Ende des letzten Jahres – also 2017 – habe ich eine kurze Zeitspanne (die wesentlich kürzer als dieses Jahr ausfiel) zum Reflektieren und Planen von neuen Wegen genutzt. Irgendwann in den Monaten davor hatte ich mir angewöhnt, eine Leseliste zu führen, auf der alle Titel vermerkt waren, die ich im Laufe des Jahres gelesen hatte.

(Zusätzlich zu der notorisch immer viel zu langen Liste an Büchern, die ich unbedingt ganz bald gelesen haben möchte.)

Anmerkung: Dieser Artikel enthält Werbung, weil viele gute Bücher und Fair Fashion Labels empfohlen werden und mir zwei Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt wurden (durch ein * markiert). 

Und obwohl ich selbst mit diesem Entschluss immer wieder struggelte – denn was soll dieses Listenführen schon sein als wieder ein Akt der Kontrolle, als würde die Anzahl gelesener Bücher irgendwas aussagen, über Intellekt, Gelerntes oder gute, weil sinnvoll verbrachte Stunden – führte ich diese Angewohnheit fort.

Und ich bin dankbar dafür. Denn Ende Dezember 2017 standen dort gerade mal fünfzehn Titel. So ganz glauben konnte ich das nicht und rechnete nach, ging in Gedanken alle Texte durch, die ich gedruckt und in gebundener Form vor die Nase bekommen hatte – und tatsächlich: Mehr waren es höchstwahrscheinlich nicht gewesen.

Als Schon-immer-Hardcore-Leserin, die in guten Phasen (und bei ausreichend viel Zeit) ein Buch pro Tag oder mehr verschlang, machte mich das mindestens stutzig, ehrlicherweise aber in erster Linie bestürzt.

Denn diese (für mich: zu wenigen) Titel auf der kleinen Liste, die so gar nicht mit meinen Lesewünschen mithalten konnte, zeigten mir, dass es in meiner Prioritäten-Setzung im vergangenen Jahr ein paar Unstimmigkeiten zwischen Wünschen und Tun gegeben hatte. Manchmal ist es gut und lehrreich, sowas Schwarz auf Weiß vor Augen zu haben.

Ich startete 2018 also mit einem festen Vorsatz: Ich werde mehr lesen. Weil ich es möchte. Weil ich es liebe und weil ich dazulernen möchte. Faktisch, textlich, schriftstellerisch.

Ich habe die Liste mit den Büchern, die ich gelesen habe, auch für 2018 weitergeführt. Und jetzt stehen (da es mittlerweile der 30. Dezember ist, an dem ich das hier schreibe, wird sich daran vermutlich auch nicht mehr viel ändern) 32 Titel drauf.

Das erfreut mich nicht nur in der Rückschau, sondern hat mir im vergangenen Jahr viele wundervolle Stunden mit der Nase zwischen raschelnden Papierseiten gebracht, die ich im Vorjahr so vermisst hatte (ohne es richtig zu merken).

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Kurz-Rezensionen: Was ich gerne gelesen habe und was meine ultimativen Flops im Lesejahr 2018 waren

In der folgenden Übersicht habe ich alle Titel, die ich im Jahr 2018 gelesen habe, zusammengefasst und meinen Eindruck dazugeschrieben.

Auf der ersten Seite werden nur die ersten 3 Beiträge angezeigt – um die restlichen Rezensionen zu lesen, klicke unten rechts am Ende der Tabelle auf den Weiter-Pfeil

TitelZusammenfassung: Worum geht es?Mein Eindruck
John Irving: Garp und wie er die Welt sahEiner der wenigen dicken Schinken, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Garp wächst als Kind ohne Vater im Internat (Steering School) auf, in dem seine Mutter als Krankenschwester arbeitet. Im weiteren Verlauf wird die Lebensgeschichte Garps erzählt, unterbrochen von Kurzgeschichten, die Garp als Autor veröffentlicht. Einige interessante Motive - zum Beispiel die Frauenbewegung - ziehen sich wie ein roter Faden durch den Text. Dabei wird immer wieder mit dem Konzept von Wahrheit und Fiktionalität gespielt, auf mehreren Ebenen. Der Roman ist prallvoll und ein Genuss beim Lesen, ein guter Kandidat für ausgiebige Schmökerstunden. Allerdings: Ich habe bereits ein paar Bücher von Irving gelesen und so gut ich "Garp" auch fand, so sehr stört mich am Ende doch, dass man das Gefühl hat, sich werkübergreifend in immer demselben Universum zu bewegen. Aber das ist individuelle Vorliebe (ich habe dann immer das Gefühl, den jeweiligen Autor*innen fiele einfach nichts Neues ein, was aber natürlich höchst subjektiv ist und in seiner Konzeption auch seine Gründe haben wird).
Charles Dickens: Große ErwartungenPip lebt als Waisenjunge bei seiner brutalen Schwester und ihrem gutmütigen, aber etwas schlichten Mann in einfachen Verhältnissen. Pip verliebt sich in Estella, der Adoptivtocher von Miss Havisham, einer wohlhabenden alten Dame, die verbittert und einsam in ihrem Anwesen lebt und aufgrund einer enttäuschten Liebe der Männerwelt Rache geschworen hat. Durch eine Verkettung von Zufällen wird Pip nach einem Intermezzo mit flüchtigen Gefangenen von Mr. Jaggers, einem Anwalt aufgesucht, der Pip "große Erwartungen" bezüglich seiner finanziellen Situation verkündet. Ein geheimer Mäzen wacht nun über Pip und ermöglicht ihm eine fundierte Ausbildung und Anstellung im fernen London. Pip führt ein ausschweifendes Leben, versucht aber hartnäckig, die Identität seines Gönners aufzudecken und irgendwie über Estella (die ihn ganz nach Gusto von Miss Havisham abblitzen lässt) hinwegzukommen.Mein erstes Buch von Dickens und sofort habe ich begriffen, was alle meinen, wenn sie vom unverwechselbaren Ton Dickens' sprechen. "Große Erwartungen" hat mich mitgerissen, sprachlich, emotional, gedanklich. Dadurch, dass man erst spät erfährt, wie die Figuren eigentlich zusammenhängen, hat der Roman etwas Krimihaftes an sich: Man denkt die ganze Zeit mit und sucht nach Verbindungen, stellt Hypothesen auf und verwirft sie wieder... Der Text hat bei mir lange nachgewirkt.
Haruki Murakami: Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen redeHaruki Murakami gilt als einer der aktuell besten Schriftsteller Japans. Was die Wenigsten wissen: Er ist ein passionierter Langstreckenläufer und reiht sich damit in eine lange Tradition von Schriftsteller*innen ein, die das Wandern, Laufen und Zu-Fuß-Bewegen generell mit großer Leidenschaft betrieben. Da auch meine Leidenschaft dem Laufen gehört, musste ich dieses Buch lesen.Es hat mich nicht enttäuscht: Murakami schreibt ungewohnt persönlich, aber dennoch hochpoetisch über meinen Lieblingssport. Ich konnte mir viele Passagen anstreichen und mir dabei denken: Genau so ist es. Und nicht anders. Werde ich definitiv wieder lesen.
T.C. Boyle: Die TerranautenDas Setting klingt vielversprechend: Wissenschaftler*innen untersuchen unter einer Glaskuppel in der Wüste , wie ein abgeschlossenes Ökosystem auf Veränderungen reagiert und ob sowas überhaupt durch den Menschen nachzubilden ist. Das Team ist bunt gemischt, vom Macho über die Strand-Fitness-Queen bis zum IT-Nerd findet sich jede stereotypische Abziehfolie. Dawn, eine der Hauptfiguren wird (von Ramsey, dem Macho) schwanger und die ganze Welt fragt sich medienrummelnd: Kann sie das Kind in der Ecosphere 2 austragen, wo doch absolut kein Kontakt zur Außenwelt erlaubt ist? Mein größter Leseflop des Jahres. Eine Enttäuschung auf ganzer Linie: Sprachlich langweilig (das kann aber auch mit der Übersetzung zusammenhängen), inhaltlich zäh wie Kaugummi. Flache Figuren, eine quasi nicht vorhandene Spannungskurve. Der Roman bleibt irgendwo bei halbschlüpfrigen Big-Brother-Fantasien stecken und obwohl es ab dem ersten Drittel schon absehbar ist, hofft/betet man, es möge besser werden. Es wird nicht besser.
Susan Cain: Still - Die Kraft der Introvertieren Die Nachdenklichen verändern die Welt! Und zwar genauso sehr wie die Lauten. Nur leider sind die Extrovertierten in modernen Gesellschaften das charakterliche Nonplusultra, was einem als stillen Menschen echt an die Nieren gehen kann. Warum das nicht so sein muss und was für Stärken eigentlich in Introvertierten stecken, beleuchtet Cain fundiert und anhand vieler anschaulicher Beispiele, nicht nur aus ihrem Leben.Das Buch hat mir 2018 mit die schönsten Lesestunden beschert. Vor allem deshalb, weil ich mich so gut wiederfinden konnte und mich selbst besser verstanden habe. Wer zu den Ruhigen gehört, dem sei dieser Augenöffner dringend ans Herz gelegt. Eine ausführlichere Rezension habe ich hier geschrieben. Mein Exemplar ist über und über mit Farbmarkierungen versehen.
Julia Korbik: Oh, Simone!In der Feminismus-Bubble kennen alle ihren Namen und zitieren sie. Aber was weiß man eigentlich sonst so über Simone de Beauvoir? Wer kennt ihre Schriften und das, wofür diese wichtige Frau des Feminismus steht, über ein paar griffige Sätze hinaus? Korbik hat sich auf die Suche gemacht - und zeigt uns, warum Simone de Beauvoir auch heute für uns so wichtig ist.Die Intention dieses Buches: neugierig machen. Das funktioniert ausgezeichnet, nicht nur wegen Korbiks Schreibstil, der dafür sorgt, dass der Text sich runterlesen lässt wie flüssig Butter. Und man lernt - eine Menge. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich so richtig kapiert, was die Existenstialist*innen eigentlich wollten.
Maja Lunde: Die Geschichte der BienenDrei Familiengeschichten verwebt dieser Roman mit der Geschichte der Bienen: In England 1852 versucht der Biologe William sich an der Entwicklung eines neuen Bienenstocks und kann durch das Tüfteln daran seine Depression bekämpfen. Ohio, 2007: George ist Imker und versucht alles, um sein Geschäft zu halten. Er setzt auf die traditionellen Methoden, während es um ihn herum vor industriellen Imkern nur so wimmelt und sein Sohn Tom so gar kein Interesse daran zeigt, die Arbeit seines Vaters fortzuführen. China, 2098: Es gibt keine Bienen mehr, alle Bestäubung muss per Hand erfolgen. Tao arbeitet als Bestäuberin und stellt die Bildung ihres Sohnes Wei-Wen an erste Stelle. Er soll es eines Tages einmal besser haben. Dann hat Wei-Wen einen Unfall, der alles ändert.Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Ich hab's geliebt. Von der ersten bis zur letzten Seite. Lange habe ich mich nach einem Roman gesehnt, der gut erzählt und dabei den Sprung vom Fiktionalen in aktuell relevante klimapolitische Diskussionen schafft. "Die Geschichte der Bienen" leistet genau das. Lesen, unbedingt.
Maja Lunde: Die Geschichte des WassersNorwegen 2017: Die Umweltaktivistin Signe liebt das Wasser und will nicht zusehen, wie die Gletscher wegschmelzen. Die 70-Jährige kämpft sich mit ein paar Brocken Eis auf einem Segelboot nach Frankreich, wo sie ein Zeichen setzen und den zur Rede stellen will, der einmal ihre große Liebe war, jetzt aber zu den reichen Snobs gehört, die am Raubbau des wertvollsten aller Rohstoffe mitverdienen. Frankreich, 2041: David und seine Tochter Lou sind in einem Flüchtlingslager gestrandet. Der Grund für ihre Flucht: Es gibt kein Trinkwasser mehr und die anhaltende Dürre löst einen Brand nach dem nächsten aus. Die Menschen sind auf dem Weg nach Norden und müssen alles zurücklassen. David und Lou finden auf ihren Streifzügen um das Lager Signes Segelboot und kämpfen ums Überleben. "Die Geschichte des Wassers" ist der zweite Roman von Maja Lunde, der sich mit aktuellen Klima-Ereignissen beschäftigt und uns vor Augen hält, was wir verspielen, wenn wir jetzt nicht handeln. Aufrüttelnd, aber in Aufbau und Figurenzeichnung nicht so überzeugend wie der erste Teil.
Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der NaturAlexander von Humboldt, so schreibt Wulf, war der erste Klimaschützer überhaupt. Das lässt aufhorchen und genauer nachschauen: Wer war dieser Mann eigentlich? Woran hat er geforscht, wohin ist er gereist, wie hat er gedacht? Ein spannender Rundumschlag, eine schillernde Biografie von einem, der ganz viel zu sagen hatte.Ich habe dieses Buch verschlungen und unfassbar inspiriert zur Seite gelegt, zwischendurch immer mal wieder ausgeliehen und kann gar nicht erwarten, es noch einmal zu lesen. (Beim ersten Mal kann man sich unmöglich auch nur ein Drittel der Fakten merken.)
Thomas Lehr: 42Wir sind in Genf. Eine Gruppe von Wissenschaftler*innen und Journalist*innen tritt gerade aus den unterirdischen Anlegen des CERN wieder ans Tageslicht, als die Zeit stehenbleibt. Jedenfalls für den Rest der Welt. Die 70 Mitglieder der Gruppe können sich weiterhin frei bewegen, durch eine gefrorene Welt. Drei Jahre folgen, in denen Systeme versucht werden zu errichten, menschliche Abgründe erkundet werden und eine Lösung für dieses quantenphysikalische Problem gesucht wird. Ein finales Experiment soll die Zeit wieder in ihre Bahn rücken.Lehr ist einer der Schriftsteller, die aktuell in der Literaturwissenschaft hoch geschätzt werden. In "42" geht er grundlegenden Fragen auf den Grund: Was ist der Mensch? Wie sehr sind wir durch unsere Umgebung definiert? Was ist eigentlich Zeit? Wie nehmen wir Zeit wahr? Ein hoch philosophischer Roman, der aber viel Hirnarbeit erfordert: Viele Passagen müssen mehrfach gelesen werden und man muss damit klarkommen, nicht alles zu verstehen. Leerstellen sind gewollt und manchmal wird es sehr quantentheoretisch.
Marlen Haushofer: Die WandEine Frau wird plötzlich mitten im Wald durch eine unsichtbare Wand vom Rest der Welt getrennt und muss in einer Hütte überleben. Holz hacken, die wenigen Tiere versorgen, die Anschluss an sie suchen, jagen, auf Hilfe von außen hoffen. Wir lesen ihren Bericht, den sie in Ich-Perspektive verfasst und in dem sie über grundlegende Fragen des Menschseins nachdenkt, unter anderem auch: Wer ist sie als Frau? Was ist Gesellschaft? Im Laufe des Romans scheint die Figur in ihrer Isolation aufzugehen, eine Utopie scheint sich zu erfüllen.Dieser Roman ist Stoff für eine lange Auseinandersetzung und viele Diskussionen. Einige lesen ihn als Robinsonade, als feministisches Manifest, andere als Utopie, wieder andere als gescheitertes literarisches Experiment. Der Roman bringt vieles zum Klingen, gerade deshalb ist er so spannend. Lesen lohnt sich sehr.
Tanja Dückers: Himmelskörper"Freia, die junge Meteorologin aus Berlin, ahnt mehr und mehr, daß es in ihrer ach so normalen Familie nicht nur ein Geheimnis gibt, weswegen vertuscht, gelogen, verdrängt wird. Was immer Freia erfragt oder vermutet, alles scheint 1945 begonnen zu haben - an jenem bitterkalten Morgen im Krieg, als die Großmutter mit Freias Mutter, damals ein Mädchen von fünf Jahren, auf einem der letzten Schiffe aus Westpreußen über die Ostsee fliehen wollte." (Perlentaucher)Ein Roman, der die Zeit des Nationalsozialismus anhand einer Familiengeschichte beleuchtet, die über drei Generationen geht (im Verlauf des Romans wird aber schnell klar: mittlerweile ist die vierte Generation geboren, deswegen wird überhaupt mit der Nachforschung begonnen). Er wird sehr divers beurteilt, viele können der Konstruktion der Figuren nicht viel abgewinnen. Für mich war es eine kurzweilige Lektüre, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass man sich beim Lesen vor Augen führt, was für psychologische Folgen der Zweite Weltkrieg eigentlich auch Generationen danach noch haben kann.
Arno Geiger: Es geht uns gut"Philipp Erlach hat das Haus seiner Großmutter in der Wiener Vorstadt geerbt, und die Familiengeschichte, von der er definitiv nichts wissen will, sitzt ihm nun im Nacken. Arno Geiger erzählt, als sei sie gegenwärtig: Von Alma und Richard, die 1938 gerade Ingrid bekommen und nichts mit den Nazis zu tun haben wollen. Vom fünfzehnjährigen Peter, der 1945 mit den letzten Hitlerjungen durch die zerbombten Straßen läuft. Von Ingrid, die mit dem Studenten Peter eine eigene Familie gründen will, und von Philipp, dem Sohn der beiden." (Perlentaucher)Wieder geht es um die alltägliche Bewältigung des Kriegs und von der Grausamkeit, dass in solchen Ausnahmephasen noch sowas wie Alltag existiert. Geiger webt Zeiten und Generationen so eng zusammen, dass man zunächst einige Mühe hat, alles auseinanderzuhalten. Aber genau das ist Programm: Geschichte aufbrechen, zeigen, dass es nicht nur ein Vor und Zurück gibt, sondern vielleicht auch ein Gleichzeitig und ein Durcheinander. Hat mich sehr berührt.
Thomas Glavinic: Die Arbeit der NachtEines Tages wacht Jonas auf und ist allein. In der Stadt und vermutlich auch auf der Welt. Der letzte Mensch auf Erden. Er wandelt durch Wien, der Stadt Freuds, und begibt sich auf die Suche nach seiner Identität. Wer ist man, wenn es keine anderen Menschen mehr gibt? Spiegel werden zu Feinden, Kameras zu Dokumentationswaffen der eigenen Schlafwandelei. Zunehmend verzweifelt versucht Jonas, sich seiner selbst zu vergewissern, Zeichen seiner Anwesenheit zu hinterlassen.Das Sujet ist nicht neu: Zum letzten Menschen auf der Welt gibt es dutzende Bücher und Filme. Glavinic legt das Setting bewusst nach Wien: Innerhalb der Figur passiert deutlich mehr als außerhalb. Stellenweise gruselig (auf einmal steckt morgens ein Messer in der Betonwand) stellt der Roman die zentralsten Fragen des Menschseins brutal direkt. Nach dem Lesen muss man ganz lange sehr tief durchatmen. Ich habe es dennoch sehr genossen.
Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichts"Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr 89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht." (Perlentaucher) Mit Montagetechnik hat Ruge die Familiengeschichte über eine Zeitspanne von rund hundert Jahren gewoben. Extrem viele Figuren, noch verschachtelter als die anderen Familienromane. Diesmal steht das Leben und Überleben in der DDR im Vordergrund. Worth reading, weil: großartig geschrieben + man lernt viel. Über Gulags, Schweigen, psychischen Krankheiten, die physisch werden, Verdrängung und darüber, wie sehr das Private politisch ist.
Ilona Jerger: Und Marx stand still in Darwins GartenDer Roman baut auf einer Tatsache auf: eine Weile haben Marx und Darwin wenige Meilen voneinander entfernt gelebt, ohne sich getroffen zu haben und wahrscheinlich auch ohne voneinander überhaupt gewusst zu haben. Jerger fragt, was passiert wäre, wenn die beiden aufeinander getroffen wären und lässt genau das bei einem Dinner im Hause Darwin geschehen. Marx, der gerade an der Revolution der Massen feilt und Darwin, der dabei ist, sein spätes Werk (es geht nicht unwesentlich um Regenwürmer) zu vollenden, haben sich wenig zu sagen. Und das Wenige ist nicht unbedingt freundlich. Ein schönes Gedankenexperiment, bei dem man den ein oder anderen interessanten Fakt mitnehmen kann (Jerger hat umfassend recherchiert und nimmt am Ende Stellung zu Wahrheit und Fiktion). Dennoch hatte ich mir mehr versprochen: Der eigentlich spannende Teil - das Zusammentreffen der beiden Größen - fällt denkbar kurz und unspektakulär aus. Da hätte man mehr draus machen können.
Monika Maron: Pawels Briefe"Pawels Briefe, das sind die Briefe des Großvaters von Monika Maron, die er 1942 aus dem Ghetto Belchatow an seine Kinder in Berlin geschrieben hat und die viele Jahre unbeachtet auf dem Speicher lagen. [...] Pawel, konvertierter Baptist, lebt mit seiner Ehefrau Josefa in Berlin, wird 1939 aufgefordert, in seine Heimat nach Polen zurückzukehren. Josefa hat die Wahl, sich von ihm scheiden zu lassen oder mit ihm zu gehen. Sie begleitet ihn und stirbt 1942 qualvoll an Krebs, einsam und allein gelassen. Pawel ist zu dieser Zeit im Ghetto Belchatow, wo er im Juni 1942 ermordet wird." (Goodreads)Man ahnt: Eine schöne Geschichte im Sinne von erheiternd ist was anderes. Dennoch: Pawels Briefe und sein Schicksal sind berührend, die Lektüre ist auch hier eine, die Dinge lehrt, die man nicht in der Schule über die NS-Zeit lernt. Ein Buch übers Weitermachen, Vergessen, Erinnern und Nicht-Erinnern-Wollen.
Kathrin Hartmann: Die grüne Lüge"Greenwashing, also das Bemühen der Konzerne, ihr schmutziges Kerngeschäft hinter schönen Öko- und Sozialversprechen zu verstecken, ist erfolgreicher denn je. Aber jenseits der grünen Scheinwelt schreitet die Zerstörung rapide fort. Laut dem Global Footprint Network lebt die Weltbevölkerung derzeit so, als hätte sie 1,6 Erden zur Verfügung. Würden alle auf der Welt so konsumieren, wie es Menschen in reichen Ländern wie Deutschland tun, bräuchte es 3,1 Erden, um den "Bedarf" zu decken. Der Verbrauch pflanzlicher, mineralischer und fossiler Rohstoffe hat sich zwischen 1980 und 2010 von 40 auf 80 Milliarden Tonnen verdoppelt. Die Artenvielfalt nimmt ab, Wälder schwinden, Böden degradieren, Emissionen steigen und der Hunger wächst. Alle wissen das. Trotzdem hält Greenwashing jedweder Aufklärung stand. Je gebildeter die Zielgruppe, je schädlicher das Produkt ist und je absurder das daran geknüpfte Öko-Versprechen, je offensichtlicher also die grüne Lüge ist, desto eher wird sie geglaubt." (Randomhouse) Hartmann zeigt schonungslos, dass wir uns nicht grün kaufen können, nimmt unter anderem den WWF unter die Lupe und schafft mit diesem Buch vor allem eines: Aufklärung.Was nicht heißt, dass man es unreflektiert lesen sollte. Ich habe an dieser Stelle schon ausführlicher darüber geschrieben, warum ich "Die grüne Lüge" für wichtig und gut, aber eben auch in seinen Lösungsvorschlägen für wenig praktikabel halte. Wissen, was drinsteht, sollte man dennoch unbedingt.
Aldous Huxley: Schöne neue WeltEine schöne neue Welt, in der Drogen und Sex die Menschen in einem dauerhaft betäubenden Rauschzustand halten, Fruchtbarkeits- und Fortpflanzungsprobleme sich per Staatsmacht von alleine erledigen und alles seinen gewohnten, trägen Gang geht, immer geradeaus in den vorgezeichneten Bahnen. Dann geht ein Spontanausflug der beiden Alphas Bernhard und Lenina in das ausgelagerte "Wildenreservat" schief und führt dazu, dass John, ein "Wilder" in die Stadt kommt. Der ist vom Wertesystem dort angewidert und revoltiert, vor allem gegen Mustapha Mond, den Controller der schönen neuen Welt. Eigentlich hätte ich dieses Buch meinem schlechten Gewissen nach schon viel früher lesen müssen. Ich habe es erst jetzt geschafft - und obwohl die Dialoge teilweise hölzern, das Setting manchmal arg konstruiert wirkt, ist es genau das, was mich zum Nachdenken anregt: Immerhin 1932 geschrieben fasziniert mich die Dystopie, die Huxley hier entwirft (wie Millionen andere). Über Holprigkeiten im Erzählverlauf kann man da hinwegsehen - Stoff zum Nachdenken gibt es genug.
William Golding: Herr der Fliegen"Ein Flugzeugabsturz über einer unbewohnten Insel im Pazifischen Ozean. Kein Erwachsener überlebt, eine Gruppe englischer Schüler bleibt sich selbst überlassen. Ralph, der zum Anführer gewählt wird, will das Zusammenleben organisieren, aber die Führungsrolle wird ihm von Jack streitig gemacht.
Zunächst erscheint der Verlust der Zivilisation leicht zu bewältigen: Auf der Insel gibt es Wasser, Früchte, sogar wilde Schweine. Es werden Hütten gebaut, die Insel wird erforscht und ein Signalfeuer eingerichtet. Aber bald machen sich Terror und primitive Barbarei breit. Die Schweinejagd artet zu blutigem Schlachten aus, der Machtrausch gipfelt in der Bereitschaft zum Mord.
Aggression, Gewalt, der Verlust aller Hemmungen machen aus dem Paradies bald ein mörderisches Inferno. Ein Kampf um Leben und Tod, geführt von ganz gewöhnlichen Jungen, die in der Wildnis zu menschlichen Bestien werden. Oder ist es das wahre Gesicht des Menschen, das hier zum Vorschein kommt?" (Thalia)
Noch eine Dystopie! Im Jahr 2018 hatte ich mir fest vorgenommen, dieses Genre ein bisschen zu erkunden. (Mir fehlt noch Thomas Morus' Utopia zum vollendeten Glück.) "Herr der Fliegen" ist verstörend, inhaltlich und sprachlich. Der Stil ist (jedenfalls in der deutschen Übersetzung, ich bin dieses Jahr zu faul gewesen, die englischen Originale zu lesen) aufgrund seiner Schlichtheit nah am Leser, man hat die Bilder die ganze Zeit mühelos vor Augen und kann den Erzählverlauf problemlos nachvollziehen. Gruselig ist es, weil gerade anhand von Kindern, den Paradebeispielen für Unschuld, vorgeführt wird, wie fragil unsere Gesellschaftsverträge eigentlich sind.
Nadja Herrmann: Fettlogik überwinden"Warum scheitern Diäten? Wegen genetischer Veranlagung? Wegen eines kaputten Stoffwechsels? Oder wegen Schilddrüsenunterfunktionen? Nach Jahren erfolgloser Diäten und mit 150 Kilo auf der Waage stellte Dr. Nadja Hermann fest, dass das meiste, was sie über Diäten geglaubt hatte, Mythen waren. Vielmehr wurde ihr klar, dass es eigene Logiken gab, die sie vom Abnehmen abhielten. Erst das Überbordwerfen all dieser "Fettlogiken" half der Autorin dabei, ein gesundes Gewicht zu erreichen. 1,5 Jahre später wiegt sie 65 kg." (iTunes) Garniert werden die kurzen Kapitel, die jeweils unterschiedliche Mythen rund um Körper, Stoffwechsel und Abnehmen behandeln, mit den pointierten Comics der Autorin im Strichmännchenstil.Ich habe dieses Buch gelesen, weil ich mir wissenschaftlich fundierte neue Erkenntnisse über Ernährung und menschlichen Körper erhofft hatte - man hört und liest ja überall drölftausend unterschiedliche Meinungen. Hermann hat sich ausführlich damit beschäftigt (sowohl theoretisch als auch praktisch). Es liest sich schnell durch, der Stil ist gut runterzulesen. Man lernt einiges über Stoffwechsel (der nicht einschlafen kann), Bewegung und den menschlichen Körper. Was mir sauer aufgestoßen ist, ist der belehrende, teilweise arg derbe Ton, der wenig Empathie für übergewichtige oder adipöse Menschen vermuten lässt. Hermann schlussfolgert und erklärt logisch, aber erbarmungslos. Das hinterlässt einen schalen Beigeschmack.
Cary T. Forbin / Kyle L. Quilici: Simplify your Home*New Minimalism - der neue Minimalismus - "fordert dazu auf, sich achtsam und bewusst mit dem eigenen Lebensstil auseinanderzusetzen und Beziehungen und Erfahrungen einen größeren Wert beizumessen als materiellen Dingen. Er steht für eine Lebensform, die sich der Idee verschrieben hat, dass Glück nicht käuflich ist." (Vorwort) "Simplify your Home" ist eine Mischung aus nachhaltigem Minimalismus-Leitfaden mit vielen praktischen Tipps zum Aussortieren und Ballast-Loswerden und einem Interior-Buch. Helle Fotos, viel Text (mit viel Inhalt - nicht selbstverständlich bei solchen Büchern) und eine entspannte Art, Nachhaltigkeit, Design und Wohlbefinden miteinander zu verbinden: Ich habe es gern gelesen und schaue immer mal wieder rein, ähnlich wie in "Einfach leben".
Christoph Ransmayr: Atlas eines ängstlichen Mannes"Der Atlas eines ängstlichen Mannes ist eine einzigartige, in siebzig Episoden durch Kontinente, Zeiten und Seelenlandschaften führende Erzählung, in der Ransmayr als beteiligter Zeuge und in atemberaubenden Bildern Leben und Sterben, Glück und Schicksal der Menschen an den fernsten und nächsten Orten der Erde kartographiert." (Klappentext) Jede Episode beginnt mit "Ich sah" - Die Welt erfahren wir dinglich nach wie vor mit unseren Augen. Aber Ransmayr geht weit darüber hinaus und zeigt uns in einem unaufgeregten, ruhigen, präzisen Stil, was Menschsein unabhängig von unserem eigenen Wahrnehmungshorizont bedeutet. Für mich fällt dieses Buch in eine Kategorie mit Willemsens "Enden der Welt" - und irgendwann beim Lesen habe ich mich gefragt: Gibt es auch Bücher, in denen Frauen die Welt so erfahren und darüber in einem literarischen Kaleidoskop Auskunft geben?
Edgar Allan Poe: Meistererzählungen14 Erzählungen von Edgar Allan Poe, einige der bekanntesten und einige weniger bekannte (zum Beispiel "William Willson" und "Der Goldkäfer"), Manesse Verlag.Poe habe ich in meinem Leben noch viel zu wenig gelesen, dabei weiß ich, dass mir seine Texte gefallen. Manchmal weiß man sowas einfach. Die "Meistergeschichten" waren mein Eintritt in Poes Universum und ich glaube, ich hätte keinen besseren wählen können, um einen Eindruck davon zu bekommen, mit welchen Techniken, Motiven und Fragen er arbeitet. Jede der 14 Erzählungen hat mich berührt, verstört, mit einer eigenartigen Beklemmung zurückgelassen. Und endlich kenne ich den Fall des Hauses Ascher.
Christian Schröder: Noam - ein Junge, zwei Welten*"Mona und Jacob haben die perfekte Beziehung. Nur die Sache mit dem unerfüllten Kinderwunsch – die macht ihnen zu schaffen. Doch dann setzt ein ungewöhnlicher Auftrag in Jacobs Werbeagentur eine Verkettung von Ereignissen in Gang, die dazu führt, dass ein geheimnisvoller Junge in das Leben des Paares tritt.

Noam, über den nichts bekannt ist, außer dass er am Strand gefunden wurde, entführt seine neuen Eltern aus ihrem Alltag und nimmt sie mit auf eine fantastische Reise. Nach Afrika, Island – und zu sich selbst." (Verlagsangabe)
Eines der Bücher, von denen ich mehr erwartet hatte. Es wird zwar als Märchen ausgewiesen und man kann dementsprechend einige fantastische und nicht ganz logische Dinge erwarten - aber obwohl ich mich auf dieses Spiel eingelassen habe, konnte mich das Buch nicht überzeugen. Inhaltlich fehlt eine Spannungskurve, die Erzählung dümpelt vor sich hin, die stereotypen Gender-Beschreibungen lassen mir die Haare zu Berge stehen, stilistisch ist es nicht besonders fein ausgearbeitet. Ich hatte wirklich Mühe, bis zum Ende durchzuhalten.
Carl Cenderström / André Spicer: Das Wellness-SyndromWir sind umgeben von Menschen, die uns erzählen wollen, wie wir ein glückliches Leben führen können. Mach jeden Tag Yoga. Lächle dich für eine Minute im Spiegel an. Sag dein Mantra im Kopf auf. Iss gutes Essen. Und alle Sorgen werden von dir abfallen. Mit anderen Worten: Arbeite an dir (physisch und psychisch), dann wird es dir gutgehen. Dass diese Gleichung höchst fatal und gelinde gesagt Bullshit ist, zeigen Cederström und Spicer in "Das Wellness-Syndrom". Fragen, was Glück eigentlich ist und zeigen, wie mit der Unsicherheit von Menschen durch einen ganzen Industriezweig Geld gemacht wird.Dieses Buch ist eine meiner Entdeckungen des Jahres 2018 - heiß geliebt, vor allem sicherlich deswegen, weil ich insgeheim auf genau so einen Text gewartet hatte, der mich zeigt, was mich an diesem ganzen Wellness-Lifestyle-Happy-Yoga-Ding eigentlich so stört. Diffuse Ahnungen wurden auf den Punkt zugespitzt und ich hatte beim Lesen ganz viele Aha-Momente. Prädikat wertvoll.
Martin Suter: Small WorldKonrad Lang wird langsam etwas vergesslich. Aus Schusseligkeit fackelt er die Sommerresidenz von Elvira Senn, einer Konzernchefin und Mutter seines alten Freundes Thomas, ab. Von Elvira wird er Zeit seines Lebens finanziell unterstützt - vorgeblich der Verbundenheit mit Thomas wegen. Je mehr Konrads Demenz jedoch zunimmt, desto mehr Erinnerungen an die frühe Kindheit kommen zutage. Und nach und nach wird klar, dass die Familienverhältnisse der reichen Konzernfamilie nicht so eindeutig sind, wie sie scheinen."Small World" ist eine wunderbare Erzählung über das Erinnern und Vergessen, die beim Lesen nicht nur wiederholt vor Augen führt, dass zwischenmenschliche Beziehungen alles andere als einfach sind, sondern auch, was Demenz eigentlich bedeutet. Lesenswert, weil fesselnd - auch wenn das Ende ein wenig arg konstruiert wirkt.
Bianca Jankovska: Das Millenial-ManifestArbeiten, Lieben, irgendwie überleben und sich zurechtfinden in diesem Wust auf WünschenHoffenWollen. Was bleibt? Millenials sind die Generation, die gerade ins Berufsleben einsteigt, die gerade auf der Suche ist nach dem Roten Faden im Leben (gibt es den überhaupt), die revoluzzern will und doch irgendwie 24/7 produktiv sein muss, weil Arbeitsethos und modernes Gewand und so. "Das Millenial-Manifest" zeigt genau das auf, rechnet pointiert und zuweilen sarkastisch-beißend und unfassbar ehrlich ab, mit sich selbst und den anderen. Noch eine Entdeckung des Jahres! Beziehungsweise, korrekter: Endlich ist dieses Buch rausgekommen! Ich folge Bianca seit einiger Zeit auf Social Media und bin immer wieder inspiriert von ihrer Arbeit. "Das Millenial-Manifest" trifft ins Herz. Auf fast jeder Seite hätte ich gerne alles neongelb markiert, so sehr fühle ich mich verstanden.
Jaques Lecomte: Der Welt geht es besser, als Sie glaubenUntertitel: 50 Gründe, optimistisch zu sein. Wusstest du, dass seit 50 Jahren die Summe internationaler Entwicklungshilfe stetig ansteigt? Dass im Jahr 2015 von 1000 Todesfällen auf der ganzen Welt nur 3 dem Krieg geschuldet waren? Dass sich seit fünf Jahrzehnten die Naturschutzzonen der Welt alle zehn Jahre verdoppeln? Lecomte untersucht vier verschiedene Bereiche (Lebensstandard, Gesundheit, Umwelt, Gewalt) und zeigt anhand anschaulicher Grafiken und einer großen Quellenlage auf, was eigentlich gut läuft in unserer Welt. Neben dem Strum negativer Nachrichten jeden Tag ist dieses Buch voller positiver Meldungen eine wahre Wohltat für das Gemüt - obwohl man manchmal nicht glauben möchte, dass die Dinge so einfach sind wie sie zuweilen im Text dargestellt werden. Bei allem Positivismus vermisste ich manchmal die ein oder andere Perspektive mehr und glaube, der Autor hat sich zuweilen arg auf die positiven Aspekte eines Themas versteift.
Roger Willemsen: Wer wir warenKurz vor seinem Tod arbeitete Roger Willemsen an einem neuen Buch. Das Schreiben stellte er ein, als der Krebs ausbrach. Zentrale Gedanken des Textes stecken in der "Zukunftsrede", die er bei seinem letzten öffentlichen Auftritt hielt. Der Text beleuchtet die Gesellschaft, fragt nach Leben, Arbeiten und Lieben darin und wie das alles eigentlich weitergehen soll, wenn wir alle nur noch in selbstgeschaffenen Tunneln leben. Dieses kleine Büchlein habe ich kurz vor Ende des Jahres gelesen - eine hervorragende Wahl. Es ist schmal (das ist den Entstehungsumständen geschuldet), aber wer Willemsen kennt, weiß: Jeder seiner Texte lohnt sich, egal wie wenige oder viele Zeilen er umfasst. "Wer wir waren" ist eine unaufgeregte, aber eindringliche philosophische Abhandlung über die Gesellschaft der Gegenwart und die Frage, wohin wir gehen werden. Stilistisch so elegant und dicht, dass man abwechselnd lachen und weinen muss. Manchmal wegen des Inhalts, manchmal schlicht der Sprachschönheit wegen. Dringend zu empfehlen. Im Klappentext heißt es, der Text sei nicht nur "das melancholische Resümee und die brillante Analyse eines außergewöhnlichen Zeitgenossen, sondern zugleich das leidenschaftliche Plädoyer für eine "Abspaltung aus der Rasanz der Zeit". Sie [die Rede] ist ein Aufruf an die nächste Generation, sich nicht einverstanden zu erklären."
Jaron Lanier: Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musstSocial Media, davon ist Jaron Lanier, der selbst als einer der Pioniere des Silicon Valley gilt und sich seit den Achzigern mit dem Internet und seinen Möglichkeiten beschäftigt, hat ein gewaltiges Problem. Und das besteht darin, dass von den Nutzer*innen Daten gesammelt werden, die dann an andere Menschen zu Werbezwecken weiterverkauft werden. Social Media manipuliert seine Nutzer*innen, fördert Arschloch-Verhalten, macht unglücklich und fördert prekäre Arbeitsverhältnisse. Unter anderem. Lanier beleuchtet, warum ein maßvoller Umgang nicht die Lösung sein kann, sondern nur eine Löschung aller Social-Media-Accounts: Nur dann, so der Autor, werden die ITler, die dahinterstecken, zu Veränderungen gezwungen.Wie man sich denken kann, habe ich dieses Buch mit gemischten Gefühlen gelesen. Als jemand, der die Sozialen Netzwerke einigermaßen intensiv nutzt, wird man mit Fakten und Hintergrundwissen konfrontiert, das einem nicht gefallen wird. Dennoch ist es wichtig, darüber bescheid zu wissen, wie Facebook und Co. eigentlich im Detail arbeiten und warum Menschen sich im Netz verhalten wie sie sich verhalten. Der Stil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, weil sehr direkt und an der konzeptionellen Mündlichkeit orientiert. Wenn man darüber (und über teilweise etwas schiefe Vergleiche) hinwegsehen kann, kann man eine Menge lernen. (Spoiler: Zum Löschen meiner Accounts konnte mich das Buch allerdings nicht bewegen.)
Margarete Stokowski: Untenrum freiBrauchen wir eigentlich noch Feminismus? Was ist der moderne Feminismus und was wollen seine Vertreter*innen? Nicht nur vielleicht, sondern mit Sicherheit sind wir (Frauen wie Männer) heute nicht so frei, wie wir glauben. Veraltete Rollenbilder werden uns nach wie vor vorgelebt, wir adaptieren sie und tragen sie und damit verbundene Schamgefühle, Zweifel und Ängste weiter. Wie wir diese Strukturen erkennen und dagegen angehen, zeigt Stokowski in "Untenrum frei". Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Was für ein Segen, als es dann unterm Weihnachtsbaum lag! Verschlungen innerhalb anderthalb Tagen, unfassbar viel gelernt. Über Feminismus, über mich selbst, über Lockerheit und darüber, dass wir nur dann untenrum frei sind, wenn wir das auch obenrum sind. Im Großen wie im Kleinen. Ich freue mich wahnsinnig auf den Nachfolgetext ("Die letzten Tage des Patriarchats").

Lieblingszitate

Es gibt sie, diese Texte, bei denen man am liebsten alles anstreichen möchte, weil jedes Wort so wichtig zu sein scheint.

Im Laufe des letzten Jahres habe ich mir angewöhnt, Bücher nicht mehr als etwas Heiliges zu betrachten, dessen physische Erscheinung um jeden Preis so rein wie möglich gehalten werden soll.

Mittlerweile arbeite ich mit ihnen, markiere, streiche, mache Eselsohren hinein – so wie in meine Uni-Bücher. Ich erlaube ihnen, mehr zu sein als eine Hülle, indem ich mich vollkommen auf den Text und das, was er mir mitgeben kann, fokussiere. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich so nicht nur ein besseres Lesegefühl, sondern auch eine fruchtbarere Lektüre habe: Je mehr ich aktiv zum Text beitrage, desto mehr Wirkung hat das Ganze für mich.

Lesen ist ein Dialog – nicht, wie man vielleicht zunächst meinen könnte – ein Monolog.

Ich erwähne das aus zwei Gründen: 

  • Zum einen hat mir diese Vorgehensweise erlaubt, jetzt in einer Rückschau ziemlich unkompliziert alle wichtigen Stellen in den Büchern wiederzufinden, um sie hier zu präsentieren. Auf dass sie euch inspirieren und wichtige Gedanken ins neue Jahr mitgeben.
  • Zum anderen kann die Technik selbst vielleicht Inspiration sein, Bücher und das, was sie mit uns und wir mit ihnen machen, aus einer neuen Perspektive zu sehen. Früher waren Bücher für mich das in Form gepresste Heiligtum und jedes Beschmutzen und Verändern der optischen Gestalt ein Sakrileg. Diese Wahrnehmung hat sich für mich geändert – und das hat mich persönlich in meiner Leseerfahrung weitergebracht.

Aber kommen wir zu den Zitaten, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind und zu Gedanken, die ich gerne teilen möchte:

Roger Willemsen: Wer wir waren

Zu keiner Zeit hat ein Blick in die Öffentlichkeit, die Anschauung von Menschen in den sozialen Situationen des Verkehrs, des Genusses, Handelns, Reisens, Kommunikation-Betreibens so massenhaft den Eindruck gespiegelt: Sie sind alle nicht da, abgestoßen vom Hier, auf der Flucht, im Zwischenreich, auf dem Wege, zerstäubt in einem Schwarm der Aufmerksamkeiten, in einem dezentrierten Leben, das sich darunter oft phlegmatisch höhlt. (Willemsen: Wer wir waren, 32.)

Diese Passage tut weh, weil sie so verdammt wahr erscheint. Willemsen mahnt (man möchte fast sagen: fleht), sich wieder mehr zu konzentrieren, zu fokussieren, weniger zu rennen und zu vergleichen. Nur aus Konzentration und Fokus kann sinnhafte, weil zielgerichtete Bewegung entstehen. Das gilt für uns als Individuen genauso wie für uns als Gesellschaft. Politische Veränderungen organisieren sich nicht von selbst, während wir an unsere Displays gefesselt und von der Jagd nach Wasauchimmer getrieben sind.

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Susan Cain: Still. Die Kraft der Introvertierten

Wir leben in einem Wertesystem, das vom “Ideal der Extraversion” geprägt ist, wie ich es nenne – dem allgegenwärtigen Glauben, der Idealmensch sei gesellig, ein Alphatier und fühle sich im Rudel wohl. […] Wir möchten gern glauben, dass wir Individualität wertschätzen, aber vor allem bewundern wir einen Typus – denjenigen, dem es nichts ausmacht, “sich in den Vordergrund zu stellen”. […] Die Introversion – zusammen mit ihren Attributen der Empfindsamkeit, Ernsthaftigkeit und Schüchternheit – gilt heute als Persönlichkeitsmerkmal zweiter Klasse, das irgendwo zwischen enttäuschenden und pathologischen Merkmalen angesiedelt ist. […] Extraversion ist ein enorm attraktiver Persönlichkeitsstil, aber wir haben sie in eine repressive Norm verwandelt, der die meisten Menschen glauben, entsprechen zu müssen. (Susan Cain: Still, 16.)

Ein Auszug, der zeigt, wie viele spannende Gedanken in diesem Text stecken. Und auch, wie viel Kraft er geben kann. Mehr zu Introversion (und Hochsensibilität) und wie ich damit umgehe, habe ich in diesem Text geschrieben. (Zu Hochsensibilität gibt es hier noch einmal einen Extra-Artikel.)

Cederström / Spicer: Das Wellness-Syndrom. Die Glücksdoktrin und der perfekte Mensch

All dies [das Leben als eines voller ständiger Entscheidungen] erfordert ein ständiges Wählen, wer wir sein wollen, enthält aber auch die verborgene Mitteilung, dass wir vielleicht die falschen Entscheidungen treffen. […] Alles könnte immer anders sein, wenn wir nur anders wählten. Ein solches Bewusstsein eröffnet eine Art existenziellen Leerraum, der uns in Panik versetzt. Angesichts der Tyrannei des Wählens scheinen wir zu fragmentieren. Sie ist da, in allen Situationen, von der alltäglichsten wie die Wahl einer Käsetorte bis zu den folgenreichsten wie die Wahl eines Karrierewegs oder eines Lebenspartners. Die völlige Zufälligkeit und Unentschuldbarkeit der Wahl bereiten uns Horror. Und was uns noch mehr entsetzt, ist, dass wir für jede Entscheidung verantwortlich sind (selbst wenn sie für uns getroffen wird). Wenn also alles schief geht, haben wir es nur uns selbst zuzuschreiben. Gezwungen, zwischen ihren vielen möglichen Selbst zu wählen, sind die Männer / Frauen von heute geplagt von Angst. (Cederström / Spicer: Das Wellness-Syndrom, 33f.)

Das hier referierte gesellschaftliche Dilemma führen die beiden Autoren im gesamten Buch weiter aus und machen deutlich: Das ist genau der Punkt, an dem die Selbstverbesserungs-Techniken der modernen Lifestyle-Gurus ansetzen. Du allein bist verantwortlich, es ist deine verdammte Entscheidung, glücklich zu sein. Also sei gefälligst glücklich. No matter what Einkommen, sozialer Status und die damit verbundenen Möglichkeiten innerhalb einer Gesellschaft dazu sagen.

Margarete Stokowski: Untenrum frei

Offenbar ist es noch ein bisschen hin bis zur Gleichberechtigung. In Zahlen: Noch über 100 Jahre. Wir wissen aus dem “Global Gender Gap Report 2015”, dass es – wenn alles so weitergeht – bis ungefähr 2133 dauern wird, bis Männer und Frauen in der Arbeitswelt gleichgestellt sind. (Margarete Stokowski: Untenrum frei, 176.)

Bäm. Das sitzt. Her mit der Gleichberechtigung! So schnell wie möglich, nicht erst in 100 Jahren. Ich will davon noch was mitkriegen.

Bianca Jankovska: Das Millenial-Manifest

Ich frage mich: Soll das ein Vorgeschmack auf die Zukunft sein? Auf die Weiterentwicklung von #eatclean #stayhealthy und #mindfullness, mit der wir alle angeblich nichts zu tun haben? Der Verzicht als Ersatzdroge, als Allheilmittel gegen Maßlosigkeit – und Freifahrtschein in die Langeweilehölle, in der Partys um 19 Uhr in einem veganen Restaurant beginnen und um 22.30 Uhr enden, weil bis auf drei Leute keiner mehr Energie hat, richtig auszubleiben.

Natürlich, wir werden alle nicht jünger, blablabla, und ich bin leider ebenso wenig mit dem Energielevel eines Ochsen gesegnet worden – und doch habe ich mir für kommendes Jahr eines vorgenommen: wieder öfter ja zu sagen zu einem Drink. Zu einer Einladung, zu einer Gelegenheit, dem Trott des immergleichen Erwachsenenlebens aus “Eat – sleep – work – repeat” zu entkommen, das in Neonleuchten an die Wände jedes x-beliebigen Cafés in Berlin-Kreuzberg wie ein neonliberaler Bibelspruch tapeziert wurde. (Bianca Jankovska: Das Millenial-Manifest, 161.)

Ja, genau das habe ich mir auch vorgenommen. Nothing more to say.

Vorsätze, Rückblicke und Schwerelosigkeit

Die letzten Tage sind in diesem wunderbaren Taumel durch merkwürdige Zeitlosigkeit, die nur zwischen den Jahren zuhause ist, vergangen. Ich habe zurück und nach vorne geblickt, gesehen, was passiert ist und imaginiert, was hoffentlich passieren wird. Woran ich gearbeitet habe, was ich geleistet und wo ich gescheitert bin – privat, beruflich, insgesamt.

An den ausgewählten Zitaten kann man sehen: Das vergangene Jahr war für mich vor allem eines, in dem ich mich stark mit mir selbst beschäftigt habe – wer bin ich und wer will ich sein? Ich habe mich auf die Suche nach den Strukturen begeben, die mich beeinflussen und versucht, sie zu verstehen. Um mich selbst und mein Handeln zukünftig besser einordnen zu können.

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2019 wird diese Reise weitergehen – und ich werde mich noch stärker damit beschäftigen, wer ich sein will. Man könnte es Profilschärfung nennen. Oder auch einfach Entwicklung. Ich freu’ mich drauf.

Kommt gut ins neue Jahr!

(Ich hoffe, ihr werdet viel Gelegenheit zum Lesen haben.)

Outfit: 

Mantel: LangerChen

Shirt: Armedangels

Jeans: Mud Jeans

Ketten: Warrior by Naomi + Sister the Brand

(Bevor Fragen auftauchen: Eine der Ketten ist kein Kreuz, sondern eine Fruchtbarkeitsfigur oder -göttin aus der Zeit des Neolithikum, ca. 3000-2500 v. Chr.) 

JENNI

Wanderin im Geiste, mit der Nase im nächsten Buch, nie so ganz zuhause und doch immer da.

KOMMENTARE

[…] dachte ursprünglich, ich würde das nicht nochmal machen – einen ausführlichen Beitrag über die im vergangenen Jahr gelesenen Bücher verfassen. Vor ein paar Tagen habe ich […]

Liebe Jenni, ich hab noch ein paar Lesetipps für 2019 für dich 🙂
– Yaa Gyasi: Heimkehren
– Jodi Picoult: Kleine große Schritte
– Steven Hall: Gedankenhaie

Und noch zwei Klassiker:
– George Orwell: 1984
– Aldous Huxley: Island
– Marge Piercy: Woman at the edge of time

Wenn ich mir deine Leseliste so durchgucke, könnte das passen 😉
Liebe Grüße,
Ela

Huhu liebe Jenni,
was für ein toller Beitrag, danke dafür! Ich erkenne mich wieder – ich, schon immer Leseratte, habe irgendwann auch mit leichtem Entsetzen festgestellt, dass ich weniger lese. Schock. Ich liebe Bücher und sie liegen hier überall herum. Doch in Anbetracht der vielen anderen Optionen, die man heutzutage nun einmal so hat, ist im letzten Jahr manches Lesevergnügen zu kurz gekommen. Daher finde ich deine Idee mit der Leseliste toll (so etwas hatte ich irgendwann auch einmal, hab’s dann wieder vergessen, seufz). Ich werde mir nachher gleich meinen Filofax schnappen und anfangen, darin Bücher aufzulisten. Die, die sich hier schon stapeln und darauf warten, endlich gelesen zu werden und die, die dank deines Beitrags nun hinzukommen werden (tolle Empfehlungen, manches kenne ich schon, manches nicht).
Liebe Grüße 🙂
Bianca

Hey liebe Bianca,
ich danke dir für deine liebe Rückmeldung und freue mich sehr, dass dir der Beitrag so gut gefallen und dich gleich inspiriert hat, eine eigene Leseliste anzulegen! 🙂
Ich finde wirklich, dass sich das Konzept lohnt und mache das mittlerweile im dritten Jahr so. Wenn man sich selbst nicht mehr dem, was an Gelesenem daraufsteht, unter Druck setzt (weil es dann doch nicht so viel ist, wie man gerne hätte), ist die Liste ein wunderbares Tool, um ein bisschen Reflexion und Übersicht in den eigenen Bücherkonsum zu bekommen.
Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen damit!

Liebe Grüße und ganz viel Spaß beim Lesen in diesem Jahr!
Jenni

Oh wie toll, liebe Jenni!
Ich bin eh immer auf der Suche nach Empfehlungen, da kommt mir deine Leseliste gerade recht. Ich bin super happy grade!
Danke dir, alles Liebe,
Ulli

Liebe Ulli,
das freut mich riesig!
Lieben Dank dir für die schöne Rückmeldung und viel Freude beim Lesen! 🙂

Liebe Grüße an dich!
Jenni

“Still” habe ich auch gelesen. Es war wunderbar zu entdecken, warum ich so bin, wie ich bin und dass meine Persönlichkeit nicht nur Nachteile mit sich bringt, wie es einem die extrovertierte Welt suggeriert. Ich würde dieses Buch ALLEN empfehlen, auch Extrovertierten. V.a. Lehrern, denn der Abschnitt mit der Schule hat mich so sehr an mich selbst erinnert; Lehrern scheint einfach nicht bewusst zu sein, dass introvertierte Kinder eine andere Lernumgebung benötigen.

“Fettlogik überwinden” habe ich ebenfalls gelesen. Was mich sehr gestört hat, war, dass die Autorin immer von sich selbst ausgeht und darauf aufbauend verlangt, dass es für jeden so zu sein hat. Außerdem haben mir an vielen Stellen die wissenschaftlichen Quellenangaben gefehlt und teilweise hat sie ja wirklich nur Vermutungen aufgestellt. Auch, dass sie einen Doktortitel in Psychologie hat, ihn aber auf dem Titel ihres Buches bezüglich Abnehmen drucken lässt, ist für mich etwas die Leute hinters Licht führen.

Liebe Alexandra,
ja, “Still” war für mich auch ein außerordentlich wichtiges Buch.
Es hat mir sehr geholfen, mich ein Stück weit besser zu verstehen und mich selbst auch besser zu akzeptieren.
Ein sehr wertvoller Text, den ich nach wie vor immer mal wieder aufschlage, um ein wenig darin zu lesen.
Die Punkte, die du bezüglich “Fettlogik” ansprichst, kann ich unterscheiben – danke für die Ergänzung. Es ist ein Text, der sicherlich für einige Menschen nützlich sein kann, dennoch mit Bedacht gelesen werden sollte.

Liebe Grüße und einen schönen Start ins (Lese-)Jahr 2019 dir!
Jenni

Danke Jenni für die Empfehlungen – das sind tolle Buchempfehlungen, von denen ich bisher keine kannte (Schande über mich :))

Ich finde die Empfehlung: Jaques Lecomte: “Der Welt geht es besser, als Sie glauben” spannend, da mich das Thema Nachhaltigkeit gerade sehr umtreibt – Natur und Menschen geraten zunehmend aus dem Gleichgewicht.

Ich hoffe das Werte wie Natur und Gesundheit weiter zunehmen – wir sind auf einem guten Weg 🙂

Vielleicht gefällt dir auch unser neues Buch: https://www.projekt-early-bird.de/101-gesundheitstipps/
Gesundheit kann doch schließlich ganz einfach sein!

Ich wünsche Dir auch für 2019 weiterhin viel Erfolg und Spaß bei Deinen Projekten 🙂
LG Martin

Hey Martin,
ach, alles gut!
Es spricht nicht für und nicht gegen dich, dass du die Titel nicht kennst. 😉
Ich denke, dass Leselisten ja eine sehr individuelle Angelegenheit sind und du vielleicht einfach in anderen Gebieten mehr unterwegs bist als ich und da sicherlich fundierteres Wissen und eine breitere Auswahl an gelesener Literatur haben wirst.
“Der Welt geht es besser als Sie glauben” war auf jeden Fall spannend, weil es eine erfrischend andere Perspektive gezeigt und darüber hinaus auch sehr kurzweilig zu lesen war.
Ich wünsche dir auch das Beste für das neue Jahr und hoffe, du bist gut reingekommen!

Liebe Grüße
Jenni

Vielen vielen dank für diese ausführliche liste!
meine eigene liste mit bücherwünschen ist soeben um einige punkte gewachsen 🙂
ich musste – auch ohne liste – im letzten jahr feststellen, dass ich wahnsinnig wenig gelesen habe & nehme mir jetzt jeden abend ganz bewusst zeit, um zu lesen 🙂

liebe grüße,
carla

Liebe Carla,
ich freue mich riesig, dass meine Liste deine eigene um ein paar Titel wachsen lassen und du ein wenig Inspiration mitnehmen konntest! 🙂
Ich glaube, der Lesevorsatz ist bei einigen im Moment sehr präsent – was ich sehr befürworte. Ich nehme mir jetzt auch noch mehr Zeit, in Ruhe zu lesen und hoffe, dass ich 2019 noch ein paar Bücher mehr schaffe. (Wobei die Menge der gelesenen Bücher natürlich kein Qualitätskriterium in irgendeiner Hinsicht ist. Schön ist es aber für mich selbst auf jeden Fall.)

Viel Freude dir beim Lesen und einen schönen Start ins neue Jahr!
Jenni

So ein toller umfassender Empfehlungspost, vielen Dank! Ich muss meinen letzten Bücherpist für 2018 auch noch schreiben, und freue mich im neuen Jahr auf das Wellness Syndrom und Die letzten Tage des Patriarchats.
PS: Die Bilder sind toll und die Porträts mega niedlich 🙂
Liebe Grüße

Liebe Sabine,
danke dir für deine schöne Rückmeldung!
Ich bin auch schon ganz gespannt auf deine Empfehlungen – da sind für mich immer richtig gute Titel dabei. 🙂
“Das Wellness-Syndrom” ist wirklich ein Eye Opener, eines der Bücher, die ich im Moment alles und jedem empfehle. Es lohnt sich sehr.
Liebsten Dank dir auch für das schöne Lob der Fotos! ❤️

Liebe Grüße und einen wunderbaren Jahresstart dir!
Jenni

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