Heute habe ich mal wieder eine Buchvorstellung für euch. Es handelt sich um eine – aus Läuferperspektive – absolute Pflichtlektüre. Sogar in dem Maße, dass “Born To Run” von Christopher McDougall als die Bibel der Läufer innerhalb der Szene gefeiert wird. Ich darf spoilern: Das hat seine Berechtigung.
Der beste Läufer hinterlässt keine Spuren.
Das Geleitzitat von Tao-te-king, das den geneigten Leser* innen auf den Weg durch das Buch mitgegeben wird. Und um einen Weg handelt es sich tatsächlich – einen lautlosen, bewältigt im Federschritt der Tarahumara oder Rarámuri (“Die, die schnell rennen”), wie sie sich selbst bezeichnen.
Die Situation, die diesem Buch, das halb Erzählung, halb Reisebericht und irgendwie auch
eine Mischung aus Abenteuer und Sinnsuche, wissenschaftlicher Auseinandersetzung und Geschichte
ist, wie der Klappentext das Outside Magazine zitiert, ist folgende: Christopher McDougall sucht die Tarahumara. Das legendäre Läufervolk, das in den Bergen der Copper Canyons zurückgezogen und weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten leben soll. Die Menschen, denen doppelte Marathondistanzen an einem Tag scheinbar mühelos zurückzulegen nachgesagt wird und die ihre hervorragende körperliche Verfassung einer fast ausschließlich pflanzlichen Ernährung verdanken.
So fantastisch diese Geschichten auch klingen mögen – es stellt sich die Frage: Warum sucht McDougall diese Menschen und wie hat er von ihnen erfahren? Die Antwort ist simpel: Es begann mit unerklärlichen Schmerzen bei der Ausübung des gerade angeeigneten Hobbys Laufen. Egal, zu welchem Arzt der Autor von Born To Run auch ging, keiner konnte ihm befriedigend weiterhelfen. Also begann er, sich mit dem Laufen an sich und der menschlichen Geschichte des Laufens auseinander zu setzen. Schritt für Schritt kam er so der Evolution des Laufens auf die Spur – und stellte fest, dass wirklich jeder und jede einen Marathon laufen kann. Denn Laufen ist ein essenzieller Bestandteil der menschlichen Evolution. Jahrtausendelang haben unsere Vorfahren nichts anderes getan, als stundenlang beinahe jeden Tag in steppenähnlichen Landschaften auf Nahrungssuche zu gehen. Und – so fand McDougall heraus – es gibt immer noch Menschen, die unter genau solchen Bedingungen leben und die zu den besten Läufern der Welt gehören sollen – die Tarahumara. McDougall suchte sie auf, um dem Geheimnis des Laufens auf die Spur zu kommen.
Wie konnten diese Menschen, scheinbar unter primitivsten Bedingungen lebend, die besten Läufer der Welt sein? Und warum kannte sie dann niemand?
Dies sind nur einige Fragen, die auf der Odyssee des Autors quer durch den amerikanischen Kontinent beantwortet werden. Die Begegnung der schillerndsten und berühmtesten Charaktere bei der Organisation des härtesten Rennens der Welt prägt den Leser/die Leserin ebenso wie einst den Autor. Und nach der Lektüre kann man nicht umhin, Laufen als Philosophie zu begreifen und nach eigenen Antworten auf ihre Fragen zu suchen.
Und ganz nebenbei lernt man gehörig etwas in Sachen Minimalismus und Naturverbundenheit:
Ich will nicht, dass irgendjemand hier irgendwas anderes tut als laufen, feiern, tanzen, essen und mit uns zusammensein. Laufen sollte nicht dazu da sein, die Menschen irgendwelches Zeug kaufen zu lassen. Laufen sollte nichts kosten, Mann.
Und dann setzt man sich an den Computer, sucht nach den Personen, die in Born To Run vorkommen und kann es gar nicht fassen, dass solche wahnsinnig inspirierenden Menschen wirklich, wirklich existieren. Und man nimmt sich vor, in Zukunft das Laufen als Geschenk zu begreifen.
Mir hat dieses Buch die Augen geöffnet. Danke an Christopher McDougall dafür.
Was sind eure liebsten Laufbücher?
[…] Christopher McDougall: Born to run* […]
[…] Es ist der neue Geniestreich von Christopher McDougall – jenem Autor, der uns bereits in die Welt der Tarahumara, den schnellsten und besten Läufern der Welt entführt und damit einen Millionenbestseller gelandet hat (die entsprechende Rezension aus den Anfängen dieses Blogs gibt es hier zum Nachlesen). […]
Dieses Buch fand ich auch sehr inspirierend, Laufen ist das Beste, was man tun kann. Wenn alle Menschen laufen würde, wäre die Welt friedlicher!
Oh ja, da sagst du was. Der Überzeugung bin ich auch. Anstatt sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, sollten alle regelmäßig laufen. Schnell, weit und ausdauernd. Danach können sie gar nicht mehr anders, als glücklich und ausgeglichen zu sein. 🙂
Freut mich, dass dich das Buch genauso inspiriert hat wie mich!
Liebe Grüße
Jenni