Die Zwetschgenzeit ist in vollem Gange, der Wechsel vom Spätsommer, der irgendwie noch nicht so richtig loslassen möchte, zum nasskalten Herbst vollzieht sich in stürmischen Wetterumschwüngen. Zwischenzeitlich hat es natürlich ein Zwetschgenkuchen auf unsere Teller geschafft – mit einer meiner liebsten Kindheitszutaten.

Zwetschgenkuchen vom Blech gab es bei uns in der Familie, seit ich denken kann. Mal mit Streuseln, mal ohne, mal mit Hefe-, ein anderes Mal mit Quark-Öl-Teig. Geschmeckt haben alle immer himmlisch und spätestens, wenn die dicken Zwetschgenbäume bei Oma und Opa im Garten geplündert waren, wurde es Zeit für die frühherbstliche Marmeladen- und Kuchenproduktion.

Ich habe diese Zeit sehr genossen.

Schon immer Herbstkind, begann und beginnt mit ihr traditionellerweise der Rückzug auf die Couch, vergraben unter vielen Decken, neben sich einen ganzen Stapel euphorisiert zusammengestellter Nachmittagslektüre, von der man gegen Ende des Jahres ohnehin nur die Hälfte – wenn es gut läuft – geschafft hat. Aber darum geht es ja auch gar nicht.

Sondern um das Gefühl, das damit verbunden ist.

Die gesellschaftliche Legitimation, die Akkus aufladen zu dürfen und nicht auf jedem Anlass freudesommersonnestrahlend herumhüpfen zu müssen. Der Sommer hat natürlich auch seine Vorteile, wie jede andere Jahreszeit auch. Und auch ich vermisse schon jetzt manchmal ein wenig wehmütig die wärmenden Strahlen.

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Gleichzeitig freue ich mich auf alles, was den Herbst ausmacht: Regenwetter, dunkle Nachmittage, Kerzenschein, Kuchenduft, Räucherstäbchen, Plätzchenbacken (auch wenn das offiziell erst später im Kalender dran ist) und so weiter. Es ist großartig, dass dieser heftige Sommer nun endlich vorbei ist und die Flora und Fauna wieder ein bisschen Atem schöpfen können.

Seitdem wir bewusst nach dem Saisonkalender einkaufen, lieben wir es, von gerade saisonalen Lebensmitteln kiloweise auf dem Markt zu besorgen und unsere Bäuche mit ihnen vollzuschlagen. Ein bisschen ist das, als würde man die Jahreszeiten dann besonders deutlich spüren.

Die Zwetschgen sind im Moment sagenhaft günstig und werden regelmäßig zu Kompott eingekocht oder eben pfundweise in Kuchen verarbeitet. Noch mehr aber: roh gegessen. So lecker!

Serdar mag lieber die frischen, knackigen, die noch nicht so reif sind. Ich mag beides gerne: Die reifen Früchte sind besonders süß, während die knackigeren besondere Frische mitgeben und mich gleichzeitig daran erinnern, dass ich mal wieder ein Glas Wasser trinken könnte.

Zutaten

(für 1 Form, 20 x 20 cm)

  • 250g Weizenvollkornmehl
  • 2 TL Weinstein-Backpulver
  • 220g Sojajoghurt, ungesüßt (ich nehme Sojade)
  • 1 TL Zimt
  • 80g Kokosblütenzucker
  • 1 EL Essig
  • Saft von 1 Zitrone
  • 2 EL Mandelmus, weiß
  • 10 EL Mohn (Dampfmohn, Davert – ca. 80g)
  • 450g Zwetschgen
  • 160g Mandelmilch (ja – Gramm ist die richtige Einheit)
  • Belag: 1/2 Kilo Zwetschgen
  • etwas Mohn + Kokosblütenzucker

Zubereitung

  • Heizt euren Ofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vor.
  • Entsteint die Zwetschgen und schneidet sie in kleine Stückchen (die für den Belag lasst zunächst ganz).
  • Vermengt nun in einer großen Rührschüssel alle trockenen Zutaten miteinander.
  • Gebt anschließend das Mandelmus, den Sojajoghurt, den Essig, den Zitronensaft und die Mandelmilch hinzu und verrührt alles zu einem homogenen Teig.
  • Fügt als letztes die geschnittenen Zwetschgen hinzu und rührt sie unter.
  • Füllt den Teig in eine mit Backpapier ausgelegte oder gefettete/gemehlte Form (bei mir war das die gläserne quadratische Form 20x20cm, die ihr auf den Bildern sehen könnt) und streicht ihn glatt.
  • Entkernt und halbiert nun die für den Belag benötigten Zwetschgen und legt sie dachziegelartig auf den Teig.
  • Gebt euren Zwetschgenkuchen-to-be nun für die nächsten 80-90 Minuten in den vorgeheizten Ofen (mittlere Schiene).
  • Macht regelmäßig die Stäbchenprobe (das ist bei diesem Kuchen besonders wichtig, da er sehr feucht ist). Wenn er durch ist: herausholen und abkühlen lassen.
  • Servieren und genießen!

P.S.: Ich habe den Kuchen in einer sehr hohen Form gebacken, daher die hohe Backzeit (die variiert sicherlich auch von Ofen zu Ofen). Wenn ihr eine größere / flachere Form nutzt, wird sich die Backzeit entsprechend verkürzen. Wichtig ist die regelmäßige Stäbchenprobe, damit der Kuchen nicht klitschig bleibt – denn die Zwetschgen verlieren viel Saft. Den Kuchen könnt ihr am besten mit veganer Schlagsahne oder (wie in unserem Fall) mit Sojajoghurt und heißem Kakao oder warmer Pflanzemilch servieren.

Zwetschgenkuchen, Zwetschgen Kuchen, Zwetschgen Kuchen vegan, Zwetschgen Kuchen ohne Ei, Pflaumen Kuchen, Pflaumenkuchen vegan, Pflaumenkuchen ohne Ei, Zwetschgenkuchen Rezept vegan, Zwetschgenkuchen RezeptAbgesehen davon, dass der Zwetschgenkuchen grandios nach Kindheit geschmeckt hat und ich mich riesig gefreut habe, endlich mal wieder eine meiner heimlichen Lieblingszutaten (ich bin ein sehr, sehr großer Mohn-Fan) in einem Rezept unterzubringen, habe ich in diesem Zusammenhang selig glücklich meine neue Quadrat-Backform eingeweiht.

Ja, ich weiß: Es ist einigermaßen unerheblich, ob ich sie nun besitze oder nicht, aber: Seit Ewigkeiten möchte ich vernünftige Brownies backen können. Und vernünftig sind die in meinen Augen, wenn sie nicht nur sehr schokoladig, sondern auch sehr hoch sind.

Und da ich ohnehin noch eine Generalüberholung meiner Backuntensilien (von denen ich früher eine ganze Kommode voll besessen, aber natürlich immer nur dieselben genutzt habe) geplant hatte, war die Anschaffung mehr als überfällig. (Hint an dieser Stelle: Freut euch auf kommende Brownie-Rezepte!) 

Ganz konkret meint das, dass Formen, die ich ehrlicherweise nur der Was-wäre-wenn-Manier hortete, zugunsten einer universal einsetzbaren (ich sage nur: Auflauf! Ofengemüse!) weichen mussten. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich Pragmatismus und Minimalismus in der Küche. (Außer bei der Keramik, das ist ein Sonderfall.)

(Gekauft habe ich sie übrigens hier, weil ich sie beim Waschbär Umweltversand leider nicht gefunden habe. Aber dort gibt es auch tolle Glasbackformen und sogar -bleche, die ich seit einigen Monaten im Auge habe.) 

Mittlerweile passen meine Backutensilien in eine Schublade – und selbst diese drastische Reduktion ist noch nicht an ihr Ende gelangt. Denn am Ende mache ich häufig dieselben Sachen, jedenfalls von der Form her und brauche so gut wie nie sehr exotische Gerätschaften. So möchte ich das auch bewusst haben, daher werden nach und nach noch ein paar Utensilien weichen müssen. Auch hier fühlt sich bewusstes Reduzieren auf das Wesentliche gut an.

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Aber es ging doch eigentlich um Zwetschgenkuchen!

Dieser wurde von mir, Serdar und Besuch begeistert aufgefuttert – und wir sind uns alle einig: Serviert ihn unbedingt mit Sojajoghurt oder wenn ihr mögt, pflanzlicher Schlagsahne! Dieser Kuchen verdient das – und ihr auch.

(Falls ihr Mohn übrigens nicht so sehr liebt wie ich und keine Mohnstriezel und Mohnschnecken vom Bäcker mit Vanillecreme damit verbindet oder verbinden möchtet: Ihr könnt ihn natürlich auch weglassen oder durch eine andere Zutat ersetzen. Nüsse würden sich beispielsweise auch ganz ausgezeichnet im Teig machen.)

Was ist euer liebster Herbstkuchen?

JENNI

Wanderin im Geiste, mit der Nase im nächsten Buch, nie so ganz zuhause und doch immer da.

KOMMENTARE

Meine Liebe, du kennst ja mein gespaltenes Verhältnis zu Mohn. Ich muss allerdings sagen, dass ich ihm, würde mir dieser Kuchen kredenzt, doch noch eine Chance geben würde.
Vielleicht mache ich ihn demnächst sogar mal selber. Er sieht superköstlich aus! <3
Mein Lieblingsherbstkuchen ist übrigens Apfelkuchen. Mit Walnüssen. Und ein bisschen Zuckergussgesprenkel obendrauf.

Mein Herz,
das kenne ich in der Tat.
Aber! Hier ist der Mohn wirklich sehr fein eingearbeitet, ich glaube, sogar du würdest ihn hier mögen.
Ich werde das bei Gelegenheit mal testen… 😀
Und deinen Lieblingskuchen habe ich mir gleich mal gemerkt – warum weiß man solche wichtigen Sachen voneinander eigentlich nicht?! 😉
Ich drück dich!

Die Bilder sehen traumhaft aus und machen richtig Lust auf Pflaumenkuchen 🙂 Lg

Liebe Elisabeth,
ich danke dir, das freut mich riesig! 🙂

Liebe Grüße an dich!
Jenni

Hm, ich denke dass wäre einer mit Äpfeln und Rosinen, mit Zimt noch auf jeden Fall aber den verwende ich eigentlich das ganze Jahr über 🙂
Die Pflaumenmarmelade meiner Oma mag ich auch total.

Zwetschgen mit Mohn finde ich übrigens eine super Kombi! Den Kuchen merke ich mir mal für meinen nächsten Geburtstag. Ich habe im Herbst Geburtstag und passe mein Menü dann auch immer an. Denn ich liebe auch den Herbst am meisten 🙂
Sonne, Regen, Nebel, … die ganze Vielfalt, und wie du schreibst, gesellschaftlich legitimiertes Akku aufladen. (in deinem einen Introvertiertheit-Beitrag hatte ich mich ja auch total wiedergefunden)

Liebe Lou,
oh, mit Äpfeln und Zimt sind Kuchen auch eine gute Idee bei mir!
Rosinen steht ich einigermaßen zwiegespalten gegenüber, aber mittlerweile mag ich sie immer mehr und denke, dass sie auch bei mir bald den Weg in einen Kuchen finden werden. 🙂
Ich freue mich sehr, dass dir vor allem die Kombination mit Mohn so gut gefällt – ich habe wirklich eine große Schwäche dafür. Und irgendwann veganisiere ich dann Mohnstriezel…
Es ehrt mich, dass du dir den Kuchen für deinen Geburtstag gemerkt hast (ich bin übrigens auch ein Herbst-Kind, nicht nur von der inneren Einstellung her) und hoffe sehr, dass er eine würdige Ergänzung zum restlichen Menü sein wird.
Ja! Den Herbst liebe ich auch total. Gerade sitze ich unter drei Pullis und einer dicken Decke, weil ich mich noch weigere, die Heizung anzumachen und genieße es sogar ein bisschen, dass es jetzt so langsam wieder kalt wird…
Und auch, dass die Natur ihre Akkus wieder ein wenig aufladen kann nach diesem Wahnsinns-Sommer.

Liebe herbstliche Grüße an dich!
Jenni

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