Faire Mode – das ist ein Begriff, der einem von seiner semantischen Bedeutung her im ersten Moment einleuchten mag. Was sich dahinter aber wirklich verbirgt, ist für viele Menschen, die sich (noch) nicht damit auseinandergesetzt haben und vielleicht jetzt gerade ihre ersten Schritte in diese Richtung wagen möchten, ziemlich undurchschaubar.
Ein wahrer Dschungel aus Kennzeichen, Zertifizierungen und Siegeln schlägt dem nichtsahnenden und vielleicht auch ein bisschen unwissenden Suchenden entgegen, der sich informieren möchte.
Da gibt es viele bunte Kreise mit vielen bunten Verzierungen – und alle wollen Transparenz suggerieren und Fairness am anderen Ende der Produktionskette garantieren. Aber kann ich mich als Konsumierende wirklich darauf verlassen? Welches Siegel ist jetzt eigentlich das beste – und kann man so eine Rangfolge überhaupt aufstellen?
Ausgangspunkt: Ein Fair-Fashion-Workshop in Köln
Am selben Wochenende, an dem ich mit Mr. Grünzeug auf der Veggienale & fairgoods war, sind wir (bzw. dieses Mal ich allein) am darauffolgenden Tag zum Fair-Fashion-Workshop im Store der Fairfitters (sehr liebe und kompetente Gastgeber übrigens – sämtliche Bilder in diesem Artikel sind im Store aufgenommen worden) gegangen, der von FEMNET e.V. und Südwind organisiert wurde und zu dem eine ganze Menge weiterer Fashion-Blogger*innen und Nachhaltigkeitsinteressierte gekommen waren (unter anderem habe ich dort Anna und Julia von subvoyage, Ann-Kathrin von einfach grünlich und Leonie von glowing wiedergetroffen).
Der Workshop war ein anregendes Treffen, bei dem mir zum einen klarwurde, wie viel Lernbedarf ich selbst noch im Bereich der Fair Fashion habe, das auf der anderen Seite aber auch die tolle Gewissheit vermittelt hat, dass es so viele engagierte Frauen (bis auf zwei Ausnahmen waren wir in der Tat allesamt weiblich) gibt, die sich mit vollem Eifer für ihre Ideale einsetzen und diesen sogar ihr gesamtes Leben widmen.
Wir haben diskutiert über den aktuellen Stand der Fast-Fashion-Industrie, die Wege, die zur Slow-Fashion führen, unter die Lupe genommen und uns natürlich auch wieder die berühmte Frage gestellt, ob Nichtkomsum nicht einfach die bessere Alternative wäre.
Marie Nasemann, die als in der Öffentlichkeit stehendes Model und Schauspielerin ihren Schwerpunkt nun immer stärker in Richtung Fair Fashion verlagert und vor ein paar Tagen ihren eigenen Fair-Fashion-Blog fairknallt gelauncht hat, hat mit ihrer Philosophie den Kern ganz gut getroffen, glaube ich: (sinngemäß zitiert)
Ohne hier in allzu ausschweigende philosophische Gedankengänge abdriften zu wollen (dafür haben wir hier immerhin eine eigene Kategorie): Ich glaube, sie hat recht. Zumindest, was den Großteil der Bevölkerung anbelangt. Beides auf einmal ist sicherlich für die meisten Menschen nicht umsetzbar, die sich gerade gedanklich ein wenig in Richtung Nachhaltigkeit und bewusster leben bewegen – und das ist auch absolut nicht schlimm oder verwerflich, im Gegenteil. Jeder und jede fängt irgendwo an – um am Ende vielleicht mehr zu erreichen, als er oder sie sich das vorher gedacht hätte.
Im Idealfall läuft natürlich beides parallel – aber realistisch betrachtet, wird das sicherlich die Ausnahme sein und bleiben. Daher ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen darüber informiert sind, was es für faire Alternativen zur Fast Fashion gibt, die eigentlich – wenn wir gemein sein wollten – nur pamphletisch als “Fashion des Todes” bezeichnet werden kann, bedeutet sie doch nicht erst seit Rana Plaza den Tod von Mensch, Umwelt und Tier.
Fair Fashion und ihre Siegel
Wenn man sich zum ersten Mal mit fairer Mode beschäftigt und erkennt, wie wichtig es eigentlich ist, sich genau anzuschauen, wo die Kleidung, die man auf dem eigenen Körper trägt, eigentlich herkommt, trifft man früher oder später auf die verschiedensten Siegel. Einige sind sehr bedeutend und bekannt – und generieren schon allein dadurch Seriosität -, von anderen hat man noch nie etwas gehört.
Und weil mir das nicht nur ganz zu Beginn meiner Auseinandersetzung mit fairer Mode, sondern teilweise immer noch so geht, habe ich beschlossen, mein Wissen (und vielleicht auch eures?) ein wenig zu erweitern und im Anschluss an den oben erwähnten Workshop noch einmal Kontakt mit FEMNET aufgenommen – und Barbara mit Fragen gelöchert.
Herausgekommen ist ein – wie ich finde – sehr aufschlussreiches Interview (vielen Dank, Barbara!), das zumindest ein paar erste und grundlegende Fragen bezüglich der Siegel in der Fair-Fashion-Welt klären und den ein oder anderen Irrtum aus dem Weg räumen kann.
Interview mit Barbara von FEMNET e. V.
Wenn ich mich nun so gar nicht auskenne im Bereich der Fair Fashion – worauf muss ich achten und was können meine ersten Orientierungspunkte für meinen nächsten fairen Einkauf sein?
Für jemanden, der sich nicht auskennt, ist es bestimmt sinnvoll, sich zunächst einmal bei Neuware an Siegeln zu orientieren.
Diese sind entweder am Kleidungsstück direkt angebracht oder man fragt im Laden gezielt nach, welche Zertifizierungen das Kleidungsstück / das Label hat.
Wer auf der sicheren Seite sein will, geht für den nächsten fairen Kleidereinkauf in einen Second-Hand-Shop. Second-Hand-Ware hat nicht nur aufgrund des verlängerten Gebrauchs eine bessere ökologische Bilanz, sondern ist indirekt auch fairer als konventionelle Neuware. Denn wer Second-Hand-Ware kauft, nimmt den Druck aus der Fast Fashion und hat zusätzlich mehr Geld für faire Neuware übrig.
Es scheint ja nahezu unzählige Siegel zu geben – wie blicke ich als Konsument*in denn da überhaupt durch? Muss ich mich da jetzt in stundenlanger Lektüre einarbeiten – oder gibt es ein paar Siegel, die besonders vertrauensvoll sind und auf die ich mich eigentlich immer verlassen kann?
Einen guten Überblick über die wichtigsten Siegel gibt unser Flyer „Augen auf beim Kleiderkauf“. Hier stellen wir die Siegel GOTS, FWF und Fairtrade Certified Cotton vor, erläutern ihre Kriterien und geben unsere Einschätzung zu jedem Siegel. Wer diese drei Siegel im Blick hat und um ihre Anforderungen weiß, kann sich schon relativ sicher durch den Siegel-Dschungel bewegen.
Manchmal sind Kleidungsstücke mit mehreren Siegeln ausgestattet – was bedeutet das? Ich dachte, ein Siegel reicht? Oder gibt es da unterschiedliche Kriterien bzw. sich ergänzende Auflagen, die bei den jeweiligen Siegeln zu erfüllen sind?
Wir empfehlen eine Kombination, denn jedes Siegel legt einen anderen wichtigen Schwerpunkt. Bisher gibt es noch keines, der sowohl ökologische als auch soziale Kriterien abdeckt. Während GOTS seinen Fokus auf ökologische Standards beim gesamten Produktionsprozess legt, hat die FWF den Schwerpunkt auf sozialen Standards in der Konfektion. Das Fairtrade certified cotton Siegel garantiert zudem faire Arbeitsbedingungen in der Baumwollproduktion und fördert den Umstieg auf biologischen Anbau. Seit März 2016 hat Fairtrade International das Textilsiegel auf die gesamten nachgelagerten Verarbeitungsstufen ausgeweitet. Allerdings besteht eine Übergangszeit von sechs Jahren, bis ein existenzsicherender Lohn bezahlt wird. Da muss man also abwarten, wie sich das entwickelt.
Außerdem sollte man klar zwischen Produkt- und Unternehmenssiegeln unterscheiden. GOTS sowie Fairtrade Certified Cotton sind Produktsiegel, die FWF hingegen zertifiziert ganze Unternehmen. Das ist sinnvoller, da es weniger Möglichkeiten zu „Fairwashing“ gibt, und die gesamte Philosophie des Labels überprüft. Im Gegensatz zu Produktsiegeln bedeutet die Mitgliedschaft in der Fair Wear Fourndation, dass alle Produkte des Unternehmens unter Einhaltung der gleichen Standards produziert wurden.
Gibt es auch schwarze Siegel-Schafe, die von den Unternehmen ohne Legitimation bzw. Prüfung auf Richtigkeit der Angaben fingiert werden (ähnlich wie bei Bio-Siegeln im Lebensmittelbereich)?
Kritisch zu bewerten sind „hausgemachte“ Siegel von Unternehmen, wenn sie nicht unabhängig und extern, etwa von einer Multi-Stakeholder-Initiative, überprüft werden. Eine externe Überprüfung schafft mehr Glaubwürdigkeit als Kontrollen, die im Auftrag eines Unternehmens vorgenommen werden, das die Prüfung auch bezahlt. Außerdem gilt: Je transparenter ein Unternehmen sich darstellt, umso besser. Transparenz heißt Offenlegung der Namen der Produzenten und der Länder, Veröffentlichung der Ergebnisse der eigenen Prüfungen (Audits) sowie Nachvollziehbarkeit der Herkunft möglichst aller Teile eines Produkts.
Ich habe ein neues Label kennengelernt, das noch ganz jung ist und sich als bio und fair verkauft. Die Kleidungsstücke tragen aber kein Siegel. Wie kommt das? Ist das Greenwashing?
Nein, das muss nicht zwangsläufig Greenwashing sein. Zertifizierungen sind teuer, sodass sich viele kleine Labels, gerade im Anfangsstudium das noch nicht leisten können. Trotzdem gilt: Nachfragen! Was bedeutet bio, was bedeutet fair für dieses Label?
Apropos: Wie erkenne ich eigentlich Greenwashing in der Kleidungsindustrie?
Immer dann, wenn Sozial- und Umweltverträglichkeit als PR-Strategie genutzt werden und nicht zu einer grundsätzliche Philosophie gehören, sprechen wir von Greenwashing. Wenn zum Beispiel nur eine einzelne Produktlinie/ ein einzelnes Produkt ökosozial verträglich hergestellt wurde, alle anderen Produkte aber nach konventionellen Herstellungsverfahren gefertigt wurden, deutet das auf Greenwashing hin.
Was kann ich tun, um als Konsument*in immer informiert zu bleiben, was die Entwicklungen in der Modeindustrie anbelangt – sowohl in der Fast als auch in der Fair Fashion? Gibt es gute Anlaufstellen, Material, Internetlinks?
Abonniere unseren Newsletter! Wir informieren in regelmäßigen Abständen über die Entwicklungen in der globalen Bekleidungsindustrie in Bezug auf unsere Kernthemen Menschenrechte, existenzsichernde Löhne, Gewerkschaftsfreiheit. Weiterführendes Informationsmaterial gibt es außerdem auf unserer Homepage und auf Facebook.
Weitere informative Portale sind Get Changed!, Lebenskleidung, Grüne Mode oder Modeaffaire. Modestudierende finden Inspiration auch auf unserem Fair-Schnitt-Blog.
Ganz zum Schluss: Gibt es einige Labels, die für euch persönlich für Einsteiger*innen in die Fair Fashion besonders empfehlenswert sind und schon viel richtigmachen?
Vieles richtig machen die Labels, die Mitglied bei der Fair Wear Foundation sind. Ganz zum Schluss möchte ich aber auch noch deutlich machen, dass Siegel nicht alles sind. Um wirklich verbesserte Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern zu erreichen, brauchen wir gesetzliche Regelungen, die von den Unternehmen eingehalten werden müssen. Und um diese Regelungen durchzusetzen, brauchen wir politisches Engagement und öffentlichen Druck. Ein sehr wirksames und doch sehr einfaches Mittel ist es, nachzufragen, wo die Bekleidung hergestellt wurde. Je mehr Leute das tun, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Label auf ökosozial verträgliche Ware im Sortiment umsteigt. Fast noch einfacher und genauso wirksam: Engagiert euch! Positioniert euch klar gegen Menschenrechtsverletzungen in der globalen Bekleidungsindustrie. Und: Zusammen ist man stärker, FEMNET und die Kampagne für Saubere Kleidung etwa freuen sich über neue Aktivistinnen und Aktivisten.
(Die Fragen beantwortete Barbara Gundling von FEMNET e.V.)
Ich bedanke mich herzlich für dieses umfassende und aufschlussreiche Interview!
Ich hoffe, nicht nur für mich, sondern auch für euch war diese kleine Einführung in die Welt der fairen Siegel hilfreich. Einige wertvolle Internetadressen kennt ihr nun – und dort bekommt ihr wirklich Massen an gutem Informationsmaterial und wiederum zahlreiche Verweise auf weitere spannende Websites und Adressen, bei denen ihr euch informieren könnt.
Wenn bei mir aktuell Neuware im Kleiderschrank landet, dann ist sie immer Fair Fashion – eine Sache, die vor nicht allzu langer Zeit noch gar nicht so selbstverständlich war. Ich bin aber sehr froh, dass dem (nun endlich) so ist – und ich mich immer mehr mit dem Thema auseinandersetze. Daher wird das hier sicherlich auch zukünftig verstärkt niederschlagen.
Wie sieht euch aus: Kauft ihr Fair Fashion? Warum, warum nicht? Hat dieser Beitrag euch für euren Weg durch den Siegel-Dschungel geholfen?
[…] Lädchen zu gehen? Welcher Ökostrom-Anbieter ist der beste? Wo soll ich mein Geld lagern? Was für Siegeln kann ich trauen? Ist vegan immer die beste Alternative für […]
[…] (Müttern, die einen Bedarf feststellten) gegründet wurden und entsprechend klein sind – Zertifizierungen aber sind aufwändig und teuer. Nicht immer ist es also schlecht, wenn sie nicht vorhanden sind, […]
[…] Der Baumwoll-Anteil wird bewusst so niedrig wie möglich gehalten, weil Baumwolle bei der Produktion enorm viel Wasser und außerdem sehr lange Transportwege benötigt. Wenn möglich, verwendet Wildling recycelte Baumwolle – weil die Fasern aber meist zu kurz sind, muss sie doch mit neuer Baumwolle versponnen werden, um die gewünschte Materialqualität sicherzustellen. Hanf und Leinen sind Stoffe, die in europäischen Ländern unter deutlich weniger Ressourceneinsatz angebaut werden können und daher bevorzugte Materialien der Wahl. (Das Leinen ist GOTS-zertifiziert.) […]
[…] mir immer wieder durch den Kopf schwirrt: Eigentlich sollte nicht nachhaltige Mode mit Siegeln (wie dem GOTS) ausgestattet werden, sondern konventionelle Mode mit ihrem Negativeinfluss auf die Umwelt und die […]
[…] Außerdem nimmst du automatisch an der Verlosung von 750 #incluencer-Shirts teil – das ist das T-Shirt, das ich auf der Bilderstrecke in diesem Artikel trage. Entworfen hat das Design der Künstler Marian Mewes, den einige vielleicht vom Blog notjustdown, einer starken Stimme für Inklusion von Menschen mit Behinderungen, kennen (falls ihr noch nicht folgt, unbedingt ändern!). Das Shirt besteht aus 100% recycelten Materialien (Bio-Baumwoll-Verschnitten und recycelten PET-Flaschen) und die Fabrik, in der es produziert wird, trägt das Siegel der Fair-Wear-Foundation. […]
[…] dieses aussagt und wer eigentlich genau dahintersteht. Wie viel Arbeit und Auswendiglernerei und Durch-den-Siegel-Dschungel-Schlagen dafür nötig ist – ich mag es mir gar nicht […]
[…] eine Investition, die sich unter Garantie lohnen wird. Bitte beim Kauf auch immer gleich auf das GOTS-Siegel und Fairtrade […]
[…] geändert und ich schaue mittlerweile bei jedem Textil, das bei mir einziehen darf, sehr genau hin: Trägt es ein entsprechendes Siegel? Wenn ja, ist alles gut. Wenn nein: Wie kommt das? Kann sich das entsprechende Label die […]
[…] (Hier findet ihr übrigens noch einmal meine Einführung zum Thema faire Siegel – ebenfalls mit…von FEMNET.) […]
[…] vegan!“ – aber wenn man dann die hippen Shirts von wat? apparel umdreht, um nach Siegeln für faire Produktion zu suchen, wird man sofort fündig. Ein kleines Träumchen ist da in Erfüllung gegangen – […]
Liebe Jenni,
vielen Dank für diesen tollen, informativen und (meiner Meinung nach) sehr, sehr wichtigen Artikel. Es ist so schön, zu beobachten, wie wir immer mehr umstellen und bewusst konsumieren (oder eben nicht) – vor allem, wenn wir zusammen unterwegs sind. Dann macht DIE Jeans direkt doppelt so viel Freude (wenn nicht sogar noch mehr).
Umso wichtiger ist es, dieses gute Gefühl, sich ein richtig tolles Stück geleistet zu haben, unter dessen Produktion niemand leiden musste, zu verbreiten und Licht in den Siegel-Dschungel zu bringen, um genau das zu ermöglichen.
Liebe Natalie!
Ich danke dir ganz herzlich und freue mich, dass dir der Beitrag so gut gefällt – ich habe gehofft, dass er gut ankommt, denn ich habe viel Energie reingesteckt.
Und ich sehe das ganz genauso wie du: Das gemeinsame Unterwegssein ist nicht nur richtig schön, sondern dokumentiert auch irgendwo unser beider Entwicklung – es ist toll, sich gegenseitig so gut beeinflussen zu können und ich freue mich auf jeden Fall, dass wir die Möglichkeit dazu haben (und du mich damals einfach angeschrieben hast :D)!
So wird das langsame, aber bewusste Konsumieren zu einem, das auf allen Seiten Freude bereitet – und ich glaube, genau darum geht es doch letzten Endes. 🙂
Liebe Grüße
Jenni
Liebe Tabea,
ich danke dir wieder einmal für deinen langen und durchdachten Kommentar – ich freue mich immer sehr, von dir zu lesen! 🙂
Dass so wenige Männer anwesend waren, fand ich auch ein wenig schade, spiegelt dieser Sachverhalt doch schon irgendwo auch ein gesellschaftliches Manko wider, da hast du absolut recht.
Ich würde mir auch wünschen, dass der männliche Teil der Bevölkerung sich da noch wesentlich mehr engagieren würde – aber vielleicht kommt das ja noch…irgendwann.
Ich glaube, als “fair” gelten die Second-Hand-Kleidungsstücke auch bei Barbara nicht – das ist vielleicht ein wenig missverständlich kontextualisiert. Das wesentliche Kriterium bei Second Hand ist ja, dass bereits Vorhandenes aufgebracht und im Konsumentenkreislauf belassen wird – was natürlich deutlich nachhaltiger ist, als es durch Neuware (woher sie auch immer stammt) zu ersetzen (und das ist ja sicherlich auch der Grund, weshalb du direkt auf Second Hand umgestiegen bist). Fair sind die Arbeitsbedingungen, die diese Kleidung zu verantworten haben, damit natürlich noch lange nicht. Am fairsten wäre sicherlich der Kauf von zertifizierter Kleidung nach den Maßstäben, die Barbara angeführt hat. 🙂
FEMNET und andere Organisationen arbeiten auch aktuell daran, dass gewisse Mindeststandards bezüglich der Produktionsbedingungen von Kleidung gesetzlich verankert werden (sowas gibt es bisher nämlich noch nicht) – vielleicht wäre das ein erster Schritt auf dem Weg in eine übersichtlichere Siegel-Zukunft.
Liebe Grüße
Jenni
So, jetzt finde ich endlich mal die Zeit, diesen Post zu lesen. Er war mir einfach zu wichtig für “Schnell am Smartphone nebenbei”, weil ich dann nicht richtig kommentieren mag.
Diese Siegel finde ich ja schon bei Nahrungsmitteln oft unübersichtlich und kenne da auch nur ein paar: EU-Bio, Bioland, Detemer, Fair-Trade, utz und die Bio-Sechseck-Wabe.
Aber was Kleidung angeht, tappe ich dann völlig im Dunklen, weil ich mich nie damit beschäftigt habe, sondern nach einem eher mäßigen Konsum an Billigware einfach dazu übergegangen bin, Second-Hand vorzuziehen.
Dass du auf dem anregenden Workshop fast nur Frauen getroffen hast, hätte ich zwar so erwartet, aber gerade frage ich mich doch, ob Nachhaltigkeit gerade bei Kleidung, aber auch sonst, der männlichen Bevölkerung unwichtiger ist oder ob sie sich einfach nicht öffentlich so darüber austauschen wollen.
Die Idee, sich schrittweise zu verbessern, indem man erst Fair Fashion und dann den nicht-Konsum wählt, ist sich der praktikabelste Ansatz, wenn man viele Menschen überzeugen will. Da kann ich einfach nur zustimmen.
Das Interview ist echt eine gute Idee und war total interessant zu lesen!
Spannend finde ich, dass selbst Second Hand als “fair” gilt für Barbara, denn eigentlich sind die Kleidungsstücke ja größtenteils unter menschen- und umweltverachtenden Bedingungen entstanden.
Den Flyer mit den Siegelerläuterungen und -einschätzungen muss ich gleich im Anschluss mal lesen. Dass es beispielsweise Labels für Produkte oder Unternehmen gibt, wusste ich noch gar nicht…
Also so abschließend kann ich nur sagen, dass ich mir generell weniger Siegel wünschen würde, die am besten direkt farblich anzeigen, ob sie eher locker (rot/orange) oder streng (grün) sind. Achja, und ich wünschte, die Zertifizierung wäre kostenlos oder wenigstens sehr billig, damit sich jeder, der die Anforderungen erfüllt, auch zertifizieren lassen kann..
Liebe Grüße
vielen Dank für den tollen Beitrag. Bei mir gibt’s auch nur noch Klamotten aus dem Avocadostore, von BLEED oder Treter von avesu oder shoezoo…. 🙂
Hallo,
ich freue mich, dass dir der Beitrag gefällt – sehr gerne habe ich darüber geschrieben! 🙂
Die Marken, die du nennst, sind allesamt sehr gute und aus meiner Sicht empfehlenswerte. Ich lege mich da im Bereich der Fair Fashion noch nicht so fest und kaufe da, wo mir gerade ein Teil (und die Firmenphilosophie) zusagen. VIelleicht gibt es demnächst noch einen Artikel mit meinen liebsten Fair Fashion Marken… 😉
Liebe Grüße
Jenni
Liebe Jenni!
Vielen Dank für dieses tolle Interview!
Ich beschäftige mich seit 2009 mit nachhaltig produzierter Kleidung und habe seitdem nach und nach meinen Kleiderschrank auf nachhaltig und fair produzierte Kleidung umgestellt. Auf meinem Blog gibt es auch einen Beitrag, wie man mit 6 (langsamen) Schritten zu fairer Kleidung im Kleiderschrank kommt. Ich hatte da nämlich so eine Strategie 😉
Mittlerweile bin ich bei Second Hand angekommen, da die nachhaltigste Kleidung jene ist, wofür keine weiteren Ressourcen verbraucht werden. Bzw. kaufe ich mittlerweile sehr wenig, weil mein Schrank ohnehin schön voll ist. Ich hab also einen Aufnahmestopp. Wenn etwas dahin ist, ünerlege ich gut, ob es tatsächlich ersetzt werden muss, oder ich darauf verzichten kann, weil ich das Teil eh nicht brauche.
Die Gütesiegel bieten für mich eine gute Orientierung, wenn man erst mal durchschaut hat, wofür jedes einzelne steht.
Leider gibt es diesen Dschungel nicht nur bei Kleidung. Dem Thema Gütesiegel werde ich im kommenden Jahr etwas mehr Aufmerksamkeit auf meinem Blog widmen. Und sehr gerne zu dir verlinken, wenn ich darf.
Alles Liebe,
Sabrina
Liebe Sabrina,
ich danke dir für deinen langen Kommentar!
Deine Reihe auf dem Blog muss ich mir ja ernsthaft noch anschauen, das habe ich noch gar nicht gesehen – danke, dass du mich darauf hinweist!
Ich glaube auch, dass Second Hand die nachhaltigste Kleidung ist, weil das genutzt wird, was bereits da ist. Auf der anderen Seite finde ich es wichtig, Fair Fashion das Signal zu geben, dass sie gebraucht wird und als Alternative zur Fast Fashion (bzw. gleichzeitig auch zur Cruel Fashion, wenn man das einmal so formulieren darf) gesehen wird. Ich denke, jeder und jede muss da seinen und ihren ganz eigenen Weg gehen und freue mich sehr, dass du den deinen gefunden hast. 🙂
Ich bin aktuell noch nicht zu 100% zufrieden mit meinem Kleiderschrank, was aber daran liegt, dass ich aktuell einen Stilwechsel vollziehe (irgendwann wird man ja auch kleidertechnisch irgendwie erwachsen), aber da gebe ich mir Zeit und schaue genau nach, was ich brauchen kann und woher ich es beziehen möchte.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, was da bezüglich der Siegel noch bei dir kommen wird (im Lebensmittelbereich finde ich das auch sehr spannend und habe beispielsweise vor, mich mit Fair Trade und Bio einmal näher zu befassen) – und natürlich kannst du sehr gerne auf mich verlinken, es würde mich freuen! 🙂
Liebe Grüße
Jenni
Hallo Jenni,
auf jeden Fall muss jedeR seinen Weg finden. Das was für mich funktioniert, funktioniert nicht automatisch für alle anderen. Jeder Schritt in Richtung Fair Fashion ist ein richtiger.
Ich habe nur einen Beitrag (https://www.ichmachesanders.com/2015/07/01/6-schritte-zum-fairen-und-nachhaltigen-schrankinhalt/) und keine Blogreihe zu Fair Fashion im Kleiderschrank. Und der ist sehr subjektiv. Ich habe einfach nieder geschrieben, wie ich zur fairen Kleidung in meinem Kleiderschrank gekommenen bin. Das waren ca. 6 Schritte. Begonnen habe ich mit Unterwäsche, dann mit T-Shirts, Röcken, Kleidern und gegen Ende hin Hosen. Jetzt aktuell recherchiere ich gerade, wie ich zu möglichst nachhaltig produzierten Schuhen komme. Das ist eine große Herausforderung – ganz egal, ob es vegane Schuhe oder Lederschuhe sind. Mal schauen, wo ich landen werde.
Liebe Grüße
Sabrina
Liebe Sabrina,
ah, das hatte ich nicht genau genug formuliert, danke dir für die liebe Korrektur. 😉
Den Beitrag habe ich gerade gelesen – und ich finde deine Vorgehensweise sehr clever, muss ich sagen. Vor allem, weil du am empfindlichsten Punkt überhaupt ansetzt: dem Preis. Für viele Menschen, die auf Fair Fashion umsteigen, wird der wohl der wunde Punkt sein, wenn es darum geht, Kaufentscheidungen zu fällen. Die Idee, bei Unterwäsche und preisgünstigen Teilen anzufangen, gefällt mir sehr gut – auch, wie ihr das mit dem männlichen Part gelöst habt (meiner konnte sich – bis er das erste Mal ein Shirt von Armed Angels anhatte – auch nicht für faire Mode begeistern und ist jetzt aber ebenfalls schon so halb überzeugt 😉 ).
Ich bin auf jeden Fall gespannt, was deine Schuh-Recherche ergeben wird und folge solange deinen weiteren Beiträgen sehr gerne!
Liebe Grüße
Jenni
Liebe Jenni!
Es ist fast immer der Preis, der die Menschen davon abhält, nachhaltige Produkte zu beziehen. Das hör ich immer wieder. Ja, sie sind teurer, aber dafür gibt es auch einen guten Grund.
Meine “Mission” (ohne Zeigefinger) ist es, Menschen davon zu überzeugen, dass sich der höhere Preis auszahlt: für sich selbst, die ProduzentInnen und die Umwelt. Und jedeR setzt zuerst bei sich und dem eigenen Geldbörserl an. War ja bei mir nicht anders.
Die große Kunst ist es, irgendwann zu verinnerlichen, dass weniger mehr ist und teurer wesentlich langlebiger. Und dann gehen sich auch die Mehrkosten für nachhaltige Produkte für die meisten gut aus. Nicht für alle, das ist klar. Aber mir kommt vor, dass doch für viele der hohe Preis eine recht gemütliche Ausrede ist.
Falls du eine Idee hast, wie man mehr Männer für das Thema Nachhaltigkeit begeistern kann, lass es mich wissen. Das ist nämlich noch eine recht harte Nuss, die es zu knacken gilt.
Liebe Grüße
Sabrina
Liebe Sabrina,
ich sehe das ganz genauso wie du und plane auch, zu diesem Thema noch etwas zu schreiben (aber das ist ja bei so vielen Dingen der Fall – man kommt seinem Entwurf-Ordner gar nicht mehr so richtig hinterher… 😉 ).
Bezüglich der männlichen Seite ist das in der Tat gar nicht so einfach, habe ich ebenfalls den Eindruck – doch auch hier schwirren mir schon einige Ideen im Kopf herum, um das Thema anzugehen. Das ist aber noch sehr fragmentarisch und muss dringend ausgearbeitet werden.
Liebe Grüße
Jenni
Hallo Jenni!
Wie immer ein wirklich super recherchierter Beitrag über die Bekleidungsproblematik.
Für mich persönlich habe ich das Thema in den Zusammenhang mit der Altkleiderproblematik gestellt und beschlossen, dass ich beide Themen verknüpfe in dem ich nichts Neues mehr kaufe. Manchmal ist der einfachere Weg sogar der bessere.
Aber natürlich gibt es auch Kleidungsstücke, die ich kaufe wie Socken und Unterwäsche und da habe ich zuletzt auch zertifizierte Ware erstanden. Das finde ich sehr wichtig!
lg
Maria
Liebe Maria,
ich danke dir für deine lieben Worte und freue mich, dass dir der Beitrag gefällt! 🙂
Dass du fast ausschließlich auf Second Hand umgestiegen bist, finde ich klasse (bei manchen Dingen geht das ja naturgemäß nicht bzw. wäre nicht sonderlich schön, aber das ist ja absolut etwas anderes) und ich glaube ebenfalls, dass das eigentlich die nachhaltigste aller Lösungen ist.
Auf der anderen Seite setzt man mit der Unterstützung von Firmen, die es eben nicht so machen wie diejenigen der Fast Fashion ja auch ein Zeichen für ein verändertes Konsumverhalten – wobei nicht gesagt werden muss, dass der eine bedenkenlose Konsum mit einem anderen (der unter dem Nachhaltigkeits-Label läuft) ersetzt werden sollte.
Jede und jeder muss da seinen Weg finden und ich freue mich sehr, dass du deinen gefunden hast! 🙂
Liebe Grüße
Jenni
Hallo Jenni!
Das ist natürlich der Zwiespalt, in dem man sich befindet, wenn man nachhaltige Wirtschaft fördern will.
Einerseits will man so wenig wie möglich kaufen, auf der anderen Seite sollen natürlich die Firmen, die sich ebenfalls einsetzen, gefördert werden.
Aber ich denke, dass man das grundsätzlich auch auf andere Weise machen kann wie z.B. andere Menschen informieren und aufklären!
lg
Maria