment, an dem ich die Wühlmaus das erste Mal sah – und an das schöne Gefühl, das ich damit verbinde. Trotz der Schmerzen (unsere Geburt war keine schmerzfreie), der Anstrengung und teilweise auch der Ungewissheit (sowas macht mensch ja nicht jeden Tag) und der Tatsache, dass sie im Krankenhaus stattgefunden hat, haben wir eine sehr schöne Geburt erleben dürfen.
“Trotz Krankenhaus” schreibe ich bewusst, denn da ich mich im Vorfeld ausführlich mit Geburt auseinandergesetzt hatte, wusste ich natürlich bescheid über die vielen Übergriffe, Herabwürdigungen und Momente des Alleingelassenwerdens, die viele Gebärdende erleben müssen und oft zu Traumata führen. Ich habe mir Mühe gegeben, nicht allzu viele von den negativen Geburtsberichten zu konsumieren, wollte aber trotzdem wissen, was im schlimmsten Fall auf mich zukommen kann – und wie ich und S. dann reagieren können.
Ein Effekt dieser Auseinandersetzung war, dass ich Angst hatte: Angst davor, nicht ausreichend betreut zu werden (Stichwort 1:1-Beteuung). Angst davor, falsch betreut zu werden. Angst davor, es mit überarbeiteten, gestressten Hebammen zu tun zu bekommen, die ihren Frust an mir auslassen würden. Angst davor, dass meine Grenzen nicht respektiert werden würden. Die Wahrscheinlichkeit war ja nicht gering, wie mir unter anderem Aktionen wie der #RosesRevolutionDay immer wieder vor Augen führen.
Ich bin dankbar (obwohl es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte), dass es bei uns ganz anders gekommen ist und wir eine sehr schöne Geburt erleben durften, von der ich hier erzählen möchte. Denn ich finde, auch die guten Berichte aus Krankenhäusern dürfen gehört werden.
Aber zuerst noch ein paar Worte zum Krankenhaus.
Warum ein Krankenhaus?
Viele Menschen in meiner Bubble schwärmen derzeit von Hausgeburten oder Geburten in Geburtshäusern. Näher, persönlicher, intimer, selbstbestimmter – nur ein paar der Begriffe, mit denen diese Erfahrungen oft beschrieben werden. Manchmal explizit, oft auch implizit läuft die Abgrenzung zur unpersönlichen, kalten, sterilen und fremdbestimmten Geburt im Krankenhaus mit. War die Geburt im Krankenhaus früher der Luxus in Abgrenzung zur Hausgeburt der armen Bevölkerung, scheint sich der Trend umzukehren: Jetzt sind es die Hausgeburten, die vor allem von gut informierten Mittelschichtseltern-to-be favorisiert und bisweilen als ursprüngliches und natürliches Erlebnis romantisiert werden.
Oft wurde ich daher (da ich exakt in dieses Milieu passe) gefragt, ob ich nicht über eine Hausgeburt nachgedacht hätte bzw. was mich bewogen hat, am Ende doch ins Krankenhaus zu gehen. Tatsächlich habe ich sehr kurz darüber nachgedacht, die Wühlmaus zuhause zur Welt zu bringen – allerdings war das nur ein kleiner Ausflug in eine Waswärewenn-Welt, denn wenn ich ehrlich mit mir selbst bin, wusste ich von Anfang an, dass ich mich sehr schnell dagegen und für das Krankenhaus entscheiden würde. Auch, wenn ich manchmal das unbestimmte Gefühl habe, mensch müsste sich in der Nachhaltigkeits-Selbstbestimmtheits-Bubble irgendwie dafür rechtfertigen.
Also, das Krankenhaus. Der Grund, schlicht und einfach: Sicherheitsbedürfnis. Mir war wichtig, dass sofort alles und jede*r zur Stelle ist, die*den wir brauchen, falls es mir oder dem Baby unter der Geburt nicht gutgehen würde – ich habe daher auch ein Krankenhaus mit angeschlossener Kinderklinik gewählt. Bulletproof, sozusagen. Oder jedenfalls die Illusion davon. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass Schwangerschaft und Geburt in meiner Familie nicht immer leicht abgelaufen sind und ich nichts riskieren wollte.
Für uns war es eine sehr gute Entscheidung. Nun zum Hauptakt.
Geburtsbericht
Wir haben Anfang Januar, das Jahr ist frisch, der Geburtstermin der Wühlmaus wäre heute. Seit ein paar Tagen spüren S. und ich: Es dauert nicht mehr lange. Übertragen, da sind wir uns einig, sofern mensch sich überhaupt in dem ganzen Erstes-Mal-Eltern-Werden irgendwie sicher sein kann, werden wir nicht.
Wir haben recht: Am Abend des errechneten Geburtstermins geht das los, was ich für “echte” Wehen halte. Sicher bin ich nicht, obwohl mir die Stimme meiner Gynäkologin von der letzten Untersuchung vor ein paar Tagen noch im Ohr hängt: Es ist quasi unmöglich, den Geburtsbeginn zu verpassen, denn Geburtswehen haben noch einmal eine ganz andere Qualität als Senk- oder Übungswehen. Auf der Couch ab 9 Uhr abends vor mich hinwehend, weiß ich ziemlich schnell, was sie gemeint hat. Ein paar Stunden kann ich weiterstricken und wir schaffen noch einige Folgen der schwedischen Krimiserie, bei der wir gerade zugange sind, dann beginnen die Schmerzen sich zu intensivieren und ich werde unruhig: Am besten lässt es sich gehend aushalten.
Spätestens jetzt weiß ich, dass wir ziemlich bald in die Klinik müssen und packe die restlichen Dinge in den bereitstehenden Klinikkoffer (den ich viel zu großzügig bestückt habe, aber dazu vielleicht später). S. schleicht währenddessen durch die Wohnung und gießt mitten in der Nacht die Pflanzen. Später meint er, irgendwas habe er tun müssen, um die Aufregung zu kanalisieren.
Gegen halb 3 Uhr morgens gebe ich das Signal: Lass uns losfahren. Die Wehentimer-App zeigt alle 5 Minuten eine 1-minütige Wehe an und ich weiß, dass wir noch Zeit haben, aber langsam möchte ich mich dorthin begeben, wo die Wühlmaus geboren werden soll. Genau wie mein Baby bin ich gerne pünktlich. Ironischerweise verfahren wir uns auf dem Weg zum Krankenhaus, obwohl wir den Weg im Vorfeld abgefahren waren (nachts sieht halt auch alles anders aus) und ich versuche, die Wehen weiterhin entspannt zu veratmen und mich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Gar nicht so einfach.
Jedenfalls kommen wir irgendwann an, finden den Storchenparkplatz, stellen uns vor, ich werde in den Kreißsaal gebeten zur ersten Untersuchung. Der Befund: Muttermund verstrichen, aber nur ein Fingerbreit geöffnet. Wir haben also noch zu tun und es steht die Frage im Raum, ob wir noch einmal nach Hause fahren sollen. Da unser Anfahrtsweg allerdings eine halbe Stunde beträgt, kommen die Hebammen und ich zu dem Schluss, dass das Hin- und Herfahren vermutlich zu viel unnötigen Stress produzieren würde. Ich bleibe also und es folgen Untersuchungen: Urin, CTG, Ultraschall. Außerdem wird mir ein Zugang gelegt – weniger für eine eventuelle PDA als für das Antibiotikum, das ich wegen der B-Streptokokken brauche (die einzige IGEL-Leistung, die ich in Anspruch genommen habe, hat sich direkt gelohnt, sonst wären die Streptos bei mir nämlich unentdeckt geblieben). Davon bekomme ich auch direkt die erste Dosis, später werde ich noch eine weitere benötigen.
Anschließend wird uns ein Spaziergang vorgeschlagen: Es ist noch Zeit – und vielleicht haben wir hier ja doch einen falschen Alarm vorliegen und die Wehen klingen wieder ab. Von halb sechs bis halb sieben drehen wir also eine Runde durch das nächtliche Münster. Die Wehen werden häufiger und vor allem in der zweiten Hälfte intensiver, ich muss mittlerweile stehenbleiben zum Veratmen. Die gehen heute sicherlich nicht mehr weg, denke ich erleichtert.
Als wir das Krankenhaus wieder erreichen, werde ich noch einmal an das CTG angeschlossen und um 8 Uhr morgens auf Station gebracht. S. muss nach Hause, bis die Geburt “richtig” losgeht. Im Zimmer erwarten mich eine Bettnachbarin, die vorige Nacht entbunden hat und das Frühstück – nicht einmal vegetarisch, aber ich hatte ja auch noch keine Gelegenheit, meine Präferenzen zu äußern. Außerdem bekomme ich sowieso nichts runter, merke ich nach einigen vorsichtigen Bissen ins nackte Brötchen. Im Gegenteil: Wenn mein bescheidener Mageninhalt drinbleibt, kann ich mich glücklich schätzen.
Die Station ist neu gebaut, alles ist sauber, ordentlich und die Fenster sind groß, das fällt mir besonders deswegen auf, weil ich in den nächsten Stunden damit beschäftigt bin, vom Bett zu den Fenstern zu tigern und mich bei jeder neuen Wehe am Sims abzustützen. Ich bin jetzt schon unfassbar müde, auf Schlafentzug reagiere ich sensibel. Befinde ich mich im Bett, wird der Schmerz aber schwer auszuhalten. Gegen halb 12 Uhr mittags hat er einen Punkt erreicht, an dem ich mich frage, wie Geschwisterkinder eigentlich möglich sind.
Um 12 Uhr gibt es ein neues CTG und es wird wieder nach dem Muttermund geschaut. Befund: 3 Zentimeter Öffnung. Und ich denke: Puh, ich habe schon so viel gearbeitet und wir sind erst bei 3 Zentimetern? Der Weg ist noch lang und ich versuche, mich nicht entmutigen zu lassen. Aber: Alles ist weich, das ist gut, sagt die Hebamme. Und S. darf kommen, endlich. Es ist 14 Uhr.
Die Hebammen im Kreißsaal sind sehr zugewandt, freundlich und bemüht, sich an den Geburtsplan zu halten, den ich mit ihnen besprochen hatte – und so ist für mich der Kreißsaal mit der Wanne freigehalten worden, den wir jetzt beziehen. Die Geburtswanne wird vorbereitet und ich freue mich schon sehr auf das warme Wasser. Mit den Kleidern habe ich meine Scham abgelegt und bin einfach nur selig, als ich nackt in der Wanne sitze – die Schmerzen sind merklich gedämpft (vor allem, als ich ein warmes Tuch auf den Bauch gelegt bekomme) und ich sage: Hier gehe ich nicht wieder raus.
Um 16 Uhr ist der Muttermund bei 4 Zentimetern, es geht wirklich langsam voran und ich versuche, mich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Dass mir keine*r Zeitdruck macht, hilft dabei enorm: Die Hebammen sind vollkommen entspannt, es dauert so lange, wie es eben dauert. Sie geben auch keine Anweisungen, sondern machen Vorschläge – zum Beispiel jetzt: Sollen wir mal den Ball ausprobieren? Und ich denke, ja, warum nicht.
Wir probieren also den Ball, wir probieren Stehen und ich merke, das ist nicht die beste Idee: Die Wehen scheinen jetzt doppelt so intensiv zu sein und auch die Hebammen spiegeln mir, dass ich im Wasser deutlich entspannter geklungen hätte (ich töne mittlerweile, und das nicht zu leise). Um 18 Uhr sitze ich also wieder in der Wanne, es geht mir sofort besser.
Hätte ich die Wanne nicht gehabt, hätte ich spätestens jetzt eine PDA gewollt. Mittlerweile bin ich so erschöpft, dass ich für die nächsten 2 Stunden in Intervallen von 10-15 Minuten schlafe – S. muss mich von hinten untergehakt festhalten. Im Dämmer höre ich, wie eine der Hebammen zu S. sagt, dass das Schlafen gut sei: Die Energie würde ich später noch brauchen und außerdem würde die Geburt so nicht langsamer vorangehen, auch wenn die Wehen zunächst abschwächten. Und ich denke: Was für ein Später? Wie lange soll das denn noch gehen hier? Glücklicherweise kommen die Wehen jetzt so schnell nacheinander, dass ich keine Zeit habe, mich ausführlich mit diesem Gedanken zu beschäftigen.
Gegen 20 Uhr bin ich wieder halbwegs wach, befinde mich allerdings im Schmerztunnel: Ich nehme die Umwelt nur noch gefiltert wahr, reagiere verzögert auf Ansprache und kann mich später an viele Dinge gar nicht mehr erinnern. Jetzt ist der Muttermund bei 7 Zentimetern, das ging nun doch erfreulich schnell. Wenig später ist er vollständig eröffnet, ich weiß das vor dem Personal, denn die Presswehen gehen los.
Die Wühlmaus war bisher sehr entspannt, aber jetzt zeigt das CTG, das die ganze Zeit mitgeschrieben wurde, abfallende Herztöne an und die Hebammen werden unruhig. Sie schlagen mir vor, den Vierfüßler zu probieren, was ich tue, aber weder mir noch dem Baby gut zu tun scheint. Eigentlich wäre es schön gewesen, in der Wanne zu gebären, ich habe mich gerade gewissermaßen häuslich eingerichtet. Weil das aber für uns zu gut funktioniert, einigen wir uns darauf, dass jetzt der Zeitpunkt für den finalen Wechsel an Land gekommen ist.
Auch hier versuchen wir unterschiedliche Positionen – Stehen, tiefe Hocke, bringt alles nichts und finde ich auch ziemlich unbequem, ich kann ja kaum mehr einen Fuß vor den anderen setzen. Und so finde ich mich dann doch in der Position wieder, die ich eigentlich vermeiden wollte, weil ich sie immer als sehr unselbstbestimmt imaginiert habe: auf dem Kreißsaalbett, auf dem Rücken, um mich herum ungefähr 5 Menschen, leitende Ärztin inklusive, die mir zwischen die Beine starren. Und es macht mir so überhaupt nichts aus. Ich bin froh, liegen zu können, ich bin froh, wenn es dem Baby gut geht.
Das macht sich jetzt zügig auf den Weg, wir sind beim finalen Abschnitt, die Hebammen feuern mich an: Schieben, schieben! Abwechselnd halten sie meine Beine nach oben und ich schiebe und schiebe und möchte am liebsten einschlafen, so anstrengend ist das alles und so wenig Kraft habe ich noch. Ein paar Minuten später sagen sie, das Köpfen ist schon da, ich könnte es ertasten – und tatsächlich: ein Haarflaum! Ich muss lächeln und denke: Gleich ist es geschafft, nur ein bisschen noch. Unterdessen hören die Hebammen nicht auf, mich zu motivieren und ich weiß auch nicht, wie gut die letzten Meter ohne ihr Cheerleading verlaufen wären.
Eine Wehe noch, dann drückt alles so furchtbar und es fühlt sich an, als würde mein Körper aufgerissen, jetzt kommt das Köpfchen, sagt eine der Hebammen, das bezeichnet man auch als “Ring of Fire”. Ein paar Sekunden später weiß ich, was sie meint und finde den Namen sehr treffend. Es brennt. Wieder ein paar Sekunden später ist auch das Vergangenheit, das Köpfchen ist durch und ich spüre diese unfassbare Erleichterung. Die Hebammen jubeln. Dann noch eine Wehe, die den Körper hinterherschiebt, sie fühlt sich im Vergleich zum Vorangegangenen schon fast nach Sonntagsspaziergang an.
Einmal schieben noch —
oh!, sage ich. Oh!
Da ist sie!, rufen die Hebammen.
Wickeln sie in ein weißes Handtuch und geben sie mir: Hier, nimm sie!
Ich bin total perplex, werde aber hoffentlich nie den Moment vergessen, in dem sie kurz über mir schwebt in den Händen der Hebamme, die Augen weit offen und mich anschaut. Und erst ein paar Sekunden später zu schreien anfängt. Dann liegt ihr kleiner Körper auf mir und mein Bauch fühlt sich merkwürdig leer an. Sie sucht sofort nach der Brust, findet sie mit ein bisschen Hilfe und bekommt die erste Außerbauchmahlzeit ihres Lebens.
Am Bein spüre ich etwas Kaltes, Glitschiges und begreife: Das ist die Nabelschnur. Die Plazenta fehlt noch, da kommt auch schon die Wehe, viel schwächer als die Geburtswehen, etwas flutscht aus mir raus, fertig. Die Hebammen schauen sie sich ganz genau an, ist alles dran? Ist es.
Die Nabelschnur wird durchtrennt, die Kleine nochmal kurz abgetupft und versorgt im Nebenraum (S. ist dabei), während meine Geburtsverletzungen genäht werden: kein Dammriss, überraschenderweise, dafür aber zwei hohe Labienrisse, auch unbequem. Das Nähen dauert eine Viertelstunde, dann werden wir wieder alleingelassen, wir dürfen uns in Ruhe kennenlernen. Anschließend geht es in den Beobachtungsraum, dort bleiben wir nochmal 1-2 Stunden, bevor wir auf die Station gebracht werden. Es ist 3 Uhr und eigentlich Zeit zum Schlafen. Dazu kommen wir wenig – S. muss in der Zwischenzeit auch wieder nach Hause und die Wühlmaus und ich tasten uns (gut begleitet von dem Nachtpersonal) ans Stillen heran.
Sie ist also da – und kann Berge schmelzen lassen, sagt S.
Selbstbestimmte Geburt geht auch im Krankenhaus
Die Wehen haben insgesamt 25 Stunden gedauert – es war eine lange Geburt und ich bin dankbar, dass meine Befürchtungen nicht eingetreten sind und wir alle Zeit der Welt hatten. Keine*r hat eine komische Bemerkung gemacht und überhaupt war der Raum so, wie er sein sollte: bestärkend und sicher.
Mir wurden stets nur Vorschläge gemacht, ich wurde immer nach meiner Meinung gefragt, alle Handlungen wurden im Vorfeld angekündigt (nicht ohne jedes Mal hinzuzufügen, dass ich jederzeit Stopp sagen könnte) und obwohl wir über lange Phasen allein im Kreißsaal waren, hatte ich nicht das Gefühl, alleingelassen zu werden in dem Sinne, wie mensch mit einer Situation sich selbst überlassen wird. Die Hebammen waren immer in Reichweite und wir haben die Privatsphäre zu schätzen gewusst. Auf alle Wünsche, die im Geburtsplan vermerkt waren, wurde eingegangen (das Familienzimmer haben wir dann aus Kostengründen doch nicht genommen und die Station an sich sowie meine Bettnachbarin waren ohnehin sehr angenehm).
Wie gesagt: Auch vor dem Hintergrund, dass ich selbst aufgrund der zahlreichen negativen Berichte über Krankenhausgeburten ein wenig Sorge hatte, meine Bedürfnisse würden übergangen und die Geburt ein schlimmes Ereignis werden, möchte ich mit diesem Bericht zeigen, dass selbstbestimmte Geburten auch im Krankenhaus möglich sind.
Vielleicht hatten wir besonderes Glück mit der Wahl des Klinikums – meine Bettnachbarinnen waren ebenso angetan von ihren Geburtsbegleitungen wie ich – und ich möchte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass die Situation in den Krankenhäusern entspannt sei. Das ist oftmals leider nicht der Fall – und das bekommen allzu oft die Gebärdenden zu spüren.
Was ich sagen möchte, ist: Es kann auch gut laufen – genauso, wie ihr euch das vorstellt. Auch im Krankenhaus. Ich jedenfalls hatte meine Wunschgeburt dort und denke sehr, sehr oft und sehr gerne daran zurück. So ein selbstbestimmtes Erlebnis wünsche ich allen, die gebären möchten.
Liebe Jenni,
Herzlichen Glückwunsch an euch alle! Ich freue mich sehr für euch, dass alles so gut verlaufen ist.
Ich wünsche euch ein gutes Kennenlernenund Miteinander, vielFreude, Liebe, Wohlergehen und Zufriedenheit,
Alles Liebe aus Hamburg, Kirstin
Liebe Kirstin,
danke dir (verspätet, aber naja, vielleicht verständlich 😀 ) für die lieben Worte.
Wir haben uns mittlerweile gut eingelebt, es ist ein Abenteuer!
Alles Liebe auch dir!
Jenni