Jede und jeder, der oder die sich in Münster aufhält, mal aufgehalten hat oder vorhat, sich aufzuhalten und für nachhaltige Mode und Fair Fashion eine Schwäche eine Leidenschaft hat, hat schon einmal von frau többen und ihrem muckeligen Laden an der Hammerstraße gehört. Und die allermeisten davon haben ihn bereits besucht – denn er ist es auf jeden Fall wert. Eine Liebeserklärung.
frau többen: Fair Fashion in Münster
Wer mir fleißig auf Instagram folgt, wird mitbekommen haben, dass mich mit frau többen seit kurzem eine ganz besonders intensive Beziehung verbindet: Ich arbeite dort nämlich nun. Zusätzlich zum Blog und dem, was (in geringster Summe, nebenbei bemerkt) sich damit im Moment verdienen lässt, suche ich im Moment nach Aufgaben, die Sinn ergeben, mich erfüllen und etwas – wie auch immer gemessen – “Gutes” für die Gesellschaft bedeuten können.
Natürlich hätte ich mich auch ehrenamtlich engagieren können, aber: Ich bin jung…und so weiter. Ihr kennt das. Selbst als selbsternannte Minimalistin bzw. als Person, die von sich selbst glaubt, nicht allzu viel zu brauchen und dem kopflosen Konsum abgeschworen zu haben, benötigt man ein gewisses Maß an Einkommen, ein gewisses Maß an Lebensstandard. Deswegen also die perfekte Symbiose aus Pragmatismus und Leidenschaft: frau többen an der Hammerstraße in Münster.
Sieben Jahre Fair Fashion und bewusster Konsum
Vor ein paar Tagen hat frau többen siebenjähriges Bestehen gefeiert – und erinnert damit daran, dass faire Mode und bewusstes Einkaufen keine Attribute hipper Vorstadtromantik sind und sein sollten, sondern ihre Wurzeln bereits vor einigen Jahren schlugen, als Jutebeutel, Hipsterbart und Coffee-to-go-Becher noch einigermaßen out of fashion waren.
Andrea Többen selbst ist eine herzliche, offene und freundliche Frau, die man eigentlich sofort gernhaben muss. Man kann gar nicht anders. Und darin liegt auch – man darf es ruhig so sehen – ein wesentlicher Erfolgsfaktor ihres kleinen, aber wunderschön ästhetisch eingerichteten, sich immer weiter zum Concept Store wandelnden Ladens. Die Menschen kommen hierher, weil hier (ähnlich wie bei Anja im Unverpacktladen) nicht das Produkt, sondern das Kauferlebnis im Vordergrund steht.
Um Missverständnisse sofort zu bereinigen: Natürlich sind die Produkte wichtig. Sogar extrem wichtig. Ihre Geschichte, ihre Herstellungsweise, die Menschen, die an der Produktion beteiligt waren, die Materialien, die verarbeitet wurden, die Gedanken, die man sich gemacht hat vom Reißbrett zum anfassbaren Kleidungsstück – das schwebt hier durch die Gänge und ist essentieller Bestandteil der Laden-Philosophie.
Andrea weiß (eine Sache, die ich sehr bewundere und unbedingt lernen möchte) bei jedem zufällig ausgewählten Kleidungsstück in ihrem Laden genauestens Bescheid über all’ die oben genannten Dinge. Sie kann dir sagen, dass diese Jacke aus so und so viel Recycling-Material hergestellt, warum für das Innenfutter diese und jene Faser verarbeitet wurde, welche Siegel sie trägt und was dieses aussagt und wer eigentlich genau dahintersteht. Wie viel Arbeit und Auswendiglernerei und Durch-den-Siegel-Dschungel-Schlagen dafür nötig ist – ich mag es mir gar nicht vorstellen.
Generell merkt man sofort: frau többen (wo es übrigens auch einen großen Männer-Mode-Bereich gibt!) ist ein Ort des bewussten Kaufens, der mit viel Liebe und Herz geführt wird – und eine Atmosphäre besitzt, die jede und jeder schätzt, der oder die hier einmal war. Ruhig, unaufdringlich, locker und (falls gewünscht) mit intensiver Beratung.
Denn zum Nachhaltigkeits-Gedanken gehören nicht nur möglichst faire Herstellungsbedingungen und umweltschonende Produktionsabläufe, sondern auch das Bewusstsein für das richtige Kleidungsstück, für das nachhaltige Kaufen an sich.
Was Andrea darum versucht, absolut zu vermeiden, ist, dass Kund*innen unzufrieden mit ihrem gerade Erworbenen sind oder sein könnten. Man kennt das von sich selbst beim kritischen Blick in den Umkleidespiegel: Passt das zu mir? Sieht das wirklich gut aus? Oder nicht doch vielleicht zu eng? Eine andere Farbe?
In solchen Fällen versucht Andrea ihr Bestes, möglichst objektiv und variantenreich zu beraten. Manchmal wollen Unsicherheiten aber nicht weggehen. Und dann nützt es nichts – das wissen wir alle -, auf Teufel komm’ raus das Teil zu kaufen, von dem man sich nicht sicher ist, ob es nun wirklich gut zu einem passt. Konsequenterweise rät Andrea darum auch immer von so einem Kauf ab. Denn davon hat niemand etwas – sie selbst nicht, der oder die Kund*in nicht und auch nicht die Umwelt. Denn Nachhaltigkeit schaut nicht so aus, dass Fair Fashion im Kleiderschrank verstaubt.
Ich möchte, dass die Menschen, die hierher kommen, mit einem Lieblingsteil oder mit gar keinem Teil wieder gehen. (Andrea Többen)
Massenkaufende wird man hier denn auch schwerlich finden – und das ist gut so. Die Kund*innen kommen her, nehmen sich viel Zeit für sich selbst und die Stücke, die möglicherweise interessant sein könnten, probieren sich durch, treffen eine bewusste Auswahl. Dass ein Modegeschäft so einen entschleunigten Eindruck machen könnte, hätte ich mir vor einigen Jahren aufgrund meiner Fast-Fashion-Ketten-Einkaufstraumata nicht träumen lassen. Aber es funktioniert, und das prächtig.
Und dieses freudig-zarte Glück, wenn man es dann doch gefunden hat, das Passende, das perfekt Passende, in jeder Hinsicht, das Stück, das es denn nun sein soll – das ist etwas ganz Besonderes, das bei frau többen schon fast zelebriert wird.
Eingerichtet ist der Store denn auch stilecht mit alten Fotografien aus Andrea Többens Kindheit oder von ihren Eltern, Second-Hand-Möbelstücken, GEPA-Pflanzenkörben, Postkarten mit liebevollen Illustrationen kleinerer Künstlerinnen (wie zum Beispiel von Nina Eckes, Frau Otilie und staunenswert) Beton-Übertöpfen direkt aus der Werkstatt von Freunden. Fair ist kein Label, sondern eine Lebenseinstellung. Und die muss man in ihrer konsequenten Umsetzung nicht groß rausposaunen – es reicht, sie einfach umzusetzen.
Und damit es auch immer etwas Neues zu entdecken gibt, tauscht Andrea sich stetig mit befreundeten Fair-Fashion-Vorreiter*innen aus, knüpft enge Netzwerke zu Labels und anderen Shops – online wie offline. Und räumt nicht zuletzt bei frau többen regelmäßig um, sodass der Laden fast nie derselbe ist, wenn man ein paar Tage fort war und das Stöbern und Suchen und Neugierigsein immer wieder befördert und herausgefordert wird.
Da – wie gesagt – sich frau többen auch immer mehr in Richtung Concept Store entwickelt, gibt es seit einiger Zeit neben Fair Fashion beispielsweise auch nachhaltigen Nagellackt von benecos und einige Produkte von Dr. Bronner’s (kennt ihr eigentlich schon die 18-in1-Seifen?) sowie die erwähnten Beton-Pflanzentöpfe aus Bekanntenhand zu kaufen. Vielleicht kommen in der nächsten Zeit noch einige weitere tolle kleine und große Dinge hinzu – wir dürfen gespannt sein! Denn auch nach nun mehr als sieben Jahren entwickelt sich frau többen stetig weiter. Und das ist toll so.
Falls ihr frau többen nun einmal besuchen möchtet, könnt ihr das gerne via Instagram oder Facebook tun – und euch schon einmal die Öffnungszeiten für einen höchstpersönlichen Besuch notieren. Es warten viele schöne Dinge auf euch – materiell wie immateriell.
Und zum Abschluss noch einmal eine Fotoflut der aktuellen Einrichtung (wie gesagt: die hat sich vermutlich auch schon wieder geändert, wenn ihr vorbeischaut). Im Moment ist alles nach Farben sortiert – was übrigens wunderbar entlastend für’s Auge ist und die Orientierung (finde ich) wesentlich leichter macht.
Kennt ihr frau többen schon – und wart ihr sogar schon einmal zu Besuch? Ist es gar euer Lieblings-Fair-Fashion-Store? Schreibt gerne über eure Erfahrungen oder nennt eure liebste Fair-Fashion-Bezugsquelle!
[…] der Fair Fashion Store frau többen liefert aktuell Bestellungen mit dem […]
Hallo Jenni, ich wohne zwar in Münster (etwas außerhalb) aber da ich selten in die Hammer Straße komme, hatte ich zwar schon Frau Többen gehört, mich aber noch nicht weiter mit dem Ladenkonzept beschäftigt. Dein Artikel und vor allem die wunderschönen Bilder haben Lust gemacht, beim nächsten Einkaufsbummel unbedingt vorbei zu schauen. In Münster sind wir ja ganz gut versorgt mit Naturmode und ich freue mich jedoch immer, noch etwas neues zu entdecken. Und wer weiß, vielleicht treffe ich dich dann bei meinem Bummel durch den Laden. Viele Grüße Andrea
Liebe Andrea,
es freut mich sehr, dass der Artikel dir Lust auf deinen Besuch im Laden gemacht hat! Das ist sehr schön zu lesen und genau das, was er auch bewirken sollte, wenn ich ehrlich bin.
Andrea wird sich sicherlich freuen, ihre Namensvetterin begrüßen zu dürfen – und falls ich da bin, können wir gerne einen kleinen Schnack halten. 🙂
Liebe Grüße und ein famoses Wochenende dir!
Jenni
Der Laden sieht allein schon wirklich sehr schön eingerichtet aus!
Und mal davon abgesehen, ist es auch wirklich schön, dass man sich ganz offensichtlich mit so einem Konzept auch schon lange halten kann!
Hier bei mir (zugegeben eine Kleinstadt) gehen sogar vegane Restaurants unter…
Liebe Christine,
da hast du natürlich recht – von der Warte hatte ich das bisher noch gar nicht betrachtet, muss ich zugeben. Aber in der Tat: Es ist toll, dass frau többen sich halten kann und das sogar ziemlich gut. 🙂
Dafür bin ich Münster als Stadt auch sehr dankbar: Grüne Gedanken und nachhaltige Dinge allgemein werden immer mehr hier und das Bewusstsein wächst. Das ist toll mitanzuschauen.
Ich hoffe sehr, dass das bald überall die Regel und nicht die Ausnahme sein wird – es ist so schade, wenn so tolle Läden schnell wieder schließen müssen, weil die interessierte Kundschaft fehlt…
Liebe Grüße
Jenni
Sooo viele schöne Fotos! Kein Wunder, dass es sich dorthin verschlagen hat! 🙂
Wir haben hier auch einen ähnlichen kleinen Laden, der zwar nicht so viele Produkte außerhalb des Fashion-Bereichs beheimatet wie der von Frau Többen, aber auch dort steht das Einkaufserlebnis mit jeder Menge geballtem Wissen über Nachhaltigkeit und Siegel im Vordergrund.
Ich find es immer total schön, wenn man sich in einem Laden sofort wohl fühlt und das hier ist definitiv sicher auch so einer! Freu mich sehr für dich! (Frau Többen kann sich btw auch sehr glücklich schätzen!) 🙂
Liebste Grüße
Liebe Tanja,
ganz lieben Dank für deinen lieben Kommentar!
Ich freue mich auch immer sehr, wenn ich auf solche kleinen, aber feinen Läden stoße und finde, davon sollte es noch viele mehr geben! Bewusstes und nachhaltiges Einkaufen ist so wichtig!
Danke dir übrigens auch für dein liebes Kompliment in den Klammern – da werde ich doch gleich spontan ganz roooot! 😉
Liebe Grüße
Jenni
Der Laden sieht wunderschön aus. Ich glaube da würde mir ganz viel auch gefallen! Du hast wirklich großes Glück, dass du dort arbeiten kannst. 🙂
Lary
Liebe Lary,
ich danke dir für deine lieben Worte und freue mich sehr, dass du den Bericht und den Laden so schön findest wie ich selbst. Ich fühle mich auch sehr geehrt, dass das Zusammenarbeiten zustande gekommen ist. Das passt perfekt zueinander. 🙂
Liebe Grüße
Jenni