Kann ich aber nicht, deswegen ist das neue Rezept, mit dem ich mir die Zeit bis zur Geburt vertreibe (Warten, Warten, Warten), optisch auch nicht so richtig marmorig. Eher so: Rührkuchen mit Kakao-Schicht in der Mitte. Falls ihr aber zu den Menschen mit ausgefeilter Marmorier-Technik gehört, könnt ihr daraus einen hervorragenden Marmorkuchen zaubern. Das Rezept gibt alles her, was ihr dafür braucht und das Ergebnis ist geschmacklich und von der Konsistenz her jedenfalls genau so Marmorkuchen wie sich das aus Kindheitserinnerungen gehört.
Ein guter Vorsatz: Veganuary
Und wenn ich nicht ohnehin in mehr oder weniger schöner Regelmäßigkeit Rezepte veröffentlichen würde, die ganz selbstverständlich vegan sind (bis auf wenige Honig-Ausnahmen) und gerade ein bisschen mehr Kapazitäten hätte, um das Thema ausführlicher und inhaltlich wertvoll zu behandeln, würde ich sagen, der Kuchen kommt pünktlich zum Start des Veganuary online.
So möchte ich nur Folgendes festhalten: Wenn ihr euch 2022, das auf zwei ziemlich anstrengende Jahre folgt, keine Vorsätze genommen habt, bin ich die Erste, die das vollkommen versteht. Wenn ihr euch aber nur eine Sache vornehmen wollt (abgesehen von guten Dingen wie Grenzenziehen und besser auf die mentale Gesundheit achten), bin ich die Erste, die euch das Austesten einer veganen Ernährung ans Herz legt, sofern ihr könnt. Nach 7 vegetarischen Jahren habe ich nun 5 zusätzliche vegane Jahre hinter mir und dementsprechend seit ungefähr 12 Jahren kein Fleisch und keinen Fisch mehr gegessen. Ich habe es sehr, sehr, sehr selten vermisst. (In der Schwangerschaft hatte ich für 2-3 Tage kurz unerklärliche Gelüste nach Brathähnchen, aber das ist glücklicherweise schnell wieder vorbeigegangen, ohne dass ich dem nachgegeben habe.)
Dabei bin ich nicht in allen Lebensbereichen immer zu 101% dabeigeblieben – manchmal aus Unwissenheit, manchmal aus Notwendigkeit, wobei ich die “Fleischgrenze” nie wieder überschritten habe – und bin mittlerweile auch nicht mehr der Ansicht, dass alle Menschen sich entweder für die eine oder die andere “Seite” entscheiden müssen. Aus streng tierethischer Perspektive wäre das natürlich zu befürworten – aber es gibt andere Gründe, weshalb Menschen sich für diese Lebensweise, die ja nicht bei der Ernährung aufhört, entscheiden. Und je nachdem, welcher der gewichtigste ist, können Prioritäten (gut begründet) anders liegen, was zu unterschiedlichen Einzelfallentscheidungen führt. Nicht immer sind vegane Optionen beispielsweise gleichzeitig die nachhaltigsten und ich finde es müßig, sich deswegen des Verrats zu bezichtigen, wie es leider immer mal wieder vorkommt in der grünen Bubble. Abgesehen davon (auch wenn das ebenfalls nicht alle hören wollen) ist eine rein pflanzliche Ernährung nach wie vor ein Privileg – manchmal ein finanzielles, manchmal ein gesundheitliches. Denn nicht alle Menschen können sich vegan ernähren, auch wenn manche Personen im Internet das Gegenteil behaupten.
Abzustreiten ist aber auch das nicht: Unter den Faktoren, die wir als Einzelpersonen in der Gestaltung unseres persönlichen nachhaltigen Lebens in der Hand haben, zählt eine vegane Ernährung zu den Big Points, also den Stellschrauben mit den größten positiven Auswirkungen. Ausprobieren lohnt sich, soweit es möglich ist – es hat einen Grund, warum so viele Menschen nach dem Start nicht mehr zurück wollen.
Auch auf gute Kuchen muss nicht verzichtet werden – obwohl ich zugeben muss, dass es anfangs (damals, ganz früher) tatsächlich eine kleine Herausforderung war, auf einmal ganz ohne tierische Produkte zu backen. Mittlerweile kann ich mir nicht vorstellen, es jemals anders gemacht zu haben. Anyway, hier kommt es endlich – das entspannte Rezept für einen dem Jahresstart angemessen unkomplizierten Rührkuchen aka Marmorkuchen.
Marmorkuchen
ZUTATEN
Für den hellen Teig:
- 200 g Dinkelmehl Typ 1050
- 2 TL Weinsteinbackpulver
- 50 g Zucker
- 1 TL Vanille
- 1 Prise Salz
- 1/2 TL Orangenzesten (Etwas Abrieb von einer Zitrone geht auch.)
- 40 g Olivenöl
- 250 ml Reisdrink
Für den dunklen Teig:
- 150 g Dinkelmehl Typ 1050
- 50 g Kakao (schwach entölt)
- 2 TL Weinsteinbackpulver
- 50 g Zucker
- 1 TL Vanille (gemahlen)
- 1 Prise Salz
- 40 g Olivenöl
- 250 ml Reisdrink
Optional:
- 100 g Zartbitterkuvertüre
ZUBEREITUNG
- Vermengt jeweils die trockenen Zutaten für den hellen und den dunklen Teig in einer separaten Rührschüssel miteinander.
- Gebt nun in beide Schüsseln jeweils das Olivenöl und den Reisdrink hinzu und vermengt alles zu homogenen Teigen.
- Kleidet eine Kastenform mit Backpapier aus oder fettet sie gut ein (was euch lieber ist) und gebt abwechselnd hellen und dunklen Teig hinein.
- An der Stelle: Wenn ihr Marmorier-Techniken kennt, kommen sie jetzt zum Einsatz. Falls nicht, schmeckt der Kuchen auch ohne ästhetische Marmorierung.
- Gebt den Kuchen bei 170° Ober-/Unterhitze auf die mittlere Schiene eures Ofens und lasst ihn etwa 50-55 Minuten backen. Nach 45 Minuten könnt ihr schonmal gucken und Stäbchenprobe machen - Backöfen heizen gerne unterschiedlich und es kann sein, dass der Kuchen bei euch kürzer backen muss.
- Auskühlen lassen und bei Bedarf mit Kuvertüre verzieren. Fertig!
NOTIZEN
Der Marmorkuchen ist nicht zu süß (wie gesagt: falls ihr es gerne etwas süßer mögt, solltet ihr die Zuckermenge erhöhen) und hat diese wunderbar fluffige Konsistenz, die sich für einen Rührkuchen gehört – ohne zu trocken oder zu fettig zu sein.
Beim Schreiben dieses Artikels habe ich übrigens festgestellt, dass wir das letzte Jahr auf diesem Blog ebenfalls mit einem Kastenkuchen-Rezept begonnen haben – vielleicht etabliert sich da still und leise ein Ritual? Für mehr Nuss und noch mehr Schoko im und auf dem Rührkuchen findet ihr hier eine passende Variante.
Ich hoffe, ihr seid gut in das neue Jahr gestartet. Möge es uns mehr Ruhe und Erholung gönnen als die vergangenen beiden Jahre.