Die Welt (wieder) ein bisschen wilder machen

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25. Oktober 2023

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Endlich, endlich: Es wird kühler.

Nach den Rekordtemperaturen im Sommer und einem bisher viel zu warmen Herbst können wir uns nun auf „richtiges“ Herbstwetter freuen. So, wie es sein sollte – ohne Klimakrise.

Ach, ich habe viele Gedanken dazu, aber es fällt mir schwer, sie zu formulieren. Wegen der permanenten Care-Arbeit, die gefühlt alle Gehirnzellen lahmlegt. Wegen der multiplen Krisen, die ähnliches in meinem Kopf veranstalten.

Wie sehr die Klimakrise über all dem medial, zwischenmenschlich und politisch in den Hintergrund rückt, bereitet mir Sorgen. Vielerorts wird so getan, als hätten wir nicht gerade das größte Problem, vor dem die Menschheit jemals gestanden hat, zu lösen.

Aber eben nicht überall. An manchen Orten wird über Alternativen zum Status Quo nachgedacht, wird Extraktion (auf der die gesamte Lebensweise westlicher Industrienationen basiert) in den Hintergrund und das Arbeiten mit möglichst wenigen negativen Auswirkungen auf die Um- und Mitwelt in den Vordergrund gestellt.

Wildling, Minimalschuhe, Barfußschuhe, Herbstschuhe, fair Fashion, faire Schuhe

Wertschöpfung im Umkreis von 150 Kilometern

In einem kleinen, renaturierten Landstrich im Côa-Tal (vor allem bekannt wegen seiner steinzeitlichen Felsengravuren) in Portugal zum Beispiel. Dort ist die Naturschutzorganisation Rewilding Portugal aktiv und versucht, eine friedliche Koexistenz zwischen den Iberischen Wölfen und lokalen Schäfer*innen und ihren Herden zu ermöglichen. Das Ziel: Heimische Wildtiere sollen sich wieder ansiedeln und die Bestände der vom Aussterben bedrohte Tierarten sich erholen.

Wildling kauft die Wolle dieser Schäfer*innen (die sonst schwer verkäuflich ist) zu einem fairen Preis und verarbeitet sie – im neuen Modell Perto.

Das Besondere: Durch einen glücklichen Zufall – es gibt eine Wollwäscherei in der Nähe, obwohl es in Europa fast keine Wollwäschereien mehr gibt – konnte die gesamte Lieferkette vom Rohstoff bis in die Wildling-Produktion, die ebenfalls in Portugal angesiedelt ist, in einem Umkreis von 150 Kilometern untergebracht werden.

Das klingt vielleicht erstmal viel – ist für die ansonsten komplexen Lieferketten innerhalb der Textilproduktion aber eine erstaunliche (und seltene) Leistung. Die Herstellung eines Textilprodukts erstreckt sich normalerweise über mehrere Kontinente und verläuft nicht selten quer über den Globus. Auch, weil ortsansässige Betriebe (Spinnereien, Webereien, Wäschereien) nicht mehr oder nur sehr selten vorzufinden sind.

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„Es geht um die Menschlichkeit“

Wildling – immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, ökologischer und fairer zu arbeiten – sei ganz anders als alles, was er in 26 Jahren Erfahrung bisher in der Schuhindustrie gesehen habe, sagt Manuel von Blue Sourcing (Koordinator für alle Produktionsstätten vor Ort) im Image-Film für den Perto. „Es geht nicht nur um Zahlen, es geht um zwischenmenschliche Beziehungen.“

Zwischen Wildling und den Akteur*innen innerhalb der Lieferkette, aber auch zwischen den einzelnen Lieferketten-Stationen, die Antonio aus der Weberei Ecola „Nachbarn“ nennt. Die Wertschöpfungskette lokal zu halten, sei enorm wichtig, weil alle Nachbarn involviert seien, betont er. Und: „Wir haben hier alles, was wir brauchen.“

Der Modellname für den Schuh ist daher auch bewusst gewählt: „Perto“ bedeutet ‚nah‘ auf Portugiesisch. Damit ist sowohl die (erneute) Nähe des Menschen zur Natur gemeint, die durch die Renaturierung gefördert werden soll, als auch die kompakte und transparente Lieferkette, in der alle Stationen auf vergleichsweise kleiner Fläche beieinander liegen. Die gesamte Verarbeitung bis zum fertigen Schuh geschieht innerhalb einer Region.

Wildling, Minimalschuhe, Barfußschuhe, Herbstschuhe, fair Fashion, faire Schuhe

Bitte mehr davon!

Die gesamte Textilproduktion für Europa wieder auf den gleichnamigen Kontinent zu verlagern, ist natürlich zum einen nicht ohne weiteres möglich. Und zum anderen stellt sich die ethische Frage nach der Verantwortung für die bereits aufgebauten Lieferketten in Ländern wie Bangladesh und Indien.

Mit anderen Worten: Die Internationalisierung lässt sich nicht umkehren. Trotzdem braucht es Unternehmen, die nach Wegen abseits der ausgetretenen Pfade suchen.

Es braucht mehr solcher mutiger Vorstöße in Richtung lokaler(er) Wertschöpfungsketten. Es ist Bewahrung von Wissen, Sicherung von Arbeitsplätzen und (wenn richtig gehandhabt) ein Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen sowie zur Förderung von Biodiversität.

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Wildling überrascht nicht nur in dieser Hinsicht immer wieder mit guten Ideen – es freut mich jedes Mal, von einer neuen in mehrfacher Hinsicht nachhaltigen Partnerschaft zu hören.

Aus dieser ist ein wohlig-warmer Schuh entstanden, der durch seine dezente Farbgebung unter jedes Outfit passt. Ich mag ihn jetzt schon sehr! Generell ist die neue Herbst-/Winter-Kollektion von Wildling wieder einen Blick wert, falls ihr noch auf der Suche nach passendem Schuhwerk für die kälteren Tage seid.

Wildling, Minimalschuhe, Barfußschuhe, Herbstschuhe, fair Fashion, faire Schuhe

Falls ihr Minimalschuhe gerne einmal ausprobieren möchtet und nicht genau wisst, worauf ihr euch da einlasst, könnt ihr euch gerne einmal meinen Erfahrungsbericht durchlesen. (Wildlinge begleiten mich nämlich schon ziemlich lange!)

Die Wühlmaus flitzt mit dem Douro durch den Herbst, der nach der Portwein-Region Alto Douro benannt ist.

JENNI

Wanderin im Geiste, mit der Nase im nächsten Buch, nie so ganz zuhause und doch immer da.

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