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Ich ernähre mich pflanzlich, nutze prinzipiell meine Füße oder den ÖPNV, wenn ich irgendwohin möchte, überlege vor jeder Neuanschaffung, ob ich das wirklich brauche (meist lautet die Antwort nein) und beziehe Ökostrom. Meine Konten liegen fast alle bei nachhaltigen Banken. Ich versuche, möglichst ökologische Konsumentscheidungen zu treffen, die Parteien mit dem besten Klimaprogramm zu wählen und bin regelmäßig auf Demos zu finden, wenn gerade keine Pandemie ist und ich schwanger bin.
Dass wir die Klimakrise in richtig großem Maßstab angehen müssen, ist mir sonnenklar und seitdem ich mich ein tiefer mit der Materie beschäftige, kann ich mir auch vermeintlich nicht so nachhaltige Entscheidungen besser verzeihen – ohne mir gleich den Freifahrtsschein auszustellen, versteht sich.
Denn die gibt es natürlich: Wir haben ein Auto, das gerne genutzt wird (und praktisch, aber emissions-intensiv ist). Wir leben auf knappen 85m2, das könnte minimalistischer gehen (wäre dann aber teurer, weil wir einen sehr guten Vertrag ergattert haben). Natürlich kaufen wir immer noch verpackte Lebensmittel ein, weil wir irgendwann einsehen mussten, dass wir in unserer individuellen Situation nicht alles unverpackt kaufen können. Und nicht alle Konsumgüter erwerben wir gebraucht.
Und dann sind da auch die vielen Dinge, die wir nicht direkt beeinflussen können: Unsere Mietwohnung ist alt und läuft mit fossiler Wärme. Die Grundbausteine der Gesellschaft (Beleuchtung, öffentlich zugängliche Räume, Verwaltung etc.), die uns zur Verfügung stehen, basieren überwiegend auf fossilen Energien. Auf den Autobahnen gibt es kein Tempolimit, der Großteil der Lebensmittel wird nicht nachhaltig(er) angebaut. Und so weiter.
Mein CO2-Fußabdruck liegt ungefähr bei 5,8 Tonnen CO2-Äquivalenten (mein ökologischer Fußabdruck beträgt ungefähr 3,5 Hektar pro Jahr). Das ist besser als der Durchschnitt in Deutschland (der liegt bei 10-11 Tonnen oder 4,2 Hektar) – aber trotzdem zu viel: Das klimaverträgliche Budget liegt bei 1 Tonne CO2-Äquivalente bzw. 1,7 Hektar pro Jahr und Kopf. Ich verbrauche immer noch mehr als 2 Erden – die wir nicht haben.
Wer und was ist Team Climate?
Dafür gibt es Lösungen – eine davon ist natürlich: Schauen, was ich noch verbessern kann. Eine andere ist Team Climate (früher: mindful mission).
Mit Team Climate kann ich meinen CO2-Ausstoß kompensieren: Je nachdem, ob ich einen eher durchschnittlichen (8 Tonnen pro Jahr) oder einen überdurchschnittlichen (16 Tonnen pro Jahr) Ausstoß habe, kostet ein Abo entweder 8,65€ pro Monat oder 17,30€. Es gibt auch die Möglichkeit, meinen ganz persönlichen Ausstoß zu kompensieren – bei mir wären das 7,91€ pro Monat. Wenn ich möchte, kann ich auch direkt meinen doppelten CO2-Ausstoß ausgleichen.
Team Climate begann mit Christoph und Karim, die bereits in der Schule die Idee einer auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden CO2-Kompensation entwickelten. 2015 war die Idee so weit gereift, dass Team Climate (zunächst unter dem Namen mindful mission) geboren werden konnte. Mittlerweile ist das Team um die beiden Gründer ziemlich gewachsen – der hohe Anspruch ist allerdings gleichgeblieben: Konsument*innen wie Geschäftskund*innen eine seriöse und transparente Anlaufstelle für CO2-Kompensation bieten. Wie geht das eigentlich?
Ist Team Climate seriös?
Die erste Frage, die mensch sich stellen muss, wenn es um CO2-Kompensation geht: Was bringt das? Und: Passiert mit meinem Geld wirklich, was die Leute dahinter behaupten? Erzählen können die viel – und leider passiert das auch oft. Viele Kompensations-Projekte sind zuletzt in die Kritik geraten – unter anderem, weil sie sich allzu sehr auf eine bestimmte Form der Kompensation verlassen haben. (Wie das Pflanzen von Bäumen, das häufig in Monokulturen mit Arten endet, die in dem entsprechenden Gebiet nicht einmal heimisch sind und deshalb mehr Schaden als Nutzen anrichten).
Solche Dinge sind Team Climate bewusst – unter anderem, weil der Anspruch von Beginn an war, wissenschaftlich fundierte Projekte zu unterstützen. Da es mehr Sinn ergibt, bereits bestehenden Wald zu erhalten, als neue Setzlinge zu pflanzen, setzt sich das Unternehmen unter anderem für den Erhalt des Amazonas-Regenwaldes ein.
So funktioniert die Zertifizierung
Gerade unterstützt Team Climate insgesamt 3 Projekte:
- Waldschutz: In Peru betreut Team Climate ein über 590.000 Hektar großes Gebiet, das durch Abholzung und Brandrodung bereits stellenweise degradiert ist und unterstützt die ansässige Bevölkerung beim Umstieg auf nachhaltigen Kakao-Anbau. Die indigene Bevölkerung und ihre (besonders nachhaltige) Lebensweise werden geschützt. Das Projekt ist durch den Verified Carbon Standard (VCS)* und CCBA** zertifiziert – es hat in beiden Fällen sogar die Gold-Zertifizierung erhalten. Team Climate arbeitet vor Ort mit der peruanischen NGO AIDER zusammen und stellt Dokumente zur Projektbeschreibung und aktuelle Monitoring-Berichte hier zur Verfügung.
- Sauberes Trinkwasser: In Bangladesh haben viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und müssen ihr Wasser vor Gebrauch abkochen. Team Climate finanziert von der WHO empfohlene WADI-Geräte zum sofortigen und Desinfizieren per Sonnenlicht. Für das Vorgehen müssen keine Bäume gerodet werden, es spart Geld und Zeit. Zertifiziert wird das Projekt durch die Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien.
- Windenergie: In Indien wird ein Großteil des Stroms durch Kohlekraftwerke produziert. Das Land zählt zu den Top-Emittenten weltweit. Team Climate investiert in Windanlagen, deren Strom in dasselbe Netz wie der Kohlestrom gespeist wird und so Letzteren langfristig ersetzen soll. Das Projekt ist durch die United Nations zertifiziert.
Allen Projekten gemein ist, dass eng mit der lokalen Bevölkerung gearbeitet wird. Das ist nicht selbstverständlich: Gerade der Naturschutz blickt auf eine lange koloniale und rassistische Tradition zurück, die sich bis heute etabliert hat: Oft geht es nur darum, die Natur/das Klima zu schützen – und nicht um die Menschen, die in dem betreffenden Gebiet leben.
Außerdem wichtig: Die Zertifizierungen stellen jeweils sicher, dass CO2-Zertifikate nicht doppelt verkauft werden können. Durch das Abo bei Team Climate werden pro erreichter Tonne die entsprechenden Zertifikate stillgelegt und können nicht weiter gehandelt werden. Der monatliche Beitrag wird zu ungefähr gleichen Teilen auf die 3 Projekte aufgeteilt und über das Profil gibt es regelmäßig Updates zum Projektstatus und den neuesten Fortschritten.
Meine Erfahrung mit Team Climate
Das Kompensations-Abo bei Team Climate ist mit wenigen Klicks abgeschlossen – und schon läuft der CO2-Zähler auf der Startseite meines Profils und die Zertifikate werden nach und nach stillgelegt. Es ist schön zu sehen, wie einfach und schnell das geht: Nach ein paar Stunden habe ich meine Autofahrt von heute morgen kompensiert. Ein paar Tage später sind so viele Kilometer ausgeglichen, dass ich sie vermutlich in ein paar Monaten nicht zusammengefahren haben werde.
Die grafischen Elemente und Erfolge, die im Laufe der Zeit freigeschaltet werden können, sind nette Gamification-Elemente, die Lust machen, dabei zu bleiben und auch den nächsten Meilenstein zu knacken. Sicherlich sind einige Berechnungen zwangsläufig ein wenig vereinfacht, um sich anschließend in den Grafiken verarbeiten zu lassen, doch das ist quasi überall der Fall, wo mit derart komplexen Daten gearbeitet wird.
Durch die Zertifizierungen der Projekte und die Transparenz auf der Website kann ich sicher sein, dass die Kompensationsleistungen auch wirklich erfolgen und mein Geld nicht einfach irgendwo versickert. Vor allem die Möglichkeit, mir die Dokumente und Monitoring-Berichte anschauen zu können sowie die Partnerschaft mit der BOKU und weiteren wissenschaftlich geschulten Expert*innen haben mich überzeugt, dass Team Climate es wirklich ernst meint und seriös arbeitet. Der firmeneigene Blog, der die Möglichkeiten und Grenzen der Kompensation erkundet und klar benennt, schafft ebenfalls Vertrauen: Sie wissen, was sie tun – und warum.
Nachdem ich das Abo abgeschlossen habe, muss ich eigentlich nichts weiter tun als den Zähler laufen zu lassen – so lange wie möglich. Das ist angenehm und praktisch: Eine Einmal-Entscheidung, ähnlich wie der Umstieg auf Ökostrom oder der Wechsel zu einer nachhaltigen Bank. Einmal eingerichtet, läuft es von selbst und hat eine große Wirkung.
Fazit: durchdachtes Konzept
Meinem Eindruck nach ist die CO2-Kompensation, die Team Climate anbietet, ein durchdachtes Konzept: Es soll geschützt werden, was bereits da ist und das mit maximal möglichem Output (deswegen gibt es beispielsweise auch derzeit keine Projekte in Deutschland) und unter Einbezug der lokalen Bevölkerung. Vor allem der letzte Punkt ist mir persönlich besonders wichtig, denn zu oft wird der zugunsten des bloßen Klimaschutzes geopfert.
Ein Ersatz für Einsparungen ist die Kompensation natürlich nicht. Die beste Tonne CO2 ist die, die gar nicht erst verursacht wird. Die Idee sollte also nicht sein, jetzt möglichst viel im Verbrenner herumzudüsen oder wieder (viele) Tierprodukte zu essen, weil mensch das ja kompensiert. Wer auf den individuellen Fußabdruck abgestimmt ein Abo abgeschlossen hat, hat ohnehin nur diese Emissionen ausgeglichen.
Und klar: Die ultimative Lösung für die Klimakrise werden Individuen nicht beisteuern können (außer vielleicht damit, politisch Druck zu machen): Die Big Points sitzen woanders. Bei den Unternehmen zum Beispiel, von denen mittlerweile einige mit Team Climate zusammenarbeiten. (Es werden nur die ausgewählt, die bereits sind, parallel ihre Emissionen zu reduzieren und sich nicht an maximal klimaschädlichen Industrien beteiligen.) Dass die CO2-Kompensation von Individuen daher nur ein kleiner Stein im großen Mosaik sein kann, ist dem Team selbst vollkommen klar. Aber das bedeutet ja nicht, dass mensch es lassen sollte, ganz im Gegenteil: Es geht um die Gleichzeitigkeit mehrerer Lösungsansätze.
Bisher sind in diesem Jahr bereits mehr als 17.000 Tonnen CO2 durch Team Climate ausgeglichen worden – das sind 40kg pro Minute. Das Ziel: Bis Ende des Jahres 30.000 Tonnen CO2 zu kompensieren. Das geht am besten, wenn viele mitmachen.
Nice to know: Der CO2-Fußabdruck ist nicht dasselbe wie der ökologische Fußabdruck. Letzterer ist ein wissenschaftliches Konzept zur Berechnung der individuell beanspruchten Fläche durch die erzeugten Emissionen. Der CO2-Fußabdruck hingegen wurde ursprünglich von BP (zusammen mit dem passenden Rechner) erfunden, um die Verantwortung von dem Öl-Giganten selbst abzulenken und auf die Individuen zu verschieben. Das gilt als einer der besten Marketing-Coups der Geschichte. Mittlerweile werden Begriff und unterschiedliche (auch wissenschaftlich akkurate) Rechner, die auf ihm basieren, allerdings weitläufig genutzt und ich habe ihn hier im Artikel übernommen, weil Team Climate ihn ebenfalls gebraucht und die Abgrenzung zum ökologischen Fußabdruck, der normalerweise in Hektar angegeben wird, wichtig ist.
[…] Jenni hat sich mit TeamClimate sehr gründlich auseinander gesetzt, deswegen muss ich das jetzt hier glücklicherweise nicht mehr tun… 😉 […]