Espressokuchen mit Mohn und Cranberries

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12. Juli 2016

Ich hätte vor einigen Jahren niemals gedacht, dass ich einmal einen Espressokuchen backen würde.

Aber damals hätte ich auch niemals gedacht, dass ich als Anfang-oder-Mittzwanzigerin vegan und mit Tendenz zu Zero Waste und Minimalismus leben würde. Es ist schon sehr interessant und spannend, wie sich die Dinge im Rückblick verändern, nicht wahr?

Die Geschichte mit dem Espressokuchen (jetzt sei schon einmal angemerkt: keine Sorge – den Espresso schmeckt man nicht so furchtbar heraus!) lässt sich aber auch genau auf letzteren Punkt zurückführen und hängt eng mit den Umstrukturierungsarbeiten im grünzeug’schen Haushalt im Zusammenhang mit dem angestrebten Zero-Waste-Leben zusammen: Wir haben uns von unserer 10 Jahre alten Kaffeemaschinen-Krücke getrennt, die Mr. Grünzeug damals für läppische 15€ in irgendeinem Elektronikmarkt erstanden hatte und die nicht nur ziemlich hässlich, sondern auch zu geschätzten 90% aus weißem (!) Plastik war (für mich sind weiße Plastikküchengeräte der ästhetische Selbstmord).

Sie hat denn eines Morgens jämmerlich geächzt und gejauchzt und ich, die ich eigentlich nur auf ihren Tod gelauert hatte – böse, wie ich manchmal sein kann -, habe sie beinahe mit Schadenfreude in den Keller für eventuelle technische Operationen zur Wiederverwertung ihrer Einzelteile gebracht.

Nun musste aber Ersatz her.

Und für mich stand von vornherein fest: Es kommt mir keine neue Kaffeemaschine ins Haus. Egal, wie hipp und toll die ausschauen mögen – ich möchte kein Teil mit eingebautem Selbstzerstörungsmechanismus haben, der sich aktiviert, sobald die Garantie abgelaufen ist. Und schon gar keines, das wieder ein hübsch zusammengewürfelter Haufen Plastikteile ist.

Ich hatte mich bereits ausfühlich im Internet informiert. Und nachdem ich zunächst eine French Press haben wollte (so ein schniekes Teil vom Marktführer Bodum), dann aber feststellen musste, dass es die eigentlich auch nicht wirklich in plastikfreier Variante gibt (meistens scheiterte es am Griff oder am Deckel oder beidem) und dann in einer der zahlreichen Facebookgruppen, in denen ich Mitglied bin, genau diese Frage diskutiert wurde – da hatte ich dann endlich die ultimative Lösung: ein Espressokocher!

Und zwar einer der traditionellen italienischen Sorte. Ich tigerte also ein paar Mal in entsprechenden Kaffee- und Küchenausstattungsläden herum, bis mir dann irgendwann gewissermaßen die Espressokocherliebe in Edelstahlmanier über den Weg lief: Ohne hier jetzt Werbung machen zu wollen (ich werde nicht dafür bezahlt, ganz ehrlich – ich liebe das Teil wirklich), kann ich euch bei eventueller Kaffeeneuorientierung diesen Espressokocher, mit dem ihr entgegen seinem Namen übrigens auch ganz wunderbar normalen Kaffee kochen könnt, solange der Mahlgrad nicht zu fein ist, ans Herz legen.

Seit wir das Teil haben, haben wir Kaffekochen neu entdeckt, wirklich. Und nicht eine Sekunde bereuen wir die Entscheidung gegen eine neue Kaffeemaschine. Das einzige Nicht-Edelstahl-Teil, das sich im gesamten Kocher befindet, ist ein Dichtungsring aus Silikon, der ab und zu ausgetauscht werden muss. Aber ich denke, damit können wir sehr gut leben und ich hoffe, dass wir lange Freude an dem Kocher haben werden. Bisher schaut es ganz danach aus.

Espressokuchen

So brühe ich denn nun jeden Morgen den Espresso oder Kaffee (je nachdem, was gerade im Haus ist) frisch und von Hand auf (was für ein tolles Gefühl!). Und manchmal bleibt ein bisschen von dem Espresso in der Kanne zurück, wird kalt (ich kann dazu wenig sagen, weil ich Kaffee nicht anrühre und wahrscheinlich mein ganzes Leben lang Pflanzenmilch- und Kakaotrinkerin bleiben werde, aber Mr. Grünzeug meint, dass der kalte Kaffee aus diesem Kocher sogar schmeckt!) und steht dann etwas verlegen herum.

Da ich ungerne Lebensmittel wegwerfe oder -schütte, habe ich mir eines Tages gedacht, dass man mit dieser kalten Tasse Espresso doch bestimmt einen wunderbaren Kuchen machen könnte. Gedacht, ausprobiert – funktioniert!

Das Rezept

(für 1 Springform ∅ 20-23 cm)

Ihr braucht:

Für den Teig:

  • 1 ½ Tassen Dinkelmehl Typ 1050
  • 2 TL Weinsteinbackpulver
  • 1 TL Vanillepulver
  • 1 Prise Meersalz
  • 9 EL Mohn
  • 5-6 EL Dattelmus (selbstgemacht)
  • 3 TL Pfeilwurzelmehl
  • 1 Tasse Espresso oder Kaffee, schwarz und kalt
  • 1 Tasse Cranberries

Für den Belag:

  • 1 Birne
  • 2 Handvoll Cranberries

Zubereitung

Der Teig:

  • Heizt euren Ofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vor.
  • Vermengt in einer Rührschüssel alle trockenen Zutaten miteinander.
  • Gebt nun das Dattelmus und den Espresso dazu und verrührt alles zu einem zusammenhängenden Kuchenteig.
  • Fettet eure Form mit etwas Kokosöl aus und gebt den Teig hinein. Streicht ihn gleichmäßig glatt.
  • Nehmt nun die Birne zur Hand, viertelt und entkernt sie und schneidet sie in schmale Streifen.
  • Legt die Birnen-Streifen kreisförmig von außen beginnend auf den Kuchenboden.
  • Streut nun die Cranberries über den Kuchen.
  • Gebt den Espressokuchen nun auf die mittlere Schiene eures vorgeheizten Ofens und lasst ihn für die nächsten 25-30 Minuten backen, bis er oben schön bräunlich geworden ist.
  • Herausnehmen, abkühlen lassen und genießen!

Espressokuchen

Ich habe es bereits oben einmal kurz erwähnt, möchte es aber noch einmal wiederholen: Obwohl eine ganze Tasse Espresso in diesem Espressokuchen eingearbeitet ist, schmeckt er nicht sonderlich stark danach.

Die dominierenden Aromen sind hier Mohn und Cranberries – wobei es natürlich stark darauf ankommt, wie stark der Kaffee oder Espresso ist, den ihr hineingebt.

Was mich an diesem Kuchen am meisten glücklich gemacht hat, ist seine Konsistenz. Vielleicht kennt ihr das, wenn ihr selbst ab und zu vegan und gesund backt – es ist gar nicht so einfach, einen gesunden Kuchenteig zusammenzurühren, der am Ende des Backvorgangs auch noch eine schöne Konsistenz besitzt.

Viel zu oft enden solche Versuche in Zitterpartien vor dem Backofenfenster: Wird das dieses Mal etwas? Oder bekomme ich am Ende wieder einen unzusammenhängenden Brei? Oh, was habe ich mich da schon geärgert! Nach und nach bekommt man natürlich heraus, welche Tricks und Kniffe man anwenden muss, damit das nicht passiert und man am Ende einen Kuchen hat, der sich sowohl in Geschmack als auch in Schnittfestigkeit nicht vor den konventionellen Brüdern und Schwestern verstecken muss. (Da bin ich meiner neuen Entdeckung namens “Pfeilwurzelmehl” sehr dankbar!)

Ich möchte mit meiner Kuchenplatte, die ihr hier seht, übrigens nicht explizit Werbung machen – dass ihr dort das Label von Lurch seht, hängt damit zusammen, dass ich zufällig beim Anschneiden genau das Stück Kuchen getroffen habe, unter dem es sich verbarg. Manchmal ist das so – die Platte selbst habe ich vor einigen Jahren von einer lieben Freundin geschenkt bekommen und ich mag sie unter anderem aus dem Grund so gern, dass man den Kuchen aus dem Ofen direkt servieren kann – so ästhetisch ist sie. Ich muss nicht zehn Mal umpacken, damit das Backwerk präsentabel ist, was ich persönlich wirklich praktisch finde.

Der Kuchen sieht aber mit Sicherheit auch auf jeder anderen Platte gut aus – probiert es aus und lasst es euch schmecken!

JENNI

Wanderin im Geiste, mit der Nase im nächsten Buch, nie so ganz zuhause und doch immer da.

KOMMENTARE

Liebe Jenni,
ich hab deinen Kuchen gerade ausprobiert. Obwohl mir schon mulmig dabei war, hab ich ihn für eine Stunde bei 200° C im Ofen gelassen. Das Ergebnis: Völlig verkohlt (hab die Küche verlassen, um was anderes zu arbeiten). Verwunderlich ist das nicht so sehr, das sind ja eher Angaben für ein Brot und nicht für so etwas wie Äpfel. Hast du dich vielleicht mit den Zeiten und / oder der Temperatur vertan? Ich schau gleich mal, was ich wo wegschneiden kann und ob das noch genießbar ist.
Einen schönen Sonntag noch!

Liebe Marina!

Oje, das tut mir schrecklich leid! 🙁
Hast du denn von dem Kuchen noch etwas retten können? Ich hoffe es sehr!

Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem ich den Kuchen das letzte Mal gebacken habe und daher kann ich dir leider auch nicht mehr sagen, ob mir da vielleicht doch ein Notierungsfehler unterlaufen ist…
Normalerweise passiert mir das nicht, da ich meine Rezepte mehrfach teste und erst dann online stelle – aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Ich werde das auf jeden Fall im Rezept direkt anpassen und einen entsprechenden Verweis hinzufügen. Danke dir für deine Anmerkung!

Wahrscheinlich ist es bei den meisten Backöfen mit 40-45 Minuten Backzeit getan. Allerdings – da muss ich dir doch ein wenig widersprechen – werden Trockenkuchen (Kastenkuchen und Gugl) auch gerne mal eine Stunde im Ofen gelassen. Das lange Backen ist nicht nur eine Eigenschaft von Brot. 🙂

Wenn ich demnächst einmal die Zeit finde, werde ich den Kuchen auf jeden Fall noch einmal backen und alles genauestens überprüfen!

Liebe Grüße
Jenni

Liebe Jenni,
ich hab den Großteil wegschmeißen müssen, aber etwas vom Innenteil hat mir so gut geschmeckt, dass ich ihn gleich gestern noch einmal gebacken hab (hatte ja noch alle Zutaten). Ich bin ja auch einfach trottelig, den Ofen ohne Aufsicht zu lassen, gerade bei neuen Rezepten.
Der Espressokuchen hat wirklich eine besondere Konsistenz, das hat mich begeistert! Und der Geschmack ist nicht zu süß und durch den Kaffee super kontrastiert. Danke dir für die Inspiration! Auch die Menschen, die ihn gekostet haben, waren begeistert.
Diesmal hab ich ihn nur 25-30 Minuten im vorgeheizten Backofen gelassen, das war perfekt. Ich habe ja Äpfel anstatt Birnen genommen, vielleicht lag’s auch daran, Birnen bringen etwas mehr Saft mit meistens. Und unser Ofen ist schnell auf Temperatur.

Ich bin auch superfroh, dass du mich auf Dattelsüße gebracht hast zum Selbermachen, danke dir!
Viele Grüße

Liebe Marina,

ach, da bin ich aber erleichtert, dass es nun doch gut funktioniert hat! 🙂
Ich werde deine angegebene Backzeit zunächst auf jeden Fall in das Rezept übernehmen und denke, das sollte für die meisten Öfen so hinhauen – und bei demjenigen, bei dem der Ofen etwas länger braucht, der lässt den Kuchen ein wenig länger drin. Besser so herum als bei unserem Fall. 😉

Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dir ein paar Anregungen mitgeben zu können – das ist immer das Schönste, was passieren kann, dass man andere Menschen inspiriert.

Ich danke dir ganz herzlich für deine Rückmeldung!

Liebe Grüße
Jenni

Manchmal ändert man seine Einstellung zu gewissen Dingen ja wirklich ganz plötzlich. Ich hätte zum Beispiel noch vor 1,5 Jahren nicht gedacht, dass ich mal ohne täglichen Sport unglücklich sein würde und mich am liebsten von Obst und Gemüse ernähren würde. Oder, dass ich in eine eigene Wohnung ziehen würde…

Deine Ansprüche an die neue Kaffeemaschine finde ich perfekt! Mir geht dieser Selbstzerstörungsmechanismus nämlich genauso sehr auf die Nerven wie diese Kapselmaschinen, die TONNEN von Müll produzieren. Einen Dichtungsring aus Silikon – das kann man ja wirklich guten Gewissens vertreten. Super, dass du dieses Teil gefunden hast!
Ich werde mir wohl kein Gerät besorgen, das Kaffee kochen kann, da ich den einfach nicht mehr trinke, seit ich so gern Sport mache – ich bin nämlich jetzt auch so wach 😉 Da reicht dann der Wasserkocher für Tee als Abwechslung zum Leitungswasser völlig aus 🙂

Die Idee, den kalten Kaffee noch zu verwerten, ist wirklich genial! Denn solches Pulver/ die Bohnen haben ja doch einen längeren Weg hinter sich und sollten daher nicht verschwendet werden. Vielleicht sollte ich meiner Mutter dein Rezept mal zukommen lassen? Sie trinkt regelmäßig Kaffee und liebt Mohn 😉

Meinst du, du könntest vielleicht mal einen Post darüber schreiben, worauf du bei der Kreation von neuen Rezepten achtest, damit du dir sicher sein kannst, dass die Konsistenz keine völlige Katastrophe wird? Ich denke, dass würde mich total interessieren.

Dein Kuchen sieht echt klasse aus! Da möchte man doch gleich mal bei dir vorbei kommen und schauen, ob du vielleicht noch ein Stückchen übrig hättest 😉

Liebe Grüße

Liebe Tabea!

Ja, da hast du auf jeden Fall recht – es ist schon spannend, wie man manchmal die eigenen Einstellungen über die Jahre gewissermaßen um 180° verändert. Ich habe heutzutage auch viele Gewohnheiten, von denen ich früher niemals im Traum gedacht hätte, dass ich sie einmal mein Eigen nennen würde – da gehört die regelmäßige sportliche Betätigung auch auf jeden Fall dazu. 🙂
Das mit der eigenen Wohnung finde ich ja sehr spannend! Das ist sehr aktuell, oder? Denn ich habe bisher noch nichts davon auf deinem Blog lesen können. Es freut mich auf jeden Fall für dich – denn das ist ein richtig großer und wichtiger Schritt in Richtung “Erwachsen-Sein” – was auch immer das bedeuten mag.
Ich bin auch ganz begeistert von diesem Espressokocher – er erledigt haargenau dieselbe Arbeit wie eine herkömmliche Kaffemaschine und das Ergebnis schmeckt um Längen besser! Abgesehen von der Vermeidung des ganzen Mülls ist er also auch aus geschmacklicher und ästhetischer Perspektive durchaus lohnenswert.
Ich bin sehr gespannt, ob und wie deine Mutter den Kuchen finden wird – denn wenn sie sowohl Mohn als auch Kaffee sehr gerne mag, sind das hervorragende Voraussetzungen dafür, dass er gut ankommen wird. 🙂

Deine Anregung finde ich übrigens sehr interessant und sie hat mich auch gleich dazu animiert, sie in die Tat umzusetzen. Der Artikel fängt zwar – wie bei mir üblich – bei Adam und Eva an, aber ich bemühe mich, deine Frage darin aufs Genaueste zu beantworten.
Danke dir für diese Idee! Und natürlich wärest du immer willkommen, solltest du dich dazu entschließen, vorbeizuschauen. 😉

Liebe Grüße
Jenni

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