Schöne Verpackung, inspirierender, weil tiefgreifender Inhalt: Das sind Bücher über Frauen, die Großes geleistet haben. Als Wissenschaflerinnen, Autorinnen, Malerinnen. Als Visionärinnen, Vorreiterinnen, Heldinnen. Als Mutige, die neue Wege beschritten – die vor allem ihren Geschlechtsgenossinnen vorenthalten waren. Und endlich widmen sich gleich drei Bücher auf wunderschöne Weise einigen dieser Persönlichkeiten.
Good Night Stories for Rebel Girls
Ich weiß nicht mehr genau, wie ich dieses Buch gefunden habe – aber ich wusste sofort, als ich die Beschreibung auf der Internetseite und die zugehörigen Fotos sah: Das muss ich haben. Unbedingt.
Und obwohl ich derzeit sehr stark das Bücher-Ausleihen favorisiere – und wenn dann doch mal Neukäufe anstehen, gebraucht suche – wollte ich a) das Buch dauerhaft besitzen und b) nicht warten, bis es gebraucht verfügbar wäre. Denn (das spürte ich ganz deutlich): Das hier könnte ein Schatz im sehr reduzierten Bücherregal werden.
Kurzum: Ich machte eine Ausnahme. Manchmal mache ich die – wie andere Menschen auch. Und ich bereue sie selten. Auch diesmal nicht.
Good Night Stories for Rebel Girls ist ein Buch, geschrieben zum Vorlesen und der Auftakt dreier Werke, die ich euch vorstellen möchte – die Frauen und ihre Leistungen in den Mittelpunkt stellen; ganz gleich, woher sie kommen, wie alt sie sind oder wann sie gelebt haben.
Konzipiert ist das Buch als eine neuartige Form der Gute-Nacht-Lektüre: 100 Geschichten, illustriert von 60 Künstlerinnen, laden dazu ein, Mädchen in die Welt starker weiblicher Menschen zu entführen, ihre Leistungen, ihre Einstellungen und Werte zu vermitteln. Und so in einer immer noch männlich dominierten Welt von klein auf zu zeigen: Frauen und Mädchen können viel – wenn man sie nur lässt. Und träumen dürfen wir viel und hoch.
To the rebel girls of the world: Dream bigger. Aim higher. Fight harder. And, wenn in doubt, remember: You are right.
Entstanden ist das Buch aus einem Crowd-Funding bei Kickstarter – und erfreut sich seither wachsender Beliebtheit, bei Kindern und Erwachsenen. Das Buch feiert außergewöhnliche Frauen und erzählt auf einer knappen Seite ihre jeweilige Geschichte und klärt auf, weshalb sie so besonders sind oder waren. Details und Tiefgang kommen hier natürlich ein wenig zu kurz – aber der Geist wird angeregt, sich mit diesen Menschen zu beschäften, ihnen nachzuforschen. Und vielleicht auch: nachzuahmen.
Wir finden bekannte und weniger bekannte Namen, Mathematikerinnen, Malerinnne, Politikerinnen, Botanikerinnen, Sportlerinnen, Autorinnen, Models, Präsidentinnen, Pilotinnen- aus aller Welt, aus vielen Epochen, aus allen Altersstufen. Zusammen mit den ausnehmend schönen Illustrationen ist ein Buch zum Verlieben und Immer-Wieder-Hineinschauen-und-draus-Vorlesen entstanden (allein schon aus dem Grund, dass man sich die ganzen Lebensläufe gar nicht auf einmal merken kann), das ich nicht mehr missen möchte.
May these brave pioneers inspire you. May their portraits impress upon our daughters the solid belief that beauty manifests itself in all shapes and colors, and at all ages. May each reader know that the greatest success is to live a life full of passion, curiosity, and generosity. May we all remember every day that we have the right to be happy and explore wildely.
Girls Think of Everything. Stories of Ingenious Inventions by Women
Girls Think of Everything ist ein wesentlich schmaleres Bändchen, das sich demselben Thema wie Rebel Girls, allerdings mit dem Schwerpunkt auf Erfinderinnen und ihre Produkte, widmet.
Porträtiert werden hier bemerkenswerte Frauen, deren Gedankengänge die Welt veränderten – und der beiliegende Zeitstrahl zeigt exemplarisch, aber deutlich, dass das schon ganz schön lange ist: angefangen bei Hsi-ling-shi (entwickelte eine Methode, Seide zu sammeln und zu verspinnen) um 3000 v. Chr. bis hin zu Suzi Havens (Erfinderin eines tragbaren Sport-Equipments) im Jahre 1995.
Auf ebenfalls ein bis zwei Seiten werden mit zahlreichen Illustrationen von Melissa Sweet eher unbekanntere Frauen und Mädchen vorgstellt – die nicht selten ihre Erfindungen in den Schatten ihrer männlichen Kollegen stellen mussten, die die Leistungen ihrer Kolleginnen häufig als ihre eigenen ausgaben.
Catherine Thimmesh, die Autorin, möchte sich mit dem Buch gegen das Schicksal, das viele Mädchen immer noch direkt nach der Geburt (Mädchen oder Junge?) erwartet, und die gesellschaftlichen Nachteile, die ein Leben als Mädchen und Frau mit sich bringen, wehren:
Whether in medicine or science, household products or high-tech gadgets, women invent – and their inventions surround us and affect our everyday lives. They have created cancer-fighting drugs, space helmets, coffeemakers, and disposable diapers. Women have invented games and toys and computer software programs.
Frauen – so Thimmesh, waren und sind verantwortlich für einige der einschneidensten und langlebigsten Erfindungen der Welt – und es wird Zeit, dass darüber gesprochen wird.
Ob es um das unschlagbare Rezept für Choclate Chip Cookies, Scheibenwischer, Fleckenentferner, Baby-Tragetücher, Computerprogramme, 3-D-Illusion-Transmitter oder fluoreszierendes Papier geht: Frauen denken nach. Über alles. Die insgesamt zwölf sehr kurzweiligen Geschichten zeigen das in aller Deutlichkeit.
Women in Science: 50 Fearless Pioneers Who Changed the World
Women in Science ist ein One-Women-Project – und sicherlich das schönste Buch der drei vorgestellten: Rachel Ignotofsky hat geschrieben und illustriert – und beides so umwerfend, dass dieses Buch (abgesehen vom fulminanten Inhalt) einfach ein absoluter Liebling werden musste. Jedenfalls bei mir.
Das Buch stellt fünfzig Frauen – begonnen bei Hypatia um 350 n. Chr., die als erste bekannte Frau Mathematik studieren und unterrichten durfte, bis hin zu Maryam Mirzakhani, die (1977 geboren) die olympische Goldmedaille der Mathematik-Meisterschaften gewann und als erste Frau überhaupt mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wurde.
Frauen – das wird hier ganz deutlich – sind Archäologinnen, Ärztinnen, Ingenieure, Genetikerinnen, Psychoanalytikerinnen, (Astro-) Physikerinnen, Botanikerinnen, Chemikerinnen und noch viel mehr. Ähnlich wie bei Girls Think of Everything werden auch hier eher unbekanntere Charaktere vorgestellt, die eine (so jedenfalls die eigene Schlussfolgerung nach dem Lesen) unverdient gerine Zuwendung in der medialen Aufarbeitung der Wissenschaftsgeschichte erhalten.
Das wird auch deutlich thematisiert: Auswertungen des US-Zensus des Jahres 2011 ergaben, dass Frauen zwar 48% der gesamten Arbeitskräfte, jedoch nur 39% der wissenschaftlich Arbeitenden stellen – wohingegen Männer die verbleibenden 61% bilden. Das macht eine Gender Gap vom 22% – noch immer erschreckend groß. In den STEM-Arbeitsbereichen (Sciene-Technology-Engineering-Math) liegt die Gender Gap bei 52%.
Hier sind wir auch beim Dreh- und Angelpunkt des Buches angelangt: Ignotofsky möchte mehr Mädchen und Frauen für wissenschaftliches Arbeiten begeistern und zeigen, dass diese Welt der Zahlen, Fakten und der hohen akademischen Grade keine (fast) ausschließliche Domäne der Männer sein muss und sollte.
Verbunden mit den interstellar anmutenden Zeichnungen, die alle im Buch vorgestellten Frauen miteinander verbinden und so Zeiten und Themenfelder spielend leicht überbrücken, ergibt sich ein wahrhaft wertvolles Sammelsurium spannender und inspirierender Persönlichkeiten, die viel zu wenig gewürdigt wurden.
Women make up half of our population, and we simply cannot afford to ignore that brain power – the progress of humankind depends on our continual search for knowledge. The women in this book prove to the world that no matter your gender, your race, or your background, anyone can achieve great things. Their legacy lives on.
Bücher für starke Frauen: Mehr davon!
Diese drei vorgestellten Bücher sind (ja, ich gebe es zu: Ich habe eine Schwäche für gute Ilustrationen) meine aktuellen Juwelen im Bücherregal, die ich so schnell sicherlich nicht wieder hergeben werde. Vielleicht – so stelle ich mir vor – lese ich irgendwann meinen Kindern daraus vor; egal, ob Junge oder Mädchen. Und vielleicht hoffentlich gibt es bis dahin noch viele weitere Bücher, die in dieselbe Kerbe schlagen und uns zeigen, dass wir – mit den Worten Ignotofskys gesprochen – nicht einfach die Hälfte der Weltbevölkerung aus unserer wissenschaftlichen Geschichte streichen können.
[…] deshalb ja auch regelmäßig meine liebsten Bücher zu unterschiedlichen Themen vor (zum Beispiel illustrierte Bücher aus der empowernden Kinderliteratur, aber auch einzelne, die mir besonders gut gefallen haben) und langsam schleichen sich die […]
[…] […]
Das Buch für Rebel girls habe ich auch. Total toll!
Liebe Lary,
das ist super, oder?
Ich mag es richtig, richtig gerne – sowohl die schöne Aufmachung als auch die Botschaft, die damit transportiert wird!
Liebe Grüße und viel Freude beim Immer-wieder-Lesen!
Jenni
Huhu Jenni,
dieser Beitrag hat mich zum Staunen und Grinsen gebracht. Ich habe mir nämlich beim Lesen gerade gedacht: “Das kann kein Zufall sein!” Denn das Thema “starke Frauen” interessiert mich gerade (wieder) sehr und ich habe erst gestern im Internet nach interessanter Lektüre dazu gesucht ;-). Mein Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf Frauen als Unternehmerinnen, Frauen in der Politik usw. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass es im (deutschsprachigen) Raum nicht sooo viel dazu gibt. Die von dir vorgestellten Büchern haben jedenfalls den Charme, dass sie auch noch wunderschön aussehen – toll! Die schaue ich mir auf jeden Fall noch mal genauer an.
Liebe Grüße
Bianca
Liebe Grüße
Bianca
Liebe Grüße
Bianca
Liebe Bianca,
ich freue mich, dass ich mit meinem Artikel genau zur richtigen Zeit um die Ecke gekommen bin – das ist immer besonders schön zu lesen! 🙂
Ich finde, dieses Thema gewinnt irgendwie stetig an Popularität (was ich sehr gut finde) bzw. ist eines, das niemals an Aktualität verliert und mit dem man sich immer beschäftigen kann.
Im deutschsprachigen Raum gibt es diesbezüglich tatsächlich nicht besonders viel – ich bin ebenfalls für Lektüre-Empfehlungen zu diesem Thema dankbar!
(Die hier vorgestellten Bücher stammen ja auch aus dem amerikanischen Raum…)
Liebe Grüße
Jenni
Ah, da ist ja deine Rezension zu Rebel Girls! 🙂 Ich bin genauso angetan. Und Dankeschön auch für die anderen beiden Tipps – diese Bücher kannte ich noch nicht. “Women in Science” möchte ich sehr gern lesen!
Liebe Grüße
Melina
Liebe Melina,
ja, da ist sie endlich – zusammen mit den anderen Titeln, die mir in diesem Zusammenhang so gut gefallen haben! 🙂
Ich freue mich, dass ich dir ein paar neue Lese-Ideen mitgeben konnte!
Liebe Grüße
Jenni